Preise fahren Achterbahn
22.04.2016 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise starten mit Gewinnen in den letzten Handelstag der Woche und machen damit einen Teil ihrer gestrigen Verluste wieder wett. Brent handelt bei 45 USD je Barrel, WTI bei knapp 44 USD je Barrel. Beide Ölpreise stehen damit vor dem dritten Wochengewinn in Folge, was nach dem Scheitern der Gespräche über Produktionsobergrenzen in Doha am vergangenen Wochenende nicht unbedingt zu erwarten gewesen wäre.
Das Thema Produktionsobergrenzen scheint dennoch nicht ganz vom Tisch zu sein. Der stellvertretende russische Ölminister sprach von einer neuen Initiative diesbezüglich in den nächsten beiden Wochen. Laut einem hochrangigen Offiziellen Saudi-Arabiens soll bei der nächsten OPEC-Sitzung Anfang Juni darüber diskutiert werden. Offensichtlich versucht man, das Thema zumindest verbal am Köcheln zu halten, um den Ölpreis zu unterstützen.
Wenn man sich den Ölpreis anschaut, hat diese Strategie bislang gut funktioniert. Die Produktionsobergrenzen hätten den Ölmarkt über das hohe Überangebot im zweiten Quartal helfen sollen, bevor das Überangebot im zweiten Halbjahr aufgrund einer fallenden US-Produktion und einer stärkeren saisonalen Nachfrage spürbar zurückgeht. Von daher sind Produktionsobergrenzen zur Mitte des Jahres eigentlich nicht mehr notwendig. Denn bis auf den Iran wird kaum ein anderer Ölproduzent sein Angebot im zweiten Halbjahr merklich erhöhen können bzw. wollen. Von daher ist die fortgesetzte Debatte darüber viel Lärm um Nichts.
Edelmetalle
Gold handelt heute Morgen nach einem höchst volatilen Tag gestern wieder bei rund 1.250 USD je Feinunze. Bis weit in den Nachmittag hinein war Gold stark gefragt und stieg in der Spitze auf ein 5-Wochenhoch von 1.270 USD. Grund war ein zwischenzeitlich schwächerer US-Dollar während der EZB-Pressekonferenz. Wenig später ging es dann aber für Gold – wie auch für fast alle anderen Rohstoffe – deutlich bergab. Gold gab fast alle Gewinne wieder ab.
Bei Silber waren die Ausschläge noch deutlich größer. Nachdem der Preis mit 17,7 USD je Feinunze zeitweise ein neues 11-Monatshoch erreichte, was einem Plus von 4,5% gegenüber dem Schlusskurs des Vortages entsprach, sackte Silber bis auf -1% ab. Heute Morgen handelt es wieder über der Marke von 17 USD. Hohe Volatilität war auch bei Platin und Palladium zu beobachten, wobei sich Platin zwischenzeitlich auf ein 9½-Monatshoch und Palladium auf ein 5½-Monatshoch verteuerte.
Die Schweiz hat gemäß Daten der Zollbehörde im März 118 Tonnen Gold exportiert, etwas mehr als im Vormonat, aber deutlich weniger als im Vorjahr. Die Ausfuhren nach Asien gingen gegenüber dem schon schwachen Vormonat nochmals zurück, was auf eine verhaltene Nachfrage dort hindeutet. So wurde nach Indien die geringste Menge seit 15 Monaten verschifft und die Exporte nach China und Hongkong zusammen fielen auf ein 8-Monatstief. Dagegen sind die Goldexporte nach Großbritannien auf 44,2 Tonnen gestiegen, der höchste Wert seit September 2012. Dies dürfte auf die bis dahin noch hohe ETF-Nachfrage zurückzuführen sein. Die Schweiz importierte knapp 50 Tonnen Gold aus Dubai. Damit hat sich die Goldnachfrage offenbar wieder etwas von Ost nach West verschoben.
Industriemetalle
Auch die Metallpreise haben eine Achterbahnfahrt hinter sich. Nach dem Erreichen mehrwöchiger oder mehrmonatiger Höchststände kamen sie am Nachmittag deutlich unter Druck. Am Ende des Handelstages blieb von den Gewinnen kaum noch was übrig bzw. einige Metallpreise rutschten klar ins Minus. Die Korrekturbewegung setzt sich heute Morgen fort.
Deutlich abgehoben von den Industriemetallen hat sich gestern Eisenerz. Der von Metal Bulletin erhobene Preis für nach China geliefertes Eisenerz (Hafen von Qingdao, 62% Eisengehalt) ist gestern um knapp 9% und erstmals seit Januar 2015 wieder über 70 USD je Tonne gestiegen. An der SGX AsiaClear in Singapur kostet Eisenerz dagegen "nur" 60 USD je Tonne. Für den starken Preisanstieg wird zum einen ein geringeres Angebot verantwortlich gemacht. BHP Billiton und Rio Tinto, zwei der weltweit größten Eisenerzproduzenten, hatten jüngst ihren Produktionsausblick gesenkt – dies allerdings entweder wetterbedingt oder aufgrund von technischen Schwierigkeiten. Beides sollte nicht nachhaltig sein.
Zum anderen haben die chinesischen Stahlhersteller wegen der stark gestiegenen Stahlpreise ihre Produktion zuletzt wieder deutlich ausgeweitet und so zu einer höheren Nachfrage nach Eisenerz beigetragen. Die Börsen in Shanghai und Dalian haben heute jedoch Maßnahmen eingeführt, um die Spekulation mit Stahl und Eisenerz einzudämmen, was dem Preisanstieg den Wind aus den Segeln nehmen könnte. Aus fundamentaler Sicht bleibt der seewärtige Eisenerzmarkt auf absehbare Zeit klar überversorgt und die hohen Preise sind unseres Erachtens nicht zu rechtfertigen.
Agrarrohstoffe
Der Sojabohnenpreis fällt heute zwar den zweiten Tag in Folge, nachdem er gestern zwischenzeitlich auf ein 9-Monatshoch von 1.043 US-Cents je Scheffel gestiegen war. Inzwischen liegt der Preis nur noch knapp oberhalb von 1.000 US-Cents. Dennoch steht er vor dem zweiten Wochengewinn in Folge. Innerhalb der letzten zwei Wochen haben sich Sojabohnen um 10% verteuert, was dem stärksten 2-Wochenanstieg seit Oktober 2014 entspricht. Der Preisrückgang seit gestern dürfte auf Gewinnmitnahmen nach dem Motto "buy the rumor, sell the fact" zurückzuführen sein.
Wie zu erwarten war, haben die Getreidebörse von Buenos Aires und das argentinische Landwirtschaftsministerium ihre Schätzungen für die argentinische Sojabohnenernte aufgrund der regenbedingten Ernteschäden deutlich nach unten revidiert. Die Getreidebörse erwartet nur noch eine Erntemenge von 56 Mio. Tonnen. Bislang lag die Prognose bei 60 Mio. Tonnen. Das Ministerium senkte seine Prognose auf 57,6 Mio. Tonnen von 60,9 Mio. Tonnen. Das US-Landwirtschaftsministerium dürfte im nächsten Monat folgen. Dessen Ernteprognose liegt bislang bei 59 Mio. Tonnen.
Der globale Sojabohnenmarkt dürfte demnach in diesem Jahr weitgehend ausgeglichen sein. Denn bislang ging das USDA von einem Angebotsüberschuss von knapp 4 Mio. Tonnen aus. Bei einer Anhebung der Nachfrageschätzung könnte der Markt sogar in ein Defizit rutschen.
Die Ölpreise starten mit Gewinnen in den letzten Handelstag der Woche und machen damit einen Teil ihrer gestrigen Verluste wieder wett. Brent handelt bei 45 USD je Barrel, WTI bei knapp 44 USD je Barrel. Beide Ölpreise stehen damit vor dem dritten Wochengewinn in Folge, was nach dem Scheitern der Gespräche über Produktionsobergrenzen in Doha am vergangenen Wochenende nicht unbedingt zu erwarten gewesen wäre.
Das Thema Produktionsobergrenzen scheint dennoch nicht ganz vom Tisch zu sein. Der stellvertretende russische Ölminister sprach von einer neuen Initiative diesbezüglich in den nächsten beiden Wochen. Laut einem hochrangigen Offiziellen Saudi-Arabiens soll bei der nächsten OPEC-Sitzung Anfang Juni darüber diskutiert werden. Offensichtlich versucht man, das Thema zumindest verbal am Köcheln zu halten, um den Ölpreis zu unterstützen.
Wenn man sich den Ölpreis anschaut, hat diese Strategie bislang gut funktioniert. Die Produktionsobergrenzen hätten den Ölmarkt über das hohe Überangebot im zweiten Quartal helfen sollen, bevor das Überangebot im zweiten Halbjahr aufgrund einer fallenden US-Produktion und einer stärkeren saisonalen Nachfrage spürbar zurückgeht. Von daher sind Produktionsobergrenzen zur Mitte des Jahres eigentlich nicht mehr notwendig. Denn bis auf den Iran wird kaum ein anderer Ölproduzent sein Angebot im zweiten Halbjahr merklich erhöhen können bzw. wollen. Von daher ist die fortgesetzte Debatte darüber viel Lärm um Nichts.
Edelmetalle
Gold handelt heute Morgen nach einem höchst volatilen Tag gestern wieder bei rund 1.250 USD je Feinunze. Bis weit in den Nachmittag hinein war Gold stark gefragt und stieg in der Spitze auf ein 5-Wochenhoch von 1.270 USD. Grund war ein zwischenzeitlich schwächerer US-Dollar während der EZB-Pressekonferenz. Wenig später ging es dann aber für Gold – wie auch für fast alle anderen Rohstoffe – deutlich bergab. Gold gab fast alle Gewinne wieder ab.
Bei Silber waren die Ausschläge noch deutlich größer. Nachdem der Preis mit 17,7 USD je Feinunze zeitweise ein neues 11-Monatshoch erreichte, was einem Plus von 4,5% gegenüber dem Schlusskurs des Vortages entsprach, sackte Silber bis auf -1% ab. Heute Morgen handelt es wieder über der Marke von 17 USD. Hohe Volatilität war auch bei Platin und Palladium zu beobachten, wobei sich Platin zwischenzeitlich auf ein 9½-Monatshoch und Palladium auf ein 5½-Monatshoch verteuerte.
Die Schweiz hat gemäß Daten der Zollbehörde im März 118 Tonnen Gold exportiert, etwas mehr als im Vormonat, aber deutlich weniger als im Vorjahr. Die Ausfuhren nach Asien gingen gegenüber dem schon schwachen Vormonat nochmals zurück, was auf eine verhaltene Nachfrage dort hindeutet. So wurde nach Indien die geringste Menge seit 15 Monaten verschifft und die Exporte nach China und Hongkong zusammen fielen auf ein 8-Monatstief. Dagegen sind die Goldexporte nach Großbritannien auf 44,2 Tonnen gestiegen, der höchste Wert seit September 2012. Dies dürfte auf die bis dahin noch hohe ETF-Nachfrage zurückzuführen sein. Die Schweiz importierte knapp 50 Tonnen Gold aus Dubai. Damit hat sich die Goldnachfrage offenbar wieder etwas von Ost nach West verschoben.
Industriemetalle
Auch die Metallpreise haben eine Achterbahnfahrt hinter sich. Nach dem Erreichen mehrwöchiger oder mehrmonatiger Höchststände kamen sie am Nachmittag deutlich unter Druck. Am Ende des Handelstages blieb von den Gewinnen kaum noch was übrig bzw. einige Metallpreise rutschten klar ins Minus. Die Korrekturbewegung setzt sich heute Morgen fort.
Deutlich abgehoben von den Industriemetallen hat sich gestern Eisenerz. Der von Metal Bulletin erhobene Preis für nach China geliefertes Eisenerz (Hafen von Qingdao, 62% Eisengehalt) ist gestern um knapp 9% und erstmals seit Januar 2015 wieder über 70 USD je Tonne gestiegen. An der SGX AsiaClear in Singapur kostet Eisenerz dagegen "nur" 60 USD je Tonne. Für den starken Preisanstieg wird zum einen ein geringeres Angebot verantwortlich gemacht. BHP Billiton und Rio Tinto, zwei der weltweit größten Eisenerzproduzenten, hatten jüngst ihren Produktionsausblick gesenkt – dies allerdings entweder wetterbedingt oder aufgrund von technischen Schwierigkeiten. Beides sollte nicht nachhaltig sein.
Zum anderen haben die chinesischen Stahlhersteller wegen der stark gestiegenen Stahlpreise ihre Produktion zuletzt wieder deutlich ausgeweitet und so zu einer höheren Nachfrage nach Eisenerz beigetragen. Die Börsen in Shanghai und Dalian haben heute jedoch Maßnahmen eingeführt, um die Spekulation mit Stahl und Eisenerz einzudämmen, was dem Preisanstieg den Wind aus den Segeln nehmen könnte. Aus fundamentaler Sicht bleibt der seewärtige Eisenerzmarkt auf absehbare Zeit klar überversorgt und die hohen Preise sind unseres Erachtens nicht zu rechtfertigen.
Agrarrohstoffe
Der Sojabohnenpreis fällt heute zwar den zweiten Tag in Folge, nachdem er gestern zwischenzeitlich auf ein 9-Monatshoch von 1.043 US-Cents je Scheffel gestiegen war. Inzwischen liegt der Preis nur noch knapp oberhalb von 1.000 US-Cents. Dennoch steht er vor dem zweiten Wochengewinn in Folge. Innerhalb der letzten zwei Wochen haben sich Sojabohnen um 10% verteuert, was dem stärksten 2-Wochenanstieg seit Oktober 2014 entspricht. Der Preisrückgang seit gestern dürfte auf Gewinnmitnahmen nach dem Motto "buy the rumor, sell the fact" zurückzuführen sein.
Wie zu erwarten war, haben die Getreidebörse von Buenos Aires und das argentinische Landwirtschaftsministerium ihre Schätzungen für die argentinische Sojabohnenernte aufgrund der regenbedingten Ernteschäden deutlich nach unten revidiert. Die Getreidebörse erwartet nur noch eine Erntemenge von 56 Mio. Tonnen. Bislang lag die Prognose bei 60 Mio. Tonnen. Das Ministerium senkte seine Prognose auf 57,6 Mio. Tonnen von 60,9 Mio. Tonnen. Das US-Landwirtschaftsministerium dürfte im nächsten Monat folgen. Dessen Ernteprognose liegt bislang bei 59 Mio. Tonnen.
Der globale Sojabohnenmarkt dürfte demnach in diesem Jahr weitgehend ausgeglichen sein. Denn bislang ging das USDA von einem Angebotsüberschuss von knapp 4 Mio. Tonnen aus. Bei einer Anhebung der Nachfrageschätzung könnte der Markt sogar in ein Defizit rutschen.