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Produktionsobergrenzen am Ölmarkt zunehmend fraglich

04.04.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise haben nach deutlichen Verlusten am Freitag die abgelaufene Handelswoche im Minus abgeschlossen. Auslöser für den Ausverkauf am Freitag waren Äußerungen des stellvertretenden Kronprinzen von Saudi-Arabien, nur dann zum Einfrieren der Ölproduktion bereit zu sein, wenn sich alle wichtigen Ölproduzenten einschließlich des Iran daran beteiligen würden. Der Iran hat dies zum jetzigen Zeitpunkt kategorisch ausgeschlossen. Damit steht hinter einer Einigung auf Produktionsobergrenzen bei dem Treffen am 17. April in Doha ein großes Fragezeichen.

Auch Russland scheint sich nicht an vereinbarte Produktionsobergrenzen gebunden zu fühlen. Wie aus dem russischen Energieministerium verlautet, stieg die russische Ölproduktion im März auf 10,91 Mio. Barrel pro Tag, was dem höchsten Niveau seit fast 30 Jahren entspricht. Nach der vorläufigen Einigung Russlands mit Saudi-Arabien, Venezuela und Katar von Mitte Februar hätte das Produktionsniveau von Januar nicht überschritten werden dürfen.

Spekulative Finanzanleger, welche in Erwartung einer Einigung auf einen steigenden Ölpreis gesetzt hatten und damit den Preisanstieg zwischen Mitte Februar und Mitte März maßgeblich begünstigt hatten, dürften sich angesichts der neuen Nachrichtenlage wieder zurückziehen. Der Ölpreis könnte daher weiter nachgeben. Der Rückgang der US-Ölproduktion dürfte einem stärkeren Preisrückgang allerdings entgegenstehen. Die aktiven Ölbohrungen sind letzte Woche zum 14. Mal in den letzten 15 Wochen gesunken und die US-Rohölproduktion könnte letzte Woche erstmals seit Herbst 2014 unter 9 Mio. Barrel pro Tag gefallen sein.


Edelmetalle

Im Zuge besser als erwarteter US-Konjunkturdaten fiel Gold letzten Freitag zeitweise auf 1.210 USD je Feinunze und handelt zu Beginn der neuen Handelswoche nur etwa 10 USD höher. In Euro gerechnet markierte Gold am Freitag bei 1.065 EUR je Feinunze ein 7-Wochentief. In den USA wurden im März 215 Tsd. neue Stellen geschaffen. Zudem legten die Löhne etwas stärker zu als erwartet. Laut Einschätzung unserer Volkswirte spricht die Stärke des US-Arbeitsmarktes für zwei weitere Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed in diesem Jahr.

Die Markteilnehmer am Goldmarkt scheinen dies ähnlich zu sehen, im Gegensatz zum Devisen- und Geldmarkt. Denn der US-Dollar ist am Freitag kaum gestiegen und die Fed Fund Futures zeigen, dass die Marktteilnehmer nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 62% mit einer Zinserhöhung der Fed bis zum Jahresende rechnen. Eine vorsichtige Vorgehensweise der Fed sollte der Goldmarkt unseres Erachtens ohne weiteres verkraften können. Zumal die Fed-Vorsitzende Yellen vor knapp einer Woche erst kurzfristige Zinsanhebungen ausgeschlossen hatte.

Die EZB hat seit Monatsbeginn das Volumen ihrer Anleihekäufe von 60 Mrd. auf 80 Mrd. Euro monatlich erhöht. Davon sollte der Goldpreis in Euro gerechnet profitieren. Allerdings haben die spekulativen Finanzinvestoren in der Woche zum 29. März ihre Netto-Long-Positionen bei Gold weiter auf 154,2 Tsd. Kontrakte ausgeweitet, der höchste Stand seit Oktober 2012. Dadurch hat sich Korrekturpotenzial aufgebaut. Ein Teil des Preisrückgangs seit dem Datenstichtag könnte bereits auf das Schließen von Long-Positionen zurückzuführen sein.

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Industriemetalle

Die Metallpreise zeigen sich zum Start in die neue Handelswoche von ihrer schwachen Seite und geben in der Breite nach. Kupfer fällt zum Beispiel unter 4.800 USD je Tonne, Zink verbilligt sich auf rund 1.850 USD je Tonne und Nickel notiert unter 8.300 USD je Tonne. Am Freitag erhielten die meisten Metallpreise noch durch gute Konjunkturdaten Unterstützung. Erst fiel der chinesische Einkaufsmanagerindex besser aus als erwartet, dann überzeugte auch in den USA der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe. Dieser ist im März deutlich stärker als erwartet auf 51,8 gestiegen, der höchste Wert seit Juli 2015. Er lag damit zugleich erstmals seit sieben Monaten wieder über der Marke von 50, die Expansion anzeigt.

Vor allem die Auftragseingangs-Komponente legte deutlich zu. Die US-Wirtschaft scheint damit die Schwäche des vierten Quartals überwunden zu haben. Eine höhere Nachfrage nach Metallen sollte die Metallpreise unterstützen. Die USA sind nach China der weltweit zweitgrößte Metallkonsument.

In Abwesenheit metallspezifischer Daten werden die Metallpreise in dieser Woche wohl in erster Linie durch Makrodaten getrieben sein. Auch dürften die Ölpreise weiterhin eine Rolle spielen. Diese geben heute Morgen weiter nach, was wohl auch auf den Metallpreisen lastet. Wegen eines Feiertages sind die chinesischen Märkte heute geschlossen.


Agrarrohstoffe

Der Internationale Getreiderat IGC veröffentlichte am Freitag erste Prognosen zu den weltweiten Versorgungsbilanzen bei Weizen, Mais und Sojabohnen für die Saison 2016/17. Demnach sollen die Bestände an Weizen Ende 2016/17 nur unwesentlich unter dem Ende 2015/16 erwarteten Rekord liegen. Die globale Weizenproduktion wird um 11 Mio. Tonnen niedriger als in der laufenden Periode geschätzt. Da allerdings auch die Nachfrage leicht rückläufig sein soll, wird sich laut IGC nur ein kleines Defizit von 3 Mio. Tonnen ergeben. Damit rechnet das IGC weiter mit einer entspannten Versorgungslage bei Weizen.

Bei Mais prognostiziert der IGC nach einer ausgeglichenen Bilanz in diesem Erntejahr für 2016/17 gar einen Überschuss - wenn auch nur einen sehr kleinen. Die weltweite Maisproduktion soll stark zulegen, allerdings mit 993 Mio. Tonnen unter dem Rekord von 2014/15 bleiben. Zwar gibt es keine detaillierten Ländertabellen, doch dürfte auch der IGC eine hohe US-Maisfläche unterstellen, wie es die Schätzungen des US-Landwirtschaftsministeriums von Ende März nahelegen.

Für Getreide insgesamt erwartet der IGC 2016/17 eine ausgeglichene Bilanz, so dass die Bestände auf dem Rekordniveau der laufenden Periode verharren dürften. Etwas angespannter zeichnet der IGC die Lage bei Sojabohnen, wo sich erstmals seit 5 Jahren ein Defizit ergeben soll, das er auf 7 Mio. Tonnen schätzt. Dabei soll die Produktion ausgehend vom Rekord 2015/16 nur um 3 Mio. Tonnen auf 320 Mio. Tonnen fallen, die Nachfrage aber weiter kräftig zulegen. Auch für Raps erwartet der IGC rückläufige Bestände, nachdem die Produktion nochmals sinken soll.



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