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Ölpreise steigen auf 5½-Monatshochs

27.04.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise steigen am Morgen auf mehrmonatige Höchststände. Brent verzeichnet mit 46,7 USD je Barrel den höchsten Stand seit Mitte November, WTI mit knapp 45 USD je Barrel das höchste Niveau seit Anfang November. Der Preisanstieg ist vor allem stimmungs- und momentumgetrieben. Trotz spekulativer Überhitzung wird jede Nachricht, welche für höhere Preis sprechen könnte, als Kaufargument angesehen. Gestern waren es ein deutlicher Anstieg der US-Benzinpreise und ein vom API berichteter überraschender Abbau der US-Rohöllagerbestände. Wir sehen inzwischen bedenkliche Parallelen zu 2015, als die Ölpreise bis in den Mai hinein deutlich stiegen, ehe im 2. Halbjahr der Absturz folgte.

Die Preise im EU-Emissionshandel sind seit Anfang letzter Woche um 20% nach oben geschossen. Mit einem Anstieg um 2 Euro seit dem Tief Mitte Februar wurde gut die Hälfte des Preissturzes zu Jahresbeginn wieder wettgemacht. Mehrere Faktoren haben dazu beigetragen, u.a. das ungewöhnlich kalte Wetter, die steigenden Energiepreise, die Aufforderung der französischen Regierung, bis 2018 die Stilllegung einiger französischer Atomkraftwerke zu prüfen bzw. 2017 eine Preisuntergrenze für CO2 einzuführen sowie die jüngste politische Initiative, mehr Emissionen in die CO2-Bepreisung einzubeziehen.

Hinzu kommt die Eindeckung von Short-Positionen und die Tatsache, dass am Freitag die Frist für die Einreichung der Emissionsrechte für 2015 abläuft. Auch die hohen Umsätze bergen die Gefahr, dass der stark stimmungsgetriebene Markt nächste Woche einen Rücksetzer macht.

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Edelmetalle

Gold stieg gestern über 1.240 USD und nähert sich heute Morgen zeitweise der Marke von 1.250 USD je Feinunze. Unterstützt wurde der Preis durch einen abwertenden US-Dollar im Zuge schwacher US-Konjunkturdaten. Sowohl die Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter im März als auch das Konsumentenvertrauen im April lagen deutlich unter den Erwartungen.

Der Markt rechnet daraufhin wohl für die heutige Sitzung der US-Notenbank Fed mit einem taubenhaften Begleitkommentar. Bereitet die Fed den Markt dagegen auf eine baldige Zinserhöhung vor, dürfte dies den Goldpreis unter Druck setzen. Da in diesem Fall der US-Dollar wohl aufwerten dürfte, sollte der zu erwartende Preisrückgang von Gold in Euro gerechnet geringer ausfallen.

Entgegen den Schweizer Handelsdaten zeigte sich die chinesische Goldnachfrage im März relativ solide. Gemäß Daten der Hongkonger Statistikbehörde hat China im letzten Monat aus Hongkong auf Netto-Basis 71,8 Tonnen Gold importiert. Dies waren gut 8% mehr als im Vorjahr. Im ersten Quartal blieben die Goldeinfuhren mit knapp 160 Tonnen allerdings 24% hinter dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum zurück.

Die verhaltene Goldnachfrage in Asien - auch Indien hatte deutlich weniger Gold importiert - hat laut Thomson Reuters GFMS dazu geführt, dass die globale Goldnachfrage im ersten Quartal um 24% auf ein 7-Jahrestief von 781 Tonnen gefallen ist. Dies deutet darauf hin, dass der Preisanstieg im ersten Quartal neben einer robusten ETF-Nachfrage auch stark spekulativ getrieben war.


Industriemetalle

Die Metallpreise profitieren nicht von den steigenden Ölpreisen, sondern befinden sich weiter im Rückwärtsgang. Kupfer nähert sich wieder der Marke von 4.900 USD je Tonne, wird aber noch durch die charttechnisch wichtige 200-Tage-Linie unterstützt. In China haben einige Börsenbetreiber weitere Maßnahmen ergriffen (z.B. höhere Gebühren), um die Spekulation in den Futures-Kontrakten von Stahl, Eisenerz und Kokskohle einzudämmen. Dies belastet auch den Handel mit Industriemetallen.

Wie die LME-Statistik zur Positionierung der spekulativen Marktteilnehmer zeigt, war der jüngste Preisanstieg der Metalle stark spekulativ getrieben. In den letzten beiden Wochen wurden vor allem bei Kupfer, Aluminium und Nickel die Netto-Long-Positionen deutlich ausgeweitet. Der Preisanstieg steht daher unseres Erachtens auf wackeligen Beinen und es hat sich Korrekturpotenzial aufgebaut.

Die International Nickel Study Group (INSG) hat gestern Abend ihre Einschätzung zur Lage am globalen Nickelmarkt bestätigt. Demnach soll 2016 erstmals seit fünf Jahren wieder das Angebot hinter der Nachfrage zurückbleiben. Das erwartete Angebotsdefizit wurde auf 49 Tsd. Tonnen nach oben revidiert. Zugleich setzt die INSG den Überschuss im letzten Jahr ebenfalls höher an. Aufgrund der Überschüsse der letzten vier Jahre haben sich hohe Lagerbestände aufgetürmt, so dass das zukünftig knappere Angebot unseres Erachtens zunächst ohne Probleme aufgefangen werden kann.


Agrarrohstoffe

Die EU-Agrarprognosebehörde MARS hat die Schätzung für die in diesem Jahr zu erwartenden Ernteerträge bei Weizen, Gerste und Raps in der EU nach oben revidiert. Bei Weizen geht MARS von einem durchschnittlichen Ernteertrag von 6,11 Tonnen je Hektar aus (bislang 5,96 Tonnen). Das wären zwar 2,7% weniger als 2015/16, allerdings 4,9% mehr als der 5-Jahresdurchschnitt. Bei Gerste rechnet MARS mit 5,97 Tonnen je Hektar (bislang 5,82 Tonnen), was ebenfalls 2,7% unter 2015, aber 7,0% über dem 5-Jahresdurchschnitt liegt.

Im Falle von Raps liegt die MARS-Schätzung bei 3,35 Tonnen je Hektar, verglichen mit 3,31 Tonnen vor einem Monat. Der Ertrag würde damit 4,5% über dem langjährigen Durchschnitt liegen. Bei Mais kam es dagegen zu einer leichten Abwärtsrevision der Ertragsschätzung auf 7,06 Tonnen je Hektar von 7,12 Tonnen im Vormonat. Das wären aber noch immer 12,5% mehr als im dürregeplagten Vorjahr.

Alles in allem stehen die Zeichen in der EU damit auf reichliche Ernten. Dies macht sich insbesondere bei Weizen in einem niedrigen Preisniveau bemerkbar. Der nächstfällige Terminkontrakt handelt bei gut 150 EUR je Tonne weiterhin nur knapp über einem Mehrjahrestief. Dagegen stiegen die EU-Preise für Mais und Raps auf 4½-Monatshochs. Sie profitierten dabei von den höheren Notierungen für Mais und Sojabohnen an der CBOT. Der nächstfällige Mais-Terminkontrakt notiert derzeit sogar ca. 10 EUR je Tonne über dem von Weizen.



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