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Höhere Risikoaversion lastet auf Preisen

05.04.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise setzen ihre vor zwei Wochen begonnene Korrektur fort. Gestern gaben sie um weitere 2,5-3% nach. Brent notiert bei 37,5 USD je Barrel auf einem Monatstief. Von seinem Mitte März verzeichneten 3½-Monatshoch hat sich der Preis mittlerweile 12% entfernt. Bei WTI beläuft sich der entsprechende Rückgang sogar auf 15%. Insbesondere seitens der spekulativen Finanzanleger hat sich ein beträchtliches Korrekturpotenzial aufgebaut, was sich nun zu entfalten scheint.

Laut der gestern von der ICE veröffentlichten Statistik zur spekulativen Marktpositionierung stiegen die Netto-Long-Positionen bei Brent in der Woche zum 29. März nochmals um 4,2 Tsd. auf gut 348 Tsd. Kontrakte. Das war der dritte Aufbau in Folge und der sechste in den letzten sieben Wochen. Zugleich stellt dies ein neuerliches Rekordniveau dar. Seit Jahresbeginn haben sich die Netto-Long-Positionen mehr als verdoppelt. In der Kategorie Futures und Optionen kam es hingegen zu einem Rückgang um 6,7 Tsd. Kontrakte, ebenso bei Gasöl.

Die CFTC hatte am Freitag einen Abbau der spekulativen Netto-Long-Positionen bei WTI um 16,9 Tsd. Kontrakte berichtet. Wir rechnen im Vorfeld der Sitzung der Ölproduzenten in Doha in knapp zwei Wochen mit einem fortgesetzten Rückzug der Finanzanleger, welcher die Ölpreise weiter belasten sollte. Um das Treffen doch noch zu einem Erfolg werden zu lassen, will sich der russische Energieminister Nowak mit seinem saudi-arabischen Amtskollegen treffen. Beide Länder haben zuletzt Zweifel am Zustandekommen von verbindlichen Produktionsobergrenzen aufkommen lassen (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern).

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Edelmetalle

Gold profitiert heute Morgen von einer deutlich höheren Risikoaversion der Marktteilnehmer und steigt auf rund 1.225 USD je Feinunze. Im Fahrwasser von Gold legt Silber überproportional zu und überschreitet in diesem Zusammenhang wieder die Marke von 15 USD je Feinunze. Derzeit verschiebt sich offenbar die physische Investmentnachfrage etwas von Gold hin zu Silber. So verzeichneten die Gold-ETFs gestern Abflüsse von 1,2 Tonnen. Letzte Woche gab es mit gut 6 Tonnen den ersten Wochenabfluss seit Jahresbeginn. Damit wird die derzeit schwache physische Nachfrage in Asien nicht mehr durch ETF-Zuflüsse ausgeglichen.

Dagegen wurden die Bestände der Silber-ETFs weiter aufgebaut - gestern um 52 Tonnen und in der letzten Woche um 164 Tonnen. Und auch bei der Münznachfrage ist eine Verschiebung zu beobachten. Während in den USA im März mit 38 Tsd. Unzen 18% weniger Goldmünzen als im Vorjahr verkauft wurden, sind die Silbermünzabsätze um 17% auf 4,1 Mio. Unzen gestiegen. Dem Silberpreis hat dies bislang allerdings nicht geholfen. Das Gold/Silber-Verhältnis liegt aktuell wieder bei über 81.

Auch Platin und Palladium erholen sich heute Morgen etwas von ihren spürbaren Verlusten gestern. Platin handelt bei 950 USD je Feinunze, Palladium kostet gut 550 USD je Feinunze. Schwächer als erwartete US-Fahrzeugverkäufe im März trugen gestern zum Preisrückgang bei. In den USA ist die saisonbereinigte annualisierte Verkaufsrate auf 16,46 Mio. Einheiten gefallen, der niedrigste Wert seit 13 Monaten. Die Dynamik hat hier seit dem Mehrjahreshoch im Herbst spürbar nachgelassen.


Industriemetalle

Im Zuge der deutlich höheren Risikoaversion der Marktteilnehmer standen auch die Metallpreise gestern im späten Handel spürbar unter Druck. Der LME-Industriemetallindex verlor 1% auf 2.256 Punkte und markierte damit ein 5-Wochentief. Die größten Verlierer waren dabei Blei (-1,8%) und Kupfer (-1,5%). Die Stimmung hellt sich heute Morgen nur langsam auf.

Der Eisenerzpreis hält sich dagegen bei knapp 55 USD je Tonne und zehrt noch von seinen starken Gewinnen von Anfang März. Wie der Hafenbetreiber von Port Hedland in Australien, dem weltweit größten Eisenerzverladehafen, heute Morgen berichtete, sind die Eisenerzverschiffungen über den Hafen im März im Vergleich zu den Vormonaten wieder deutlich gestiegen. Mit 39,5 Mio. Tonnen haben sie sogar ein Rekordhoch erreicht. Der Großteil davon wurde nach China verfrachtet. Dies deutet auf robuste chinesische Eisenerzimporte hin.

Die chinesische Zollbehörde veröffentlicht die entsprechenden Daten nächste Woche Mittwoch. Viele chinesische Stahlhersteller haben ihre Produktion nach den Neujahrsfeierlichkeiten und im Zuge der deutlich gestiegenen Stahlpreise zuletzt wieder hochgefahren, was zu einer entsprechend hohen Nachfrage nach Eisenerz beiträgt. Es bleibt jedoch abzuwarten, inwiefern dies nachhaltig ist. Denn die chinesische Regierung ist bestrebt, die Überkapazitäten in der heimischen Stahlbranche deutlich abzubauen. Dies dürfte schlussendlich auch die Eisenerznachfrage belasten.


Agrarrohstoffe

Heute veröffentlicht das US-Landwirtschaftsministerium seine ersten landesweiten Winterweizenbewertungen für 2016. In Umfragen wird durchschnittlich geschätzt, dass 56% der Pflanzen einen guten oder sehr guten Zustand aufweisen. Ende November 2015 waren es 55% gewesen, vor einem Jahr 44%. Damit wäre der Weizen trotz langer Trockenheit in manchen Weizengegenden recht gut über den Winter gekommen.

Negative Nachrichten kommen dagegen weiter aus der Ukraine. Inzwischen wird ein Einbruch der Weizenproduktion um 35% gegenüber 2015 auf rund 17 Mio. Tonnen für wahrscheinlich gehalten. Auch in Russland wird eine niedrigere Ernte erwartet. Im Herbst hatte schlechtes Wetter die Aussaat reduziert, allerdings ist der Zustand der Pflanzen aufgrund des milden Winters besser als im Vorjahr.

Nach Erwartungen des Beratungshauses SovEcon dürften 57 Mio. Tonnen Weizen geerntet werden, nach 62 Mio. Tonnen 2015. In Paris gibt die Aussicht auf geringere Konkurrenz aus dem Schwarzmeerraum dem Weizenpreis Auftrieb, zumal auch in der EU selbst die Ernte 2016 nicht ganz so hoch ausfallen soll wie zuvor. Laut ihrer gestern aktualisiert veröffentlichten Prognose rechnet die EU-Kommission mit 151,3 Mio. Tonnen Weizen nach 159,7 Mio. Tonnen 2015.

Gegenüber der letzten Schätzung von Anfang März hob die Kommission ihre Prognose allerdings leicht an. Für Mais rechnet sie dagegen nach dem schlechten Vorjahr nur noch mit einer Erholung auf 64,7 Mio. Tonnen, zuvor hatte sie 67 Mio. Tonnen angesetzt.



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