Treffen in Doha endet im Fiasko
18.04.2016 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise starten mit kräftigen Abschlägen in die neue Handelswoche, nachdem das Treffen der Ölproduzenten gestern in Doha ohne eine Einigung zu Ende gegangen ist. Brent öffnete mit einem Minus von 7% bei 40 USD je Barrel, WTI gab ähnlich stark auf 37,6 USD je Barrel nach. Von diesen Tiefständen haben sich die Preise inzwischen etwas erholt. Das gestrige Treffen in Doha endete in einem Fiasko.
Eine Einigung auf Produktionsobergrenzen, welche am Vortag noch möglich schien, scheiterte an Saudi-Arabien. Dieses forderte, dass alle Ölproduzenten, also auch der Iran, einbezogen werden sollten. Der Iran hatte auf eine Teilnahme am gestrigen Treffen in Doha verzichtet. Er hatte bereits im Vorfeld mehrmals deutlich gemacht, seine Ölproduktion weiter zu erhöhen, bis das Förderniveau von vor dem Inkrafttreten der Sanktionen wieder erreicht ist.
Die Ölproduktion freiwillig auf dem noch durch die Sanktionen bedingt niedrigen Niveau zu belassen, ist aus Sicht des Iran vollkommen inakzeptabel. Saudi-Arabien musste dies eigentlich klar gewesen sein, als es diese Forderung erhob. Saudi-Arabien hat somit eine Einigung bewusst torpediert und ein Scheitern billigend in Kauf genommen.
Die Glaubwürdigkeit der Ölproduzenten im Allgemeinen und der OPEC im Speziellen hat dadurch schweren Schaden genommen. Spekulative Finanzanleger, welche im Vorfeld des Treffens auf eine Einigung gesetzt und den Preis damit nach oben getrieben hatten, dürften nun ihre Positionen auflösen und die Ölpreise weiter unter Druck setzen. Ein Streik der Ölarbeiter in Kuwait könnte den Preisverfall vorerst bremsen, denn dadurch stehen dem Markt vorübergehend 2 Mio. Barrel Rohöl pro Tag weniger zur Verfügung.
Edelmetalle
Gold notiert zum Start in die neue Handelswoche leicht fester bei rund 1.235 USD je Feinunze und profitiert dabei von der höheren Risikoaversion der Marktteilnehmer im Nachgang des gescheiterten Treffens der Ölproduzenten in Doha (siehe Energie). In Euro gerechnet handelt Gold bei 1.095 EUR je Feinunze. Unterstützung erhält Gold auch von neuerlichen Zuflüssen in die Gold-ETFs. Deren Bestände wurden am Freitag um 5,3 Tonnen aufgestockt. In den USA sprechen niedrige Inflationserwartungen gegen eine baldige Zinserhöhung der US-Notenbank Fed.
Laut Fed Fund Futures erwartet der Markt einen Zinsschritt bis Jahresmitte nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 14%. Bis Jahresende ist eine Zinserhöhung auch nur zu gut 50% eingepreist. Entsprechend hoch ist das Überraschungspotenzial, falls die Fed doch wie von uns erwartet die Zinsen in diesem Jahr anhebt. In dieser Woche steht jedoch erstmal die Sitzung der EZB am Donnerstag im Mittelpunkt des Interesses.
Wie die CFTC-Statistik zeigt, war der zwischenzeitliche Preisanstieg von Gold auf ein 3½-Wochenhoch stark spekulativ getrieben. Denn in der Woche zum 12. April wurden die Netto-Long-Positionen bei Gold auf 170,6 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Dies entspricht dem höchsten Stand seit Februar 2012. Nach einem Aufbau der Netto-Long-Positionen bei Silber um 30% auf 56 Tsd. Kontrakte liegen diese sogar auf einem Rekordhoch. Von dieser Seite her besteht unseres Erachtens sowohl bei Gold als auch bei Silber Korrekturpotenzial.
Industriemetalle
Die Metallpreise starten mit einem negativen Unterton in die neue Handelswoche, können sich angesichts der deutlich fallenden Ölpreise aber noch relativ gut halten. Kupfer handelt bei knapp 4.800 USD je Tonne, Aluminium kostet rund 1.550 USD je Tonne und Nickel notiert bei gut 8.900 USD je Tonne.
In China haben gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros die Häuserpreise auch im März weiter angezogen. Demnach ist es vor allem in den großen Metropolen des Landes zu starken Preisanstiegen gekommen. Aber auch in den mittelgroßen Städten ziehen die Häuserpreise mittlerweile an. Damit gibt es allerdings bereits wieder Anzeichen von Überhitzung, und die lokalen Regierungen haben jüngst Maßnahmen ergriffen, dagegen vorzugehen. Der letzte Anstieg der Häuserpreise dürfte daher nicht nachhaltig zu einer höheren Bauaktivität und damit zu einer stärkeren Nachfrage nach Metallen führen.
Dass der Kupferpreis vor kurzem ein 6½-Wochentief markierte, lag vor allem an den spekulativen Finanzinvestoren. Denn diese haben sich gemäß CFTC-Statistik an der Comex in New York in der Woche zum 12. April bei Kupfer stark zurückgezogen und erstmals seit sieben Wochen wieder Netto-Short-Positionen aufgebaut. Wir sehen den Kupferpreis im Jahresverlauf aber gut unterstützt. Denn sowohl die International Copper Study Group als auch das World Bureau of Metal Statistics dürften diese Woche zeigen, dass sich der globale Kupfermarkt wegen der angekündigten Produktionskürzungen anspannt.
Agrarrohstoffe
Trotz der recht hohen Schätzung der brasilianischen Prognosebehörde Conab für die Verarbeitung von Zuckerrohr in Brasilien 2016/17 schoss der Zuckerpreis am Freitag um 5,8% auf 15,2 US-Cents je Pfund (Fälligkeit Juli) nach oben. Zum einen ist klar, dass von den geschätzten 691 Mio. Tonnen Zuckerrohr ein nicht unwesentlicher Anteil aus der Vorsaison stammt, als die Ernte witterungsbedingt früh endete und große Mengen Rohr auf den Feldern verblieben (siehe auch Rohstoffe kompakt Agrar vom 15. April).
Zum anderen und vorrangig dürfte aber die Einschätzung des vielbeachteten Handelshauses Czarnikow eine Rolle gespielt haben, wonach der Zuckermarkt 2015/16 ein Defizit von 11,4 Mio. Tonnen aufweisen soll. Damit setzt sich Czarnikow an die Spitze aller am Markt kursierenden Defizitschätzungen. Noch wichtiger dürfte die Prognose Czarnikows für 2016/17 gewesen sein, wonach auch hier mit einem Defizit, möglicherweise in derselben Größenordnung, gerechnet werden muss.
Dies könnte auch wieder mehr kurzfristig orientierte Marktteilnehmer dazu bewegt haben, auf Preissteigerungen zu setzen, nachdem sie in der Woche zum 12. April ihre Netto-Long-Positionen ausgehend von hohem Niveau kräftig reduziert hatten. Auch von der Währungsseite kommt derzeit (noch) kein Gegenwind: Der Brasilianische Real notiert derzeit trotz der politischen Turbulenzen deutlich stärker als noch Ende Februar. Allerdings bleibt abzuwarten, wie der Real auf die näherrückende Amtsenthebung von Präsidentin Rousseff reagiert.
Die Ölpreise starten mit kräftigen Abschlägen in die neue Handelswoche, nachdem das Treffen der Ölproduzenten gestern in Doha ohne eine Einigung zu Ende gegangen ist. Brent öffnete mit einem Minus von 7% bei 40 USD je Barrel, WTI gab ähnlich stark auf 37,6 USD je Barrel nach. Von diesen Tiefständen haben sich die Preise inzwischen etwas erholt. Das gestrige Treffen in Doha endete in einem Fiasko.
Eine Einigung auf Produktionsobergrenzen, welche am Vortag noch möglich schien, scheiterte an Saudi-Arabien. Dieses forderte, dass alle Ölproduzenten, also auch der Iran, einbezogen werden sollten. Der Iran hatte auf eine Teilnahme am gestrigen Treffen in Doha verzichtet. Er hatte bereits im Vorfeld mehrmals deutlich gemacht, seine Ölproduktion weiter zu erhöhen, bis das Förderniveau von vor dem Inkrafttreten der Sanktionen wieder erreicht ist.
Die Ölproduktion freiwillig auf dem noch durch die Sanktionen bedingt niedrigen Niveau zu belassen, ist aus Sicht des Iran vollkommen inakzeptabel. Saudi-Arabien musste dies eigentlich klar gewesen sein, als es diese Forderung erhob. Saudi-Arabien hat somit eine Einigung bewusst torpediert und ein Scheitern billigend in Kauf genommen.
Die Glaubwürdigkeit der Ölproduzenten im Allgemeinen und der OPEC im Speziellen hat dadurch schweren Schaden genommen. Spekulative Finanzanleger, welche im Vorfeld des Treffens auf eine Einigung gesetzt und den Preis damit nach oben getrieben hatten, dürften nun ihre Positionen auflösen und die Ölpreise weiter unter Druck setzen. Ein Streik der Ölarbeiter in Kuwait könnte den Preisverfall vorerst bremsen, denn dadurch stehen dem Markt vorübergehend 2 Mio. Barrel Rohöl pro Tag weniger zur Verfügung.
Edelmetalle
Gold notiert zum Start in die neue Handelswoche leicht fester bei rund 1.235 USD je Feinunze und profitiert dabei von der höheren Risikoaversion der Marktteilnehmer im Nachgang des gescheiterten Treffens der Ölproduzenten in Doha (siehe Energie). In Euro gerechnet handelt Gold bei 1.095 EUR je Feinunze. Unterstützung erhält Gold auch von neuerlichen Zuflüssen in die Gold-ETFs. Deren Bestände wurden am Freitag um 5,3 Tonnen aufgestockt. In den USA sprechen niedrige Inflationserwartungen gegen eine baldige Zinserhöhung der US-Notenbank Fed.
Laut Fed Fund Futures erwartet der Markt einen Zinsschritt bis Jahresmitte nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 14%. Bis Jahresende ist eine Zinserhöhung auch nur zu gut 50% eingepreist. Entsprechend hoch ist das Überraschungspotenzial, falls die Fed doch wie von uns erwartet die Zinsen in diesem Jahr anhebt. In dieser Woche steht jedoch erstmal die Sitzung der EZB am Donnerstag im Mittelpunkt des Interesses.
Wie die CFTC-Statistik zeigt, war der zwischenzeitliche Preisanstieg von Gold auf ein 3½-Wochenhoch stark spekulativ getrieben. Denn in der Woche zum 12. April wurden die Netto-Long-Positionen bei Gold auf 170,6 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Dies entspricht dem höchsten Stand seit Februar 2012. Nach einem Aufbau der Netto-Long-Positionen bei Silber um 30% auf 56 Tsd. Kontrakte liegen diese sogar auf einem Rekordhoch. Von dieser Seite her besteht unseres Erachtens sowohl bei Gold als auch bei Silber Korrekturpotenzial.
Industriemetalle
Die Metallpreise starten mit einem negativen Unterton in die neue Handelswoche, können sich angesichts der deutlich fallenden Ölpreise aber noch relativ gut halten. Kupfer handelt bei knapp 4.800 USD je Tonne, Aluminium kostet rund 1.550 USD je Tonne und Nickel notiert bei gut 8.900 USD je Tonne.
In China haben gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros die Häuserpreise auch im März weiter angezogen. Demnach ist es vor allem in den großen Metropolen des Landes zu starken Preisanstiegen gekommen. Aber auch in den mittelgroßen Städten ziehen die Häuserpreise mittlerweile an. Damit gibt es allerdings bereits wieder Anzeichen von Überhitzung, und die lokalen Regierungen haben jüngst Maßnahmen ergriffen, dagegen vorzugehen. Der letzte Anstieg der Häuserpreise dürfte daher nicht nachhaltig zu einer höheren Bauaktivität und damit zu einer stärkeren Nachfrage nach Metallen führen.
Dass der Kupferpreis vor kurzem ein 6½-Wochentief markierte, lag vor allem an den spekulativen Finanzinvestoren. Denn diese haben sich gemäß CFTC-Statistik an der Comex in New York in der Woche zum 12. April bei Kupfer stark zurückgezogen und erstmals seit sieben Wochen wieder Netto-Short-Positionen aufgebaut. Wir sehen den Kupferpreis im Jahresverlauf aber gut unterstützt. Denn sowohl die International Copper Study Group als auch das World Bureau of Metal Statistics dürften diese Woche zeigen, dass sich der globale Kupfermarkt wegen der angekündigten Produktionskürzungen anspannt.
Agrarrohstoffe
Trotz der recht hohen Schätzung der brasilianischen Prognosebehörde Conab für die Verarbeitung von Zuckerrohr in Brasilien 2016/17 schoss der Zuckerpreis am Freitag um 5,8% auf 15,2 US-Cents je Pfund (Fälligkeit Juli) nach oben. Zum einen ist klar, dass von den geschätzten 691 Mio. Tonnen Zuckerrohr ein nicht unwesentlicher Anteil aus der Vorsaison stammt, als die Ernte witterungsbedingt früh endete und große Mengen Rohr auf den Feldern verblieben (siehe auch Rohstoffe kompakt Agrar vom 15. April).
Zum anderen und vorrangig dürfte aber die Einschätzung des vielbeachteten Handelshauses Czarnikow eine Rolle gespielt haben, wonach der Zuckermarkt 2015/16 ein Defizit von 11,4 Mio. Tonnen aufweisen soll. Damit setzt sich Czarnikow an die Spitze aller am Markt kursierenden Defizitschätzungen. Noch wichtiger dürfte die Prognose Czarnikows für 2016/17 gewesen sein, wonach auch hier mit einem Defizit, möglicherweise in derselben Größenordnung, gerechnet werden muss.
Dies könnte auch wieder mehr kurzfristig orientierte Marktteilnehmer dazu bewegt haben, auf Preissteigerungen zu setzen, nachdem sie in der Woche zum 12. April ihre Netto-Long-Positionen ausgehend von hohem Niveau kräftig reduziert hatten. Auch von der Währungsseite kommt derzeit (noch) kein Gegenwind: Der Brasilianische Real notiert derzeit trotz der politischen Turbulenzen deutlich stärker als noch Ende Februar. Allerdings bleibt abzuwarten, wie der Real auf die näherrückende Amtsenthebung von Präsidentin Rousseff reagiert.