Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Unerwartet kräftiger Lagerabbau gibt Ölpreisen Auftrieb

07.04.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise stiegen nach den US-Lagerdaten gestern Nachmittag deutlich, nachdem sie schon im Vorfeld der Veröffentlichung im Plus gelegen hatten. Am Ende stand für beide Ölsorten ein Anstieg um mehr als 5% zu Buche. Brent handelt im Zuge dessen am Morgen wieder über 40 USD je Barrel, WTI bei 38 USD je Barrel. Das US-Energieministerium berichtete für die letzte Woche einen Lagerabbau um 4,9 Mio. Barrel, welcher somit sogar noch etwas höher ausfiel als am Vorabend vom API gemeldet. Dies war zugleich der erste Lagerabbau seit Anfang Februar und der stärkste seit Jahresbeginn.

Eine Kombination aus niedrigeren Importen und einer höheren Rohölverarbeitung trug dazu bei. Letztere erreichte das höchste Niveau seit Anfang Januar. Zudem fiel die US-Rohölproduktion um weitere 14 Tsd. auf etwas mehr als 9 Mio. Barrel pro Tag. Die Rohölvorräte in Cushing stiegen zwar um 357 Tsd. Barrel, was aber etwas weniger war als im API-Bericht. Bei Benzin kam es zu einem Lageraufbau um 1,4 Mio. Barrel, bei Destillaten um 1,8 Mio. Barrel. Bei Benzin war dies auf eine höhere Produktion zurückzuführen, bei den Destillaten auf eine schwächere Nachfrage.

Der gestern gemeldete Rückgang der US-Rohölbestände könnte das vorläufige Ende des Lageraufbaus eingeläutet haben. Denn die Rohölverarbeitung dürfte in den kommenden Wochen weiter steigen und die Rohölproduktion weiter fallen. Ob sich der Lagerabbau fortsetzt, wird wesentlich von den Importen abhängen. Diese lagen letzte Woche erstmals seit Anfang Februar unter dem Vorjahresniveau, als die Rohöllagerbestände zuletzt einen Rückgang verzeichneten.


Edelmetalle

Gold handelt heute Morgen wieder bei rund 1.230 USD je Feinunze und wird dabei vom schwächeren US-Dollar unterstützt. Die Veröffentlichung des Protokolls der letzten Sitzung der US-Notenbank Fed zeigte wie erwartet, dass die Fed in ihrem aktuellen Zinserhöhungszyklus wohl eine vorsichtige Haltung einnimmt. Verstärkte globale Risiken wiegen offenbar schwerer als die sich erholende US-Wirtschaft. Dies macht Gold attraktiv.

Unterstützung erhält der Goldpreis wohl auch durch das "Nein" beim EU-Referendum in Holland. Hierbei ging es zwar "nur" um das Assoziierungsabkommen zwischen der EU und der Ukraine und das Referendum ist auch nicht bindend, dieses kann aber als Stimmungstest 2½ Monate vor dem Brexit-Referendum in Großbritannien angesehen werden. Darüber hinaus gab es gestern mit 5,6 Tonnen den höchsten Tageszufluss in die Gold-ETFs seit Mitte März. Gestern stand Gold noch spürbar unter Druck und fiel zeitweise unter 1.220 USD je Feinunze.

Grund hierfür waren unter anderem schwache Daten aus Indien, die die aktuell verhaltene Goldnachfrage in Asien belegen. Gemäß vorläufigen Daten des indischen Finanzministeriums wurden im März nur rund 16 Tonnen Gold importiert. Dies wären 88% weniger als im Vorjahr und auch weniger als die Hälfte des Vormonats. Hierbei spielte allerdings auch der Streik der indischen Schmuckhersteller gegen die von der Regierung wieder eingeführte Umsatzsteuer auf Schmuck eine Rolle.

Die indischen Schmuckhersteller geben sich jedoch optimistisch, dass die Goldnachfrage im zweiten Quartal wieder anziehen wird. Denn in Indien stehen religiöse Feierlichkeiten bevor.

Open in new window


Industriemetalle

Der Aluminiumpreis an der LME fiel gestern kurzzeitig unter die Marke von 1.500 USD je Tonne und notiert heute Morgen nur knapp darüber. An der SHFE kostet Aluminium knapp 12.000 CNY je Tonne und damit fast 24% mehr als im historischen Tief im November. Unseres Erachtens wird der Preisanstieg aber nicht nachhaltig sein, da in China vormals stillgelegte Produktionskapazitäten wieder in Betrieb genommen werden.

Laut Einschätzung des Verbands der Nichteisen-Metallindustrie ist rund die Hälfte der chinesischen Schmelzen bei den aktuellen Preisen wieder profitabel. Der Verband ermutigt sogar die Schmelzen, die Produktion wieder hochzufahren - angeblich wegen einer guten Nachfrage. Industriekreisen zufolge soll das wieder geschaffene Angebot ab Juni den Markt erreichen. Damit dürften wohl auch die zuletzt niedrigeren Exporte wieder höher ausfallen.

Der Zinnpreis handelt heute Morgen fester bei 16.600 USD je Tonne, nachdem Indonesien auch im März wenig Zinn exportiert hat. Daten des Handelsministeriums zufolge wurden im letzten Monat nur 2.719 Tonnen Zinn ausgeführt, 61% weniger als im Vorjahr. Seit Jahresbeginn wurden damit im Durchschnitt lediglich gut 3.200 Tonnen Zinn pro Monat exportiert.

Als weltgrößter Zinnexporteur müsste Indonesien laut Einschätzung des International Tin Research Institute (ITRI) monatlich rund 8.000 Tonnen Zinn ausführen, damit der Weltmarkt ausgeglichen ist. Sofern die Nachfrage nach Zinn nicht einbricht, deutet dies auf einen stark angespannten Markt im laufenden Jahr hin. Dies sollte zu höheren Zinnpreisen im Jahresverlauf beitragen.


Agrarrohstoffe

Marokko könnte in diesem Jahr mehr und über einen längeren Zeitraum Getreide importieren und damit zum Abbau des Überangebots auf dem europäischen Getreidemarkt und zu einem Anstieg des Weizenpreises in Paris beitragen. Der marokkanische Weizenhandelsverband drängt die Regierung darauf, bis Ende Mai die Getreideimporte zu gegenwärtigen Konditionen zu erlauben und ab August wieder zuzulassen. Normalerweise beträgt das Zeitfenster dafür Oktober bis April. Außerhalb dieser Zeiten sind Importe nur zu prohibitiv hohen Zöllen möglich, um die heimische Produktion zu schützen.

Grund für die Forderung nach Importerleichterungen sind die für dieses Jahr erwarteten massiven Ernteeinbußen. Offiziellen zufolge dürfte die Getreideproduktion in Marokko aufgrund der schwerwiegenden Trockenheit in diesem Jahr nur 3-4 Mio. Tonnen betragen. Im letzten Jahr wurde eine Rekordernte von 11 Mio. Tonnen eingebracht.

Der Vertreter des US-Landwirtschaftsministerium in Marokko erwartet für 2016/17 Getreideimporte von 4,6 Mio. Tonnen, der Großteil ist davon Weizen. In diesem Erntejahr sollen die Importe weniger als 3 Mio. Tonnen betragen, da die rekordhohe Ernte noch einen ausreichenden Puffer bildet. Insbesondere Frankreich würde von höheren marokkanischen Weizenimporten profitieren. Bislang hat Frankreich in diesem Erntejahr 1,2 Mio. Tonnen Weizen nach Marokko exportiert.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"