Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Öl und Metalle unter Druck

31.03.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise erlebten gestern eine regelrechte Achterbahnfahrt. Zunächst stiegen sie um mehr als 3%, Brent in der Spitze auf 40,5 USD je Barrel, WTI auf knapp 40 USD je Barrel. Am Ende des Handelstages war von diesen Gewinnen allerdings nichts mehr übrig. Brent ging bei deutlich weniger als 40 USD je Barrel aus dem Handel, WTI deutlich unter 39 USD je Barrel. In den frühen Handelsstunden setzt sich die Abwärtstendenz fort.

Laut einer Reuters-Umfrage ist die Ölproduktion der OPEC im März um 100 Tsd. auf 32,47 Mio. Barrel pro Tag gestiegen. Dies war insbesondere auf Iran und Irak zurückzuführen, während die Vereinigten Arabischen Emirate, Nigeria und Libyen weniger Öl produzierten. Saudi-Arabien behielt sein Förderniveau weitgehend unverändert bei. Bedenkt man, dass die Produktionsrückgänge in den V.A.E. und Nigeria wahrscheinlich wieder rückgängig gemacht werden und Saudi-Arabien und Kuwait ihre Ölproduktion nach der Wiederinbetriebnahme eines gemeinsam betriebenen Ölfeldes in der Neutralen Zone erhöhen werden, dürfte die OPEC-Produktion in den kommenden Monaten weiter steigen.

Eine Einigung auf Produktionsobergrenzen am 17. April tut daher dringend Not, auch wenn der Chef der Internationalen Energieagentur, Birol, ähnlich wie wir für dieses Jahr nur einen Anstieg der iranischen Ölproduktion um 500 Tsd. Barrel pro Tag erwartet. Die US-Rohöllagerbestände sind in der letzten Woche weniger stark gestiegen als erwartet. Eine höhere Rohölverarbeitung und geringere Importe waren dafür verantwortlich. Die Lagerbestände in Cushing und bei Ölprodukten sind dagegen gefallen, ebenso die US-Rohölproduktion.


Edelmetalle

Der Goldpreis stieg gestern kurzzeitig auf 1.245 USD je Feinunze, hat mittlerweile aber fast alle Gewinne wieder abgegeben und notiert heute Morgen unter 1.230 USD. Auch der weiterhin schwache US-Dollar konnte den Preisrückgang nicht verhindern. In Euro gerechnet markierte der Goldpreis daher gestern im späten Handel ein 6-Wochentief und handelt heute Morgen nur leicht höher bei rund 1.085 EUR je Feinunze. Feste Aktienmärkte, die einen höheren Risikoappetit der Marktteilnehmer ausdrücken, lassen Gold als wertstabile Anlage offenbar unattraktiver erscheinen.

Auch haben die teilweise hohen ETF-Zuflüsse der letzten Wochen zunächst gestoppt. Der SPDR GoldTrust verzeichnete gestern den zweiten Tagesabfluss in Folge. Im Fahrwasser von Gold zeigt sich auch Silber schwächer und fällt auf etwa 15,2 USD je Feinunze. Während das Interesse an den Gold-ETFs derzeit anscheinend etwas nachlässt, wird es bei den Silber-ETFs größer. Die von Bloomberg erfassten Silber-ETFs verzeichneten im März fast jeden Tag Zuflüsse - gestern waren es wieder 24 Tonnen. Seit Monatsbeginn wurden die Bestände um 903 Tonnen aufgebaut. Sie liegen aktuell auf dem höchsten Stand seit Dezember 2014.

Und auch die Silbermünzen erfreuen sich weiter großer Beliebtheit. In den USA wurden Daten der US-Münzanstalt zufolge im März wieder über 4 Mio. Unzen Silbermünzen verkauft, 17% mehr als im Vorjahr. Der Absatz von Goldmünzen liegt dagegen unter dem Vorjahresniveau. Die derzeit hohe Investment- und Münznachfrage sollte dazu beitragen, dass der Silberpreis gegenüber dem Goldpreis aufholt. Aktuell liegt das Gold/Silber-Verhältnis wieder über 80.

Open in new window


Industriemetalle

In Ermangelung wesentlicher spezifischer Nachrichten bewegen sich die Metallpreise derzeit offenbar im Einklang mit den Ölpreisen. Hatten gestern zwischenzeitlich höhere Ölnotierungen die Metallpreise unterstützt, wurden sie von fallenden Ölpreisen im späten Handel wieder nach unten gezogen. Heute Morgen setzt sich der Preisrückgang weiter fort, sowohl bei Öl als auch bei den Metallen. Kupfer fällt auf ein 4-Wochentief von gut 4.800 USD je Tonne. Nickel und Blei markieren jeweils 5-Wochentiefs von weniger als 8.400 USD bzw. rund 1.700 USD je Tonne.

Gemäß Daten des Nationalen Statistikinstituts INE wurden in Chile, dem weltweit größten Kupferminenproduzenten, im Februar knapp 450 Tsd. Tonnen Kupfer produziert, in etwa genauso viel wie im Vorjahr, aber weniger als im Vormonat. In den ersten beiden Monaten zusammen liegt die chilenische Kupferminenproduktion fast 7% unter dem vergleichbaren Vorjahresniveau. Vor allem im Januar wurde die Produktion wegen der deutlich gefallenen Kupferpreise zurückgefahren.

Da sich diese mittlerweile etwas erholt haben, dürfte wohl auch die Produktion demnächst wieder höher ausfallen. Glencore, einer der weltweit größten Rohstoffhändler und -produzenten, plant, bis 2018 mehr als 1,1 Mrd. USD in seine "Mopani"-Kupfermine in Sambia zu investieren. Damit soll das Minenleben um 25 Jahre verlängert werden. Das Unternehmen hält aber wohl an seinem Plan von November fest, bis Ende 2017 die Produktion in den afrikanischen Minen um über 450 Tsd. Tonnen zu kürzen.


Agrarrohstoffe

Die Getreidepreise werden derzeit stark von Wettereinflüssen getrieben. Gestern sorgten Vorhersagen von Regenfällen in den trockenheitsgeplagten Anbaugebieten im Mittleren Westen der USA für beträchtlichen Abgabedruck bei den Weizenpreisen. Diese gaben ihre an den Vortagen verzeichneten Gewinne nahezu vollständig wieder ab. CBOT-Weizen fiel auf 464 US-Cents je Scheffel, der in Paris gehandelte Terminkontrakt auf 155 EUR je Tonne.

Im Schlepptau von Weizen gaben auch Mais und Sojabohnen nach, wenn auch weniger stark. Mais fiel auf 367 US-Cents je Scheffel, Sojabohnen auf 909 US-Cents je Scheffel. Heute Abend veröffentlicht das US-Landwirtschaftsministerium die Ergebnisse einer Umfrage unter US-Landwirten zu den Anbauplänen in diesem Frühjahr und zu den Quartalslagerbeständen von Weizen, Mais und Sojabohnen zum 1. März. Trotz drei Jahre rückläufiger Preise soll die Anbaufläche von Mais und Sojabohnen steigen, da die Landwirte hoffen, mit einer höheren verkauften Menge die gesunkenen Preise auszugleichen und zumindest die variablen Kosten zu decken.

Bei Weizen wird dagegen ein kräftiger Flächenrückgang erwartet, was angesichts der deutlich reduzierten Winterweizenfläche keine Überraschung mehr darstellt. Die US-Maisbestände sollen auf das höchste März-Niveau seit 1987 steigen, die US-Sojabohnenvorräte auf das höchste März-Niveau seit 2007 und die US-Weizenbestände auf das höchste März-Niveau seit 2011. Die Aussichten für eine nachhaltige Preiserholung sind damit schlecht.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"