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Ölpreise legen deutlich zu

06.04.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise konnten sich in der Nacht spürbar erholen. Brent legt am Morgen um 2% auf 38,8 USD je Barrel zu. WTI verteuert sich um 3% auf 37 USD je Barrel. Für Auftrieb sorgen die gestern nach Handelsschluss vom API veröffentlichten Lagerdaten. Diese wiesen für die letzte Woche einen überraschenden Rückgang der US-Rohölbestände um 4,3 Mio. Barrel aus. Das war der erste Lagerabbau seit sieben Wochen und der zweite in den letzten zwölf Wochen.

Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag. Nach den gestrigen API-Daten dürfte die Markterwartung eines Lageraufbaus von 3 Mio. Barrel nach unten korrigiert werden, was den Preisen weiteren Auftrieb geben könnte. Dies gilt erst recht für den Fall, sollte die US-Rohölproduktion in der letzten Woche erstmals seit Oktober 2014 unter die Marke von 9 Mio. Barrel pro Tag gerutscht sein. Dafür müsste sie um weitere 23 Tsd. Barrel pro Tag sinken, was dem durchschnittlichen Wochenrückgang der letzten acht Wochen entspricht.

Die kuwaitische OPEC-Gouverneurin ist trotz der zuletzt aufgekommenen Zweifel weiterhin zuversichtlich, dass es bei dem Treffen der Ölproduzenten am 17. April in Doha zu einer Einigung auf Produktionsobergrenzen kommen wird. Auch andere OPEC-Delegierte äußerten sich ähnlich. Wir sind diesbezüglich eher skeptisch. Noch ist nicht einmal klar, ob der Iran an dem Treffen überhaupt teilnehmen wird. Der iranische Ölminister hat seine Teilnahme noch nicht zugesagt, seine Stellvertreterin plant dagegen nicht, nach Doha zu kommen.

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Edelmetalle

Gold handelt heute Morgen bei knapp 1.230 USD je Feinunze bzw. rund 1.080 EUR je Feinunze. Im gestrigen Marktumfeld war das gelbe Edelmetall stark gefragt und stieg in der Spitze um 1,5% auf gut 1.235 USD. Da sich der EUR-USD-Wechselkurs kaum bewegte, zog auch Gold in Euro gerechnet mit an. Getrieben wurde der Goldpreis durch schwache Aktienmärkte, die eine höhere Risikoaversion der Marktteilnehmer ausdrückten, gefallenen Ölpreisen und gesunkenen Anleiherenditen.

Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen ist auf ein 5-Wochentief gefallen. Dies verringert die Opportunitätskosten der Goldhaltung, da Gold keine Zinsen abwirft. Die Fed Fund Futures preisen nur noch eine Wahrscheinlichkeit von 50% für eine Zinserhöhung in diesem Jahr ein. Auch die Zinssenkung und die Aussicht auf weitere Zinssenkungen der indischen Zentralbank dürften eine Rolle gespielt haben. Denn dadurch wird Gold im ohnehin schon weltweit zweitgrößten Goldkonsumentenland noch attraktiver.

Positive US-Konjunkturdaten - der ISM-Index für den Dienstleistungssektor fiel im März besser aus als erwartet - bremsten am Nachmittag jedoch den Preisanstieg. Zudem gab es mit 6,6 Tonnen einen weiteren kräftigen Abfluss aus den Gold-ETFs. Heute Abend wird das Protokoll der letzten Sitzung der US-Notenbank Fed veröffentlicht. Dieses dürfte, wie schon von der Fed-Vorsitzenden Yellen in der Pressekonferenz dargestellt, die Risiken für die globale Wirtschaft betonen und die wohl langsamere Vorgehensweise der Fed im aktuellen Zinserhöhungszyklus bestätigen. Hiervon sollte Gold profitieren.


Industriemetalle

Kupfer, Aluminium und Co. erholen sich heute Morgen etwas von ihren teilweise starken Verlusten gestern. Unterstützt werden sie dabei wohl durch den spürbaren Anstieg der Ölpreise. Kupfer handelt bei knapp 4.800 USD je Tonne und Aluminium hält sich über der Marke von 1.500 USD je Tonne. Größter Verlierer war gestern Zink mit einem Minus von 2,3%. Das hauptsächlich in der Stahlindustrie zur Galvanisierung verwendete Metall zehrt aber noch von seinen seit Jahresbeginn aufgelaufenen deutlichen Gewinnen.

Die zuletzt verhaltene Entwicklung der Metallpreise ist auch dem Rückführen von Netto-Long-Positionen geschuldet, wie die Statistik zur Positionierung der spekulativen Marktteilnehmer an der LME zeigt. Seit Mitte März wurden dort bei allen Metallen die Netto-Long-Positionen reduziert, teilweise deutlich. Diese wurden zuvor allerdings auch stark aufgebaut, was den Preisanstieg der Metalle begünstigte. Dadurch hatte sich Korrekturpotenzial aufgebaut (siehe hierzu auch das gestern veröffentlichte "Rohstoffe kompakt Industriemetalle: Korrektur vor weiteren Preisanstiegen").

Da aber das Angebot an vielen Metallmärkten eingeschränkt werden soll, spricht dies mittel- bis langfristig für höhere Preise. So hat zum Beispiel Codelco, der weltgrößte Kupferminenproduzent, angekündigt, wegen der niedrigen Preise seine geplanten Investitionen in den nächsten fünf Jahren um 6 Mrd. USD zu kürzen. Dies wird laut Unternehmensangaben auch langfristig das Angebot belasten.


Agrarrohstoffe

Laut dem Bericht des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) von letzter Woche soll die US-Maisfläche 2016 um 6,4% steigen, die Sojabohnenfläche aber leicht sinken. Inzwischen steigt die Skepsis, dass dies tatsächlich so kommt. Denn seit der Umfrage unter Landwirten in der ersten Märzhälfte, auf der die Prognose des USDA beruht, hat sich der Sojabohnenpreis deutlich besser gehalten als der Maispreis. Dieser hat insbesondere nach der Veröffentlichung der Flächenschätzung nochmals massiv nachgegeben. Diese relative Preisentwicklung zugunsten von Sojabohnen könnte ihre Spuren hinterlassen.

Hinzu kommt, dass die Aussaat von Mais bisher hinter den Vorjahren herhinkt, wofür für die Feldarbeit häufig zu nasse Felder verantwortlich gemacht werden. In Mississippi etwa sind erst 19% der Felder bestellt, während es im 5-Jahresdurchschnitt bereits fast die Hälfte war, in Louisiana 46% statt 82%. Beides sind Staaten, in denen ein hohes prozentuales Wachstum der Fläche unterstellt wird. Eine verzögerte Maisaussaat spricht für den verstärkten Anbau von Sojabohnen, deren Aussaat auch später erfolgen kann.

Erst ab nächster Woche werden auch Informationen zu den wichtigen Maisstaaten wie Iowa oder Minnesota verfügbar sein. In seinem gestrigen Bericht hat das USDA die positiven Erwartungen an den Zustand der US-Winterweizenpflanzen noch übertroffen. 59% der Pflanzen sind demnach in gutem oder sehr gutem Zustand. Im 5-Jahresdurchschnitt waren es nur 42%.



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