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Viele Preise auf mehrmonatigen Höchstständen

21.04.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise haben ihren Höhenflug gestern nach kurzer Unterbrechung wieder aufgenommen und steigen am Morgen auf mehrmonatige Höchststände. Brent verzeichnet mit mehr als 46 USD je Barrel ein 5-Monatshoch. Vom Tief bei der Eröffnung am Montag nach dem Doha-Schock hat sich Brent um 15% verteuert. WTI erreicht nach dem Kontraktwechsel mit 44,5 USD je Barrel ein 5½-Monatshoch.

Die Marktstimmung hat eindeutig gedreht. Nur so ist es zu erklären, dass weder das Scheitern der Gespräche in Doha noch die Rückkehr des Ölangebots aus Kuwait nach dem Ende des dortigen Streiks die Ölpreise nennenswert belasten konnten. Die dadurch ausgelösten Preisrückgänge haben sich als kurz erwiesen und wurden als Kaufgelegenheit erachtet. Mit dem Erreichen der vormaligen Hochs dürften weitere Marktteilnehmer auf den fahrenden Zug aufgesprungen sein. Es reichen daher schon wenige Nachrichten aus, um den Preis weiter nach oben zu treiben, sofern sie in das derzeitige Stimmungsbild passen.

Gestern war es der erneute Rückgang der US-Ölproduktion, welcher in diese Nachrichtenkategorie fällt. Laut US-Energieministerium fiel die US-Rohölproduktion in der letzten Woche um weitere 24 Tsd. auf 8,95 Mio. Barrel pro Tag. Das war der zwölfte Rückgang in den letzten 13 Wochen und das niedrigste Produktionsniveau seit 18 Monaten. Mittlerweile werden in den USA gut 400 Tsd. Barrel pro Tag weniger Rohöl gefördert als vor einem Jahr und 250 Tsd. Barrel pro Tag weniger als zu Jahresbeginn. Die fallende US-Ölproduktion wird dafür sorgen, dass sich das Überangebot in der zweiten Jahreshälfte merklich verringern und der Ölmarkt spätestens im nächsten Jahr ausgeglichen sein wird.

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Edelmetalle

Gold steigt heute Morgen im Vorfeld der EZB-Sitzung auf rund 1.260 USD je Feinunze und macht damit die Verluste von gestern mehr als wett, als das gelbe Edelmetall im Zuge eines festeren US-Dollar und steigender Aktienmärkte zeitweise um 15 USD nachgab. In Euro gerechnet verteuert sich Gold auf ein 4-Wochenhoch von 1.115 EUR je Feinunze.

Von der EZB sind heute wohl kaum neue Maßnahmen zu erwarten. Vielmehr dürfte EZB-Präsident Draghi Details zu den zuletzt beschlossenen Maßnahmen präsentieren. Er wird sich darüber hinaus sämtliche Optionen für die weitere Geldpolitik der EZB offen halten. Sollte er sich hinsichtlich möglicher weiterer Zinssenkungen offener zeigen, dürfte dies den Goldpreis unterstützen.

Die Show wird Gold weiterhin von Silber, Platin und Palladium gestohlen. Silber steigt heute Morgen zeitweise um 3,5% auf 17,6 USD je Feinunze und erreicht damit ein neues 11-Monatshoch. Das Gold/Silver-Verhältnis fällt auf ein 6½-Monatstief von 71,5. Platin verteuert sich auf 1.030 USD je Feinunze, der höchste Stand seit letztem August, und Palladium überwindet erstmals seit vier Wochen wieder die Marke von 600 USD je Feinunze. Der Preisanstieg der industriellen Edelmetalle drückt wohl den deutlich höheren Risikoappetit der Marktteilnehmer aus. Die Preise sind unseres Erachtens mittlerweile aber schon wieder zu stark gestiegen, so dass Korrekturpotenzial besteht.


Industriemetalle

Der Aluminiumpreis ist gestern um 2,2% gestiegen und notiert heute Morgen bei knapp 1.640 USD je Tonne auf einem 6-Monatshoch. Die steigenden Ölpreise geben ebenso Auftrieb wie Anschlusskäufe nach dem jüngsten Überschreiten der charttechnisch wichtigen 200-Tage-Linie. Aus fundamentaler Sicht ist dieses Preisniveau unseres Erachtens aber nicht gerechtfertigt. Denn gemäß Daten des International Aluminium Institute (IAI) wurde die Aluminiumproduktion im März wieder deutlich ausgeweitet. Auf globaler Ebene lag sie mit 4,86 Mio. Tonnen 16% über dem Vormonatsniveau und auch leicht über dem Vorjahreswert. Vor allem China trug hierzu bei, wo die Produktion im März auf einem 4-Monatshoch lag.

Wir hatten an dieser Stelle bereits mehrfach geschrieben, dass die geringere Produktion in den Monaten zuvor nicht nachhaltig ist, da die Aluminiumpreise vor allem an der SHFE in Shanghai deutlich angezogen haben. Seit Jahresbeginn hat sich Aluminium an der SHFE um 14% verteuert. Mittlerweile kostet dort Aluminium wieder rund 12.300 CNY je Tonne, ein Niveau, auf dem viele chinesische Schmelzen Gewinne erwirtschaften. Dies führt dazu, dass vormals stillgelegte Produktionsanlagen wieder in Betrieb genommen werden und das überschüssige Material wohl weiter exportiert wird. Die Ausfuhren haben entsprechend im März bereits deutlich angezogen (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 14. April). Damit sollte auch der globale Aluminiummarkt gut versorgt bleiben. Wir sehen beim Aluminiumpreis Korrekturpotenzial.


Agrarrohstoffe

Die breitangelegte Rally bei den Rohstoffpreisen ließ auch die Preise für Agrarrohstoffe kräftig steigen, getreu dem Motto „In der Flut steigen alle Boote“. Weizen verteuerte sich auf ein 5½-Monatshoch von 513 US-Cents je Scheffel, Mais auf ein 8½-Monatshoch von 400 US-Cents je Scheffel und Sojabohnen auf ein 9-Monatshoch von 1.035 US-Cents je Scheffel.

Besonders ausgeprägt ist der Preisanstieg bei Sojabohnen. Innerhalb von zwei Wochen beläuft sich dieser auf 15%. Dazu tragen auch sojabohnenspezifische Nachrichten bei. Denn aufgrund von bis zuletzt anhaltender Regenfälle drohen in Argentinien starke Ernteverluste. Die Regierung rechnet bislang mit einem Minus von 5%, was aber noch nicht das Ende der Abwärtsrevisionen darstellen dürfte. Die Getreidebörse von Buenos Aires gibt ihre neue Ernteschätzung voraussichtlich heute bekannt.

Die argentinische Sojabohnenernte hinkt bereits weit hinter dem Zeitplan hinterher. Aktuell sind erst 10% der Ernte eingebracht. Normal sind es zu diesem Zeitpunkt 40%. In einigen Gebieten ist die Ernte wegen der Regenfälle seit 20 Tagen unterbrochen. Für die nächste Woche ist ein Abklingen der Regenfälle vorhergesagt, was Erntearbeiten erlauben sollte. Durchgehend trockenes Wetter soll es erst ab Anfang Mai geben. Dann wird sich zeigen, wie groß die Schäden an der Ernte sind. Das deutlich gestiegene Preis¬niveau macht den Anbau von Sojabohnen für die Bauern in den USA attraktiv, welche kurz vor der Aussaat stehen. Wir rechnen daher mit einem Preisrückgang in den kommenden Monaten.



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