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Erträge auch in zinsloser Zeit, Gold und Silber sei Dank

08.05.2016  |  Manfred Gburek
Bei meinem jüngsten Mallorca-Aufenthalt kam ich nicht mehr aus dem Staunen heraus. Da rechneten mir verschiedene Makler, aber auch private Anleger etwas vor, was ich einfach nicht glauben mochte: Dass die Vermietung von Ferienimmobilien auf der Lieblingsinsel der Deutschen angeblich 5 bis 10 Prozent Rendite abwirft. Ich rechnete nach, und auf dem Papier stimmte es. Allerdings ohne Berücksichtigung der Nebenkosten beim Kauf, ohne die am Katasterwert ausgerichteten kommunalen Abgaben, ohne Rückstellungen für Reparaturen und zum Teil sogar ohne jegliche Steuern.

Warum ich dieses fast schon exotisch anmutende Beispiel bringe? Weil es mir für die Denkweise vieler Anleger - nicht nur deutscher - typisch erscheint: Nachdem der Kampf um die höchsten Tages- und Festgeldzinsen wegen deren bedenklicher Annäherung an die Null weitgehend beendet ist und nachdem deutsche Mietimmobilien aller Art – gewerbliche wie auch solche zum Wohnen - ein ähnliches Schicksal zu erleiden drohen, sieht man sich nach vermeintlichen Wunderrenditen um.

Dazu gehören dann neben fragwürdigen Unternehmensanleihen und Beteiligungen an irgendwelchen Sachwerten vorrangig auch Mallorca-Immobilien. Nach dem Motto: Das spanische Festland hat sich noch nicht so richtig von der vorangegangenen Wirtschaftskrise erholt und kommt deshalb für Investitionen nur bedingt infrage, das Angebot an Ferienhäusern in Italien und Frankreich ist begrenzt, Griechenland, Türkei, Ägypten, Tunesien und einige weitere Ferienländer sind aus politischen Gründen problematisch geworden, die Kanaren, Nordamerika und die Karibik sind zu weit weg. Also lenkt man seinen Blick auf die Balearen und speziell auf ihre größte Insel Mallorca.

Das auf solchen Überlegungen basierende Renditedenken führt ebenso in die Irre wie die hier in der vorigen Woche kritisierten Systeme zur Altersvorsorge. Am Ende stehen Anleger in besonders schlimmen Fällen womöglich verzweifelt vor ihrem wegen Vandalismus nicht mehr vermietbaren Ferienhaus und können froh sein, wenn sich dafür überhaupt noch jemals ein Käufer findet. Dann dürfte es nur ein schwacher Trost sein, dass den Ferienimmobilien in Deutschland ein ähnliches Schicksal drohen könnte.

Das Ganze mündet wieder mal in die Frage, die Anleger spätestens nach der letzten Welle von Zinssenkungen ständig stellen: Was wirft überhaupt noch Erträge ab, die eine solche Bezeichnung verdienen? (Ich verwende in diesem Kontext ungern den Begriff Rendite, weil er irreführend sein kann.) Und siehe da, das Köpfchen muss sich gehörig anstrengen, bis es zur Erkenntnis kommt, dass überdurchschnittliche Erträge entsprechende Ertragsquellen voraussetzen - und Anleger, die sie mit dem Einsatz von Verstand und natürlich auch Geld, Geduld und Glück nutzen können.

Diese Elemente erfolgreicher Spekulation dürften Ihnen sicher noch vom Spekulanten André Kostolany her bekannt sein, der sie in verschiedenen Büchern und Vorträgen kommentiert hat. Sie lassen sich auf die einfache Formel reduzieren: Entweder Sie spekulieren, oder Sie werden zum Spielball anderer Spekulanten. Damit meine ich nicht die unzähligen Börsenspieler, die mit ihrem permanenten Trading immer höhere Verluste einfahren, sondern die ganz großen Spekulanten: Private Equity-Jongleure, Hedgefonds, Investmentbanken, ja sogar Notenbanken wie die Fed in den USA oder die EZB in Europa.

Ja, die Notenbanken mischen kräftig mit, indem sie mit Geld aus dem Nichts die Konjunktur in Schwung zu bringen versuchen - bislang vergeblich, denn das Geld landet überwiegend bei Banken statt in der produzierenden Wirtschaft. Bei Banken, das bedeutet: Es wird zu Spielgeld, das die Kurse von Anleihen und Aktien auf viel zu hohem Niveau hält. Das nennt man Asset Inflation, im vorliegenden Fall also die Aufplusterung von zwei Anlageklassen, wobei es sich im Fall der Anleihen um die weitaus voluminösere und gefährlichere handelt.

Während die meisten Großspekulanten sich etwa bis zur Jahreswende 2015/16 auf der Suche nach Erträgen befanden, auch wenn die noch so bescheiden waren, begannen einige von ihnen bereits damit, größere Positionen in Gold und Silber aufzubauen. Das lockte weitere Spekulanten, und im Nu zogen auch die Kurse der Minenaktion an. Der Kurs von Marktführer Barrick Gold verdoppelte sich quasi aus dem Stand, der des erfolgreichen Kostensenkers Detour Gold verfünffachte sich seit Ende 2014, der des Südafrikaners Harmony Gold versiebenfachte sich sogar seit Ende 2015. Der Silberpreis zog mit nach oben und nahm Aktien wie Silver Standard oder First Majestic gleich mit. Wer heute noch daran zweifelt, dass der ganze Edelmetallsektor spätestens Anfang 2016 die Wende nach oben geschafft hat, ist selbst schuld.

Wie geht es weiter? Erstens wird die krampfhafte Suche nach laufenden Erträgen allmählich aufhören, weil die Risiken von zinsbringenden Anlagen enorm zunehmen dürften. Zweitens werden sich immer mehr Anleger, große wie kleine, noch mehr als bisher auf Investitionen konzentrieren, die Kursgewinne versprechen. Drittens wird die extrem expansive Geldpolitik der Notenbanken weiterhin dafür sorgen, dass Gold und Silber als Antipoden zu irrsinnig hohen, immer weiter wachsenden Schuldenbergen favorisiert bleiben. Und viertens werden die Preise beider Edelmetalle (die von Platin und Palladium in bescheidenerem Rahmen ebenfalls) mit mehr oder weniger großen Unterbrechungen weiter steigen. Das gilt auch für die Kurse von Gold- und Silberaktien.

Ich beobachte seit geraumer Zeit mit einigem Amüsement die Preisziele, vor allem für Gold, die jetzt durch die Medien geistern. Tatsache ist: Seit der Jahreswende geht es aufwärts, basta. Von nun an ist alles möglich, auch ein Preis im hohen vierstelligen Dollar- und Euro-Bereich - abhängig davon, ob und wann die jetzige milde in eine wilde Spekulationsphase umschlägt, die durch eine allgemeine Krise des Vertrauens in das sogenannte Papiergeld zustande kommen kann.

Wodurch könnte der Aufwärtstrend des Goldpreises unterbrochen oder sogar gestoppt werden? Ehrlich gesagt, viel fällt mir dazu nicht ein, dafür hält der Preisanstieg noch nicht lange genug an. Der frühere Fed-Chef Alan Greenspan dürfte wohl mit seiner Behauptung recht behalten, dass ein hoher Goldpreis unter anderem die Inflationserwartungen widerspiegele. Lassen Sie uns insofern abwarten, was die Asset Inflation noch anrichten und wann sie in eine Inflation der Preise für Güter und Dienstleistungen übergehen wird. Mindestens bis dahin, aber wahrscheinlich auch danach liegen Sie mit Ihrem Gold und Silber einschließlich Edelmetallaktien richtig.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu


Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.



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