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Goldpreis profitiert von höherer Risikoaversion

08.04.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise legen deutlich zu und machen die zwischenzeitlichen Verluste von gestern wieder wett. Brent handelt wieder oberhalb von 40 USD je Barrel, WTI bei gut 38 USD je Barrel. In Libyen gibt es seit dieser Woche eine Einheitsregierung, nachdem die konkurrierende international nicht anerkannte islamistische Regierung aufgegeben hat.

Ob damit das seit drei Jahren herrschende Chaos in dem nordafrikanischen Land beendet werden kann, bleibt abzuwarten. Denn noch ist offen, ob sich das konkurrierende Parlament der Entscheidung anschließt. Zudem ist es fraglich, dass sich die zahlreichen Milizen unterordnen werden. Dazu gewinnt die Terrormiliz IS an Einfluss. Eine schnelle Normalisierung der Ölproduktion ist daher unrealistisch, auch wenn die staatliche Ölgesellschaft NOC nun wieder der alleinige Vermarkter für libysches Öl ist. Zuletzt produzierte Libyen nur noch 300 Tsd. Barrel Rohöl pro Tag.

Vor dem Bürgerkrieg waren es 1,6 Mio. Barrel pro Tag. Dieses Niveau wurde Mitte 2012 kurzzeitig nochmals erreicht. Seit Herbst 2013 liegt die libysche Ölproduktion bei deutlich unter 1 Mio. Barrel pro Tag, zumeist sogar bei weniger als 500 Tsd. Barrel pro Tag. Eine merkliche Steigerung der Ölproduktion bedarf einer Beruhigung der Lage über einen längeren Zeitraum, um notwendige Reparaturen und Instandsetzungsarbeiten auf den Ölfeldern und in den Häfen durchführen zu können.

Die im Herbst 2014 erreichten 800 Tsd. Barrel pro Tag dürften das derzeit mögliche Produktionsmaximum darstellen. Um das Produktionsniveau wieder zu erreichen, welches vor dem Bürgerkrieg Bestand hatte, sind umfangreiche Investitionen in die Ölinfrastruktur notwendig, was angesichts der aktuellen Sicherheitslage nur schwer vorstellbar ist.


Edelmetalle

Gold war gestern in einem Umfeld mit erneut hoher Risikoaversion der Marktteilnehmer stark gefragt und stieg zwischenzeitlich auf über 1.240 USD je Feinunze. Auch in Euro gerechnet verteuerte sich Gold spürbar auf 1.095 EUR je Feinunze in der Spitze. Schwache Aktienmärkte, deutlich gefallene Anleiherenditen - die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen hat ein 6-Wochentief markiert - und ETF-Zuflüsse gaben dem Goldpreis Auftrieb. Die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs wurden auch gestern wieder aufgebaut (um 2,1 Tonnen).

Darüber hinaus behält sich die EZB sämtliche Optionen für ihre zukünftige Geldpolitik offen. Heute Morgen handelt Gold sowohl in US-Dollar als auch in Euro gerechnet wieder etwas niedriger bei rund 1.235 USD bzw. knapp 1.090 EUR.

In Asien zeigt sich die Goldnachfrage derzeit weiter schwach - nicht nur seitens der privaten Haushalte. Nachdem Indien und China zuletzt deutlich weniger Gold importiert hatten, hat sich nun auch die chinesische Zentralbank (PBoC) mit Goldkäufen stark zurückgehalten. Sie hat im März ihre Goldbestände lediglich um rund neun Tonnen aufgestockt. Dies waren die geringsten monatlichen Käufe seit letztem Juli bzw. seitdem die PBoC ihre Goldreserven auf Monatsbasis veröffentlicht.

Bis vor kurzem wurde die schwache Nachfrage in Asien durch kräftige Zuflüsse in die ETFs aufgefangen. Seit Mitte März hat sich aber auch hier die Dynamik spürbar abgekühlt.


Industriemetalle

Die Metallpreise verzeichneten im gestrigen Marktumfeld starke Verluste. Gemessen am LME-Industriemetallindex (LMEX) gaben sie um gut 2% nach. Der LMEX hat damit sämtliche, im Jahresverlauf zwischenzeitlich erzielten Gewinne wieder abgegeben und notiert aktuell wieder auf dem Jahresanfangsniveau. Größte Verlierer waren Zink und Kupfer mit Preisabschlägen von jeweils 3%. Zink verbilligte sich auf ein 3-Wochentief von rund 1.750 USD je Tonne, Kupfer rutschte auf ein 6-Wochentief von 4.630 USD je Tonne ab.

Gemäß Angaben des chinesischen Verbands der Eisen- und Stahlhersteller (CISA) haben die großen Stahlproduzenten in China in den ersten beiden Monaten des Jahres insgesamt 11,4 Mrd. CNY (1,8 Mrd. USD) Verluste erwirtschaftet. Hierzu trugen laut Verbands¬angaben das dauerhafte Überangebot, eine sich verlangsamende Nachfrage und stark gefallene Stahlpreise bei. Im letzten Jahr haben die Stahlhersteller demnach Verluste von mehr als 100 Mrd. CNY eingefahren.

Laut CISA war 2015 das schlechteste Jahr überhaupt - gerade im zweiten Halbjahr türmten sich Verluste von monatlich 10 Mrd. CNY auf. Durch die mittlerweile stark gestiegenen Preise - Stahl hat sich vom Tief im Dezember um rund 35% verteuert - hat sich die Situation zwar etwas entspannt. Gegenwind schlägt den chinesischen Stahlproduzenten aber zunehmend durch Handelsbeschränkungen entgegen. In vielen Ländern werden Anti-Dumping- und Schutzmaßnahmen eingeführt, die die hohen Stahlexporte Chinas zukünftig begrenzen dürften.


Agrarrohstoffe

Die Preise für Zucker und Kaffee Arabica setzen ihren Abwärtstrend seit Mitte März fort. Zucker verbilligte sich gestern auf 14,43 US-Cents je Pfund, das niedrigste Niveau seit mehr als einem Monat. Vor zwei Wochen hatte Zucker bei 16,75 US-Cents je Pfund noch ein 17-Monatshoch erreicht. Ähnlich, wenn gleich nicht ganz so kräftig, verläuft der Preisverlauf bei Kaffee Arabica. Der Preis fiel gestern ebenfalls auf ein Monatstief von weniger als 120 US-Cents je Pfund, nachdem ebenfalls vor zwei Wochen ein 5-Monatshoch von 136,4 US-Cents je Pfund verzeichnet wurde.

Der Preisrückgang von Zucker und Kaffee Arabica zuletzt fällt zusammen mit einer Abschwächung des Brasilianischen Real, weil dadurch der Export von Zucker und Kaffee aus Brasilien wieder attraktiver wird. Brasilien ist mit einem Weltmarktanteil von gut 20% bei Zucker und 33% bei Kaffee der mit Abstand wichtigste Produzent von Zucker und Kaffee weltweit. Zudem ist die neue Erntesaison in Brasilien gerade angelaufen. Prognosen zufolge dürfte diese sowohl bei Zucker als auch bei Kaffee Arabica deutlich besser ausfallen als im letzten Jahr.

Auch der Kakaopreis neigte zuletzt zur Schwäche, wobei die aktuellen Nachrichten dies eher nicht rechtfertigen. So dürfte die Kakaoernte im mit Abstand wichtigsten Produzenten¬land Elfenbeinküste in diesem Erntejahr Angaben des Finanzministeriums zufolge nur 1,6 Mio. Tonnen betragen, was einem Rückgang um 200 Tsd. Tonnen gegenüber dem Vorjahr bedeuten würde. Die Internationale Kakaoorganisation geht bislang von 1,69 Mio. Tonnen aus.

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