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Indien und das Gold: Eine Liebesbeziehung

31.03.2016  |  David Chapman
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Anscheinend läuft dieses Programm bislang gar nicht gut, obwohl das Mindestinvestment bei 2 Gramm (0,065 Unzen) liegt und die Anlagesumme auf maximal 500 Gramm (16,1 Unzen) begrenzt ist. In Kanada kann man, je nach Bank, beispielsweise erst für 5-10 Unzen Gold ein Goldzertifikat bekommen. Doch die Inder wollen ihr Gold offenbar lieber selbst verwahren, statt es im Tausch gegen ein Stück Papier der Regierung zu überlassen. Diese Anleihen können übrigens von jedem erworben werden, von Privatanlegern, Institutionen und sogar Gottheiten, denen dem indischen Gesetz nach bestimmte Rechte zustehen.

Warum also versucht die indische Regierung, den Bürgern ihr Gold zu entlocken? Indien ist Mitglied der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ), die von China und Russland gemeinsam mit einigen anderen Staaten gegründet wurde. Die asiatische Organisation wird in Zukunft mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung vertreten. Sie verfolgt eine Reihe verschiedener Ziele, von militärischer Kooperation (manche sehen in der SOZ ein Gegengewicht zur NATO) bis hin zum wirtschaftlichen Zusammenwachsen der asiatischen Nationen.

Innerhalb der Organisation übernehmen China und Russland eindeutig die Führungsrolle. Ein Ziel der SOZ besteht auch in der Wiederbelebung der Seidenstraße, einem Netz von Handelsstraßen, die den asiatischen Kontinent auf dem See- und Landweg mit Europa verbanden.

Indien erachtet die SOZ als wichtig für die wirtschaftliche Gesundheit und die zukünftigen Wachstumsaussichten des Landes. Die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit will unter anderem auch Gold in ihr monetäres System integrieren. Die beiden Gründerstaaten China und Russland haben bereits begonnen, ihre Goldreserven aufzustocken. Beide Länder zählen zudem zu den größten Goldproduzenten weltweit und benötigen einen Großteil des im Land geförderten Edelmetalls selbst. Indien befindet sich dagegen nicht in dieser komfortablen Lage und muss stattdessen nahezu das gesamte im Land nachgefragte Gold importieren.

Trotz der lange währenden Liebesbeziehung zu Gold hat Indien erst kürzlich mit dem Kauf großer Mengen des Edelmetalls begonnen. Noch 1982 benötigte Indien gerade einmal 65 Tonnen. Bis 1990 herrschte ein Importverbot, sodass ein Großteil des Goldes ins Land geschmuggelt werden musste. Der Aufpreis betrug damals etwa 50% des eigentlichen Goldpreises und lag damit weit über den 10%, die heute üblicherweise zusätzlich bezahlt werden.

Damals kauften arme Landwirte Gold als Währung und Kreditsicherheit, um mit Hilfe des gelben Metalls schwere Zeiten überstehen zu können. Die Bauern verwendeten es auch, um Land von den örtlichen Grundstückseigentümern zurückzukaufen. Der folgende Chart zeigt die enormen Goldmengen, die Indien mittlerweile regelmäßig importiert.

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Das Problem ist, dass die Regierung mit der Bevölkerung um Gold konkurriert. Die indische Zentralbank RBI besitzt 558 Tonnen Gold, was in etwa 5,4% der offiziellen Währungsreserven entspricht. China besitzt offiziellen Angaben zufolge 1.762 Tonnen, auch wenn das nur einem Anteil von 1,8% an den Devisenreserven entspricht. Das Land plant jedoch offenbar, seine Goldbestände substantiell zu erhöhen. Russland hält 1.392 Tonnen des Edelmetalls, das damit 13% der Währungsreserven ausmacht.

Zum Vergleich: Die Vereinigten Staaten besitzen 8.133 Tonnen bzw. 72% ihrer Devisenreserven in Gold, Deutschland hat 3.381 Tonnen Gold (66% der Reserven), Italien besitzt 2.451 Tonnen Gold (64% der Währungsreserven) und Frankreich hält 2.435 Tonnen Gold (60% der offiziellen Reserven). Das andere Extrem ist Kanada mit Goldbeständen in Höhe von 77 Unzen, die einem Anteil von 0% an den Währungsreserven des Landes entsprechen.

Nichtsdestotrotz bauen China und Russland ihre Goldvorräte weiter aus. Beide Länder haben angekündigt, ihre Währungen, den Yuan und den Rubel, mit Gold decken zu wollen. In Zukunft soll Gold in der SOZ eine zentrale Rolle spielen. All diese Maßnahmen sollen zur Unterstützung einer soliden Geld- und Währungspolitik dienen. Indien benötigt also einen Weg zur Beschaffung des gelben Metalls und eine Möglichkeit ist es, die Menschen zu überzeugen, sich von ihrem in Privatbesitz befindlichen Gold zu trennen.

Aus diesem Grund wurden die Goldanleihen herausgegeben und die anderen Initiativen zur Monetarisierung von Gold gestartet. Schätzungen des World Gold Council zufolge besitzt die indische Bevölkerung insgesamt 22.000 Tonnen Gold, während die Zentralbank des Landes nur über 558 Tonnen verfügt.

Aus einer Studie des WGC geht hervor, dass 77% der indischen Goldkäufer das Edelmetall im Jahr 2013 als Investment erwarben, auch wenn sie das meiste in Form von Schmuck kauften. Weniger als die Hälfte der Goldbesitzer des Landes würde es in Betracht ziehen, ihr Gold bei einem Finanzinstitut zu hinterlegen, um darauf Zinsen zu erhalten. Diese Zahlen werden sich seitdem nicht nennenswert geändert haben. Es ist also kein Wunder, dass die Regierung sich größte Mühe gibt, die Bevölkerung von ihren Programmen zu überzeugen.


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