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Gold- und Silberpreise: Manipulationen werden überschätzt

21.04.2016  |  Steve Saville
Letzte Woche wurde gemeldet, dass die Deutsche Bank das gegen sie laufende Verfahren wegen mutmaßlicher Manipulationen der Gold- und Silberpreise im Rahmen des Londoner Preisbildungsverfahren mit einem Vergleich beigelegt hat. Das ist insofern nichts wirklich Neues, als erfahrenen Marktteilnehmer bereits bewusst war, dass Banken und andere große Financiers regelmäßig versuchen, die Kurse an den meisten Finanzmärkten in die eine oder andere Richtung zu beeinflussen, um dadurch ihre eigenen Bilanzen zu aufzubessern. Ich möchte allerdings darauf hinweisen, dass diese "Neuigkeit" keinesfalls einen Beleg für die erfolgreiche Anwendung manipulativer Strategien zur langfristigen Senkung der Gold- und Silberpreise darstellt.

Soweit ich das beurteilen kann, standen den Banken, die zweimal täglich am Londoner Preisfixing teilnahmen, zwei verschiedene Wege offen, den Preisfindungsprozess so zu nutzen oder zu manipulieren, dass sie dadurch selbst einen Gewinn erzielten. Die erste Möglichkeit beruhte auf dem Informationsvorsprung der Banken, den sie dadurch bekamen, dass sie zweimal täglich für eine sehr kurze Zeit (im Schnitt 10-15 Minuten) Zugang zu nicht öffentlichen Angebots- und Nachfragedaten erhielten. Dies verschaffte ihnen kurzzeitig einen Vorteil für ihre eigenen Trades. Wenn zu Beginn eines Preisfixing beispielsweise die nachgefragte Goldmenge deutlich über der Angebotsmenge lag, konnten die Teilnehmer schlussfolgern, dass der Preis in den darauf folgenden Minuten wahrscheinlich steigen würde. Sie hätten dann die Möglichkeit gehabt, eine Long-Position einzugehen und diese wieder zu liquidieren, als der Benchmark-Preis verkündet wurde.

Die andere Möglichkeit, die Preisfindung zu manipulieren und daraus einen Profit zu ziehen ist verwerflicher, denn sie bedeutet praktisch, dass die Bullionbanken von ihren Klienten stehlen. Der in London gebildete Referenzpreis ist zwar hauptsächlich ein Marktpreis, da er Angebot und Nachfrage am Markt zu einem bestimmten Zeitpunkt widerspiegelt, aber die am Preisfixing teilnehmenden Banken können ihn dennoch leicht in die eine oder andere Richtung bewegen. Es könnte daher eine Situation entstehen, in der eine der Banken ihre Bilanz auf Kosten eines Kunden verbessern kann, indem sie den Benchmark-Preis so beeinflusst, dass beispielsweise Optionen nicht gewinnbringend eingelöst werden können, oder dass die Bank von ihrem Klienten Gold zu einem marginal niedrigeren Preis kaufen kann.

Ich weiß nicht, ob die teilnehmenden Banken das Londoner Gold- und Silber-Fixing von Zeit zu Zeit genutzt haben, um ihre eigenen Profite auf Kosten ihrer Kunden zu erhöhen, aber falls es so sein sollte, würde es mich nicht im Geringsten überraschen. Das Verfahren, in dem die Preise gebildet wurden, brachte definitiv enorme Interessenkonflikte mit sich.

Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass Verzerrungen des Marktpreises infolge des Fixings nur von äußerst kurzer Dauer sein konnten (wahrscheinlich weniger als 20 Minuten) und die dadurch beeinflussten Preistrends höchstens für Daytrader interessant waren. Es ist völlig ausgeschlossen, dass monatelang anhaltende Preistrends mit Hilfe von Manipulationen beim Londoner Gold- oder Silber-Fixing beeinflusst und von einem bullischen in einen bärischen Trend oder von einem bärischen in einen bullischen Trend umgekehrt werden konnten.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com


Dieser Artikel wurde am 19. April 2016 auf tsi-blog.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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