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Preisrutsch bei Edelmetallen

24.03.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Viele Marktbeobachter führen den gestrigen Ölpreisrückgang auf den massiven Rohöllageraufbau in den USA zurück. Der Großteil dieses Rückgangs hatte sich aber bereits vor der Veröffentlichung des Berichts ereignet; die Nähe zur psychologisch wichtigen Marke von 40 USD je Barrel dürfte dann dem Preis "den Rest gegeben" haben. Der Lageraufbau von 9,4 Mio. Barrel war zwar deutlich stärker als erwartet. Jedoch ist dieser vor allem dem massiven Anstieg der Rohölimporte auf den höchsten Wochenwert seit Juni 2013 zuzuschreiben.

Zudem waren der Rückgang der Cushing-Bestände um 1,3 Mio. Barrel und eine weitere Reduktion der US-Ölproduktion auf nun 9,04 Mio. Barrel täglich eigentlich noch wichtigere Nachrichten auf der preisstützenden Seite. Doch reicht aus unserer Sicht dies alles noch nicht aus, den Preis nachhaltig über 40 USD je Barrel zu schieben. Denn das fundamentale Bild bleibt schwach. Dem Ölmarkt fehlen schlichtweg belastbare Argumente für einen Preisanstieg außer einer (berechtigten) Hoffnung auf eine Angebotseinengung in der zweiten Jahreshälfte.

Dies, gepaart mit einem starken Optimismus der Anleger, die zuletzt rekordhohe Netto-Long-Positionen bei Brent aufgebaut hatten, spricht kurzfristig eher für eine Preiskorrektur. Auch dürfte den Markt kurzfristig belastet haben, dass die IEA wie wir das Treffen in Doha als "sinnlos" einstuft, weil nur Saudi-Arabien über freie Produktionskapazitäten verfüge. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Trotz unserer kurzfristig skeptischen Haltung zu Rohöl gehen wir zum Jahresende weiterhin von einem Ölpreisanstieg auf 50 USD je Barrel aus.

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Edelmetalle

Gold, Silber und Co. kamen gestern kurz vor Eröffnung des Börsenhandels in den USA deutlich unter Druck und gaben spürbar nach. Auf Schlusskursbasis verlor Gold 2,5% und fiel zeitweise auf ein 4-Wochentief von 1.215 USD je Feinunze. Heute Morgen kann sich der Goldpreis zunächst nicht von seinem gestrigen Rutsch erholen. In Euro gerechnet wurde der Preisrückgang zwar durch den festeren US-Dollar etwas abgefedert, dennoch verbilligte sich Gold auf ein 5-Wochentief von unter 1.090 EUR je Feinunze.

Im Fahrwasser von Gold waren auch die anderen Edelmetalle starkem Verkaufsdruck ausgesetzt. Silber, Platin und Palladium gaben auf Schlusskursbasis um bis zu 4% nach. Der Preisrutsch bei den Edelmetallen erfolgte, ohne dass es neue Nachrichten gegeben hätte. Der US-Dollar allein kann unseres Erachtens die Preisschwäche nicht erklären. Denn dieser wertete zeitweise schon gestern Vormittag auf, der große Rutsch der Edelmetallpreise setzte aber erst am Nachmittag ein.

Die Gold-ETFs verzeichneten gestern sogar leichte Zuflüsse und die Bestände der anderen ETFs zeigten sich nahezu unverändert. Wir gehen daher davon aus, dass der Preisrückgang über den Futures-Markt erfolgte. Dort war bei Gold mit 337 Tsd. Kontrakten ein überdurchschnittlich hohes Handelsvolumen zu beobachten. Wir erwarten nicht, dass der Goldpreis längerfristig weiter fällt, denn das aktuelle Preisniveau dürfte als attraktive Kaufgelegenheit erachtet werden.


Industriemetalle

Auch die Industriemetallpreise wurden gestern in den Abwärtssog der Rohstoffe gezogen. Angeführt von Kupfer fiel der LME-Industriemetallindex um 1,8% unter 2.300 Punkte. Einzig Zinn legte gegen den Trend zu und verteuerte sich zeitweise sogar auf ein 12-Monatshoch von 17.500 USD je Tonne. Von seinem 6½-Jahrestief im Januar ist der Preis mittlerweile um über 30% gestiegen. Mehr und mehr zeichnet sich ab, dass der globale Zinnmarkt in diesem Jahr klar unterversorgt sein wird. Denn in Indonesien wurde zuletzt deutlich weniger Zinn produziert und vor allem exportiert.

Gemäß Daten des indonesischen Handelsministeriums beliefen sich die Ausfuhren im Januar und Februar zusammen auf lediglich 7 Tsd. Tonnen, 45% weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Laut Einschätzung des International Tin Research Institute (ITRI) müsste Indonesien aber monatlich rund 8 Tsd. Tonnen Zinn exportieren, damit der globale Zinnmarkt ausgeglichen ist. Zugleich gehen wir davon aus, dass die Nachfrage aus der Elektronikindustrie, die rund die Hälfte der gesamten Zinnnachfrage ausmacht, wieder anzieht. Dies sollte ebenfalls zu einer Anspannung des Zinnmarktes beitragen.

Auch die Lagerbestände bieten nur wenig Spielraum, zu einer Entspannung des Marktes beizutragen. Denn die Zinnvorräte in den Lagerhäusern der LME liegen mit 4.400 Tonnen nur leicht über dem vor kurzem verzeichneten 7-Jahrestief.


Agrarrohstoffe

Neben dem negativen Rohstoffumfeld drückten gestern auch produktspezifische Nachrichten auf den Zuckerpreis. Zum einen sollen in Brasilien Niederschläge die Entwicklung des Zuckerrohrs begünstigen. Zum anderen meldete Thailand für Januar und Februar gegenüber dem Vorjahr kräftig gestiegene Zuckerexporte. Allerdings gibt es gute Gründe dafür, dass der Zuckerpreis zuvor kräftig zugelegt hatte. Er befindet sich mit rund 16,5 US-Cents je Pfund auf dem höchsten Niveau seit Oktober 2014.

Schon seit Längerem ist absehbar, dass es in der laufenden und wohl auch der kommenden Saison nach einigen Überschussjahren nun zu Angebotsdefiziten am Zuckermarkt kommen dürfte. Nach und nach werden die Schätzungen dafür nach oben korrigiert, nachdem aus wichtigen Produzentenländern negative Nachrichten kommen: Das Analysehaus Green Pool erwartet aus der auslaufenden Ernte Thailands nur eine Zuckerproduktion von rund 10 Mio. Tonnen, die niedrigste seit 2010/11.

Für Indien geht die Zuckermühlenvereinigung ISMA wegen trockenheitsbedingt schlechter Bodenbedingungen von einer rückläufigen Zuckerproduktion 2016/17 aus. Und die brasilianische Zuckerindustrievereinigung Unica rechnet nach einem Produktionsrückgang 2015/16 um rund 4% für 2016/17 nur mit einem leichten Produktionsanstieg. Auch von der Währungsseite kommt Auftrieb: Ebenso wie die Schwäche des Brasilianischen Real über Monate den in US-Dollar notierten Zuckerpreis unter Druck gesetzt hatte, wirkt seine Aufwertung über die letzten Wochen nun in die Gegenrichtung.



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