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Chinas Goldpreis-Fixing

16.04.2016  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Ein Yuan-Goldpreisfixing dürfte für den internationalen Goldmarkt positiv sein. Der US-Dollar wird dadurch jedoch nicht in Frage gestellt.

Zu Beginn dieses Jahres verdichteten sich die Hinweise, dass die Chinesen ein offizielles Fixing für den Goldpreis in Yuan bis Mitte April 2016 auf den Weg bringen könnten. Am 13. April 2016 berichtete die Nachrichtenagentur Reuters, dass ab dem 19. April eine 18 Mitglieder umfassende Gruppe fortan zweimal täglich einen Goldpreis in Yuan bestimmen wird.

Die Preisfindung stützt sich auf einem 1-Kilogramm-Kontrakt, der an der Shanghai Gold Exchange (SGE) gehandelt wird. An der Preisfindung sollen, so Reuters, 18 Teilnehmer beteiligt sein, zwei davon ausländische Banken, und angeblich auch der weltweit größte Goldschmuckhändler (Chow Tai Fook).

Mit dem chinesischen Vorstoß entsteht ein "Konkurrenzangebot" zum Londoner Goldpreis-Fixing. London ist bekanntlich der weltweit bedeutendste Marktplatz für das Gold. Seit dem 20. März 2015 wird hier mittels einer elektronischen Auktionsplattform zweimal täglich (10:30 und 15:00 Uhr London Zeit) der LBMA Gold Price ermittelt. An der Preisfindung nehmen zwölf, von der LBMA akkreditierte Banken teil: Barclays Bank, Bank of China, China Construction Bank, Goldman Sachs International, HSBC Bank USA NA, JP Morgan, Morgan Stanley, Societe Generale, Standard Chartered, The Bank of Nova Scotia - ScotiaMocatta, The Toronto Dominion Bank und die UBS.

China ist weltweit der bedeutendste Produzent und Importeur von physischem Gold (gefolgt von Indien). So gesehen erscheint ein Yuan-Goldpreis-Fixing gewissermaßen eine "natürliche" Entwicklung zu sein.

Was sind die Folgen? Zunächst einmal dürfte das Yuan-Goldpreisfixing wichtig sein für den Handel an der SGE: Es erhöht das Goldhandelsvolumen an der SGE. Beispielsweise werden vermutlich Goldexporteure und auch chinesische Importeure es künftig als vorteilhaft(er) erachten, einen Teil ihrer Transaktionen an der SGE abzuwickeln beziehungsweise Handelskontrakte am Yuan-Goldpreisfixing anstelle des LBMA Gold Price auszurichten.

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Quelle: Bloomberg


So gesehen steigt der Wettbewerb an den Goldhandelsplätzen, und das sollte die Transaktionskosten senken. Dem steht gegenüber, dass ein Ansteigen der Handelsplätze tendenziell zu einer Verschlechterung der Liquidität an jedem einzelnen Marktplatz führen könnte. Die Preisfindung würde eine verstärkte Arbitragetätigkeit zwischen den einzelnen Märkten erfordern, die vor allem den am Handel Beteiligten, nicht aber den Goldkäufern und -verkäufern nützt.

Insgesamt gesehen sollte ein Yuan-Goldpreisfixing jedoch positiv sein: Es erhöht die Attraktivität des Goldes, und das wiederum kann die Goldnachfrage, aber auch die Goldproduktion befördern.

Ein Yuan-Goldpreisfixing bedeutet, dass die Chinesen ganz offensichtlich die Yuan-Verwendung stärken wollen - dass sie ihre Währung als eine Alternative zum US-Dollar positionieren wollen. Allerdings dürfte es noch ein langer Weg sein, bis der US-Dollar als Weltreservewährung wirklich ernsthaft in Frage gestellt wird.

Die US-Dollarmärkte - seien es die Aktien-, Anleihe- oder Derivativmärkte - sind nach wie vor die weltweit liquidesten und größten. Es wird in jedem Fall noch einige Zeit vergehen müssen, bis aufsteigende Währungen wie zum Beispiel der Yuan attraktiv werden für das internationale Anlagekapital. Die Währung, die vielleicht die besten Aussichten haben dürfte, zum ernsten Wettbewerber des US-Dollar zu mutieren, dürfte das Gold selbst sein.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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