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Angebotsausfälle in Kanada lassen Ölpreise steigen

09.05.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise starten mit Gewinnen in die neue Handelswoche. Brent steigt um 1% auf 46 USD je Barrel, WTI um 1,5% auf 45,5 USD je Barrel. Der WTI-Kontrakt mit Fälligkeit Juli handelt inzwischen sogar leicht über dem gleichlaufenden Brent-Kontrakt. Diese Entwicklung ist den anhaltenden Waldbränden in der kanadischen Ölprovinz Alberta geschuldet. Mittlerweile sind dort Produktionskapazitäten von mehr als 1 Mio. Barrel pro Tag lahmgelegt. Kanada ist der wichtigste Öllieferant der USA.

Die USA müssen das Öl anderweitig importieren oder die Lagerbestände fallen innerhalb einer Woche um bis zu 7 Mio. Barrel. Die Lagerdaten am Mittwoch werden darüber ersten Aufschluss geben.

Am Wochenende wurde bekannt, dass der saudi-arabische Ölminister Al-Naimi durch den Chef der staatlichen Ölgesellschaft Saudi Aramco, Khalid Al-Falih, ersetzt wurde. Al-Naimi hat als dienstältester OPEC-Ölminister seit 1995 die Energiepolitik des Landes maßgeblich beeinflusst und wurde über lange Strecken als "mächtigster Ölmann der Welt" angesehen. Allerdings hat er u.E. unter dem neuen König massiv an Einfluss verloren, weil sein abrupter Strategiewechsel im Jahr 2014 nicht wie erhofft Früchte getragen hat.

Wie wird der neue Ölminister agieren? Es ist denkbar, dass in der neuen Machtkonstellation in Saudi-Arabien der Ölpreis erneut als Waffe eingesetzt wird, diesmal allerdings gegen die Konkurrenten innerhalb der OPEC. Die jüngste Anhebung der offiziellen Verkaufspreise für asiatische Kunden im Juni um 1,10 USD auf einen Aufschlag von 0,25 USD je Barrel gegenüber der Benchmark Oman/Dubai lässt diesen Schluss allerdings noch nicht zu.


Edelmetalle

Gold handelt zum Wochenauftakt schwächer bei rund 1.280 USD je Feinunze, nachdem spekulative Finanzanleger offenbar Gewinne mitnehmen und das griechische Parlament in der Nacht die Renten- und Steuerreform gebilligt hat. Damit dürfte Griechenland die nächste Tranche des Hilfskredits erhalten. Am Freitag wurden nochmals Preise von annähernd 1.300 USD erreicht. Unterstützt wurde der Goldpreis zuletzt von hohen Zuflüssen in die Gold-ETFs - am Freitag waren es 6,3 Tonnen. In der letzten Woche wurden die Bestände sogar um fast 40 Tonnen aufgestockt.

Damit wurden die Abflüsse aus dem April bereits wieder mehr als wettgemacht. Daneben war der Preisanstieg von Gold über die Marke von 1.300 USD stark spekulativ getrieben. Gemäß CFTC-Statistik wurden die Netto-Long-Positionen in der Woche zum 3. Mai um 27% auf 218,9 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Dies ist der höchste Stand seit August 2011. Zudem liegen die Netto-Long-Positionen nur noch marginal unter dem damals verzeichneten Rekordhoch. Allerdings dürfte es mittlerweile zu Gewinnmitnahmen gekommen sein.

Unterdessen zeigt sich die Goldnachfrage in Indien weiter nur verhalten. Vorläufigen Daten des Finanzministeriums zufolge hat Indien im April nur 22,3 Tonnen Gold importiert, 74% weniger als im Vorjahr. Dies war wohl u.a. auf den Streik der indischen Schmuckhersteller zurückzuführen. Der World Gold Council dürfte am Donnerstag im Rahmen der Goldnachfragetrends für das erste Quartal von einer generell verhaltenen Nachfrage in Asien berichten.

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Industriemetalle

Bei den Metallen gibt es zu Beginn der neuen Handelswoche eine deutliche Korrekturbewegung. Sie setzen damit ihren Preisrückgang von letzter Woche fort. Kupfer fällt um 2% auf ein 4-Wochentief von rund 4.700 USD je Tonne. Nickel handelt mehr als 3% schwächer unter 8.800 USD je Tonne. Schwache chinesische Aktienmärkte drücken wohl auf die Stimmung der Marktteilnehmer.

Ebenso dürften die spekulativen Finanzinvestoren Gewinne mitnehmen, nachdem sie gemäß CFTC-Statistik ihre Netto-Long-Positionen an der Comex in New York in der Woche zum 3. Mai nochmals leicht ausgeweitet hatten. Auch der teilweise deutliche Rückgang einiger Rohstoffimporte Chinas im April belastet. Gemäß Daten der Zollbehörde hat China im letzten Monat 450 Tsd. Tonnen Kupfer importiert, 21% weniger als im Vormonat, welcher allerdings ein Rekordhoch darstellte. Im Vergleich zum Vorjahr wurde 5% mehr Kupfer eingeführt.

Auch in den ersten vier Monaten des Jahres lagen die Kupferimporte deutlich über dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Der Rückgang der Importe gegenüber dem Vormonat war vor allem auf weniger attraktive Arbitragemöglichkeiten zwischen den Börsen in London und Shanghai zurückzuführen. Zudem waren im März die Kupfervorräte in den Lagerhäusern der SHFE zwischenzeitlich auf ein Rekordhoch gestiegen, was auch auf eine nur verhaltene reale Nachfrage hindeutete und den Importbedarf im April damit verringerte.


Agrarrohstoffe

China hat im April 7,07 Mio. Tonnen Sojabohnen importiert. Das ist ein neuer Rekord für einen April und liegt 33% über dem Vorjahreswert. Bereits im März war ein Rekord für diesen Monat aufgestellt worden, nun liegen die Importe nochmals 15,9% über dem Vormonat. Die hohen Importe spiegeln die starke Nachfrage nach Sojamehl und Sojaöl in China wider. Das Sojamehl wird weitgehend der inzwischen wieder im Aufbau befindlichen Schweinezucht zugeführt.

Zudem wird mit der voranschreitenden Ernte in Argentinien immer klarer, dass die starken Regenfälle der letzten Zeit Menge und Qualität des Ernteguts massiv beeinträchtigt haben. Die angebotsseitige Schwächung eines wichtigen Konkurrenten bei gleichzeitig robuster Nachfrage des wichtigsten Abnehmers lassen die US-Anbieter auf gute Geschäfte hoffen. Das unterstützt die Sojabohnennotierungen in Chicago, die bereits am Freitag zulegten und nur noch knapp unter dem Anfang Mai erzielten 17-Monatshoch von 1.043 US-Cents je Scheffel liegen.

Der gute Pflanzenzustand in wichtigen Anbauregionen wie den USA und der EU, aber auch in Russland trägt dazu bei, dass sich der Weizenpreis noch immer nicht deutlich vom im Februar markierten 5½-Jahrestief absetzen kann. Es bleibt abzuwarten, ob die Feuer in West-Kanada auch wichtige Weizenanbaugebiete, etwa in Saskatchewan, erreichen und die dortige Aussaat beeinträchtigen. Kanada ist eines der drei größten Weizenexportländer. Bereits jetzt liegen seine Lagerbestände nach einer recht schwachen Ernte 2015 bei weiter hohen Exporten auf einem 8-Jahrestief.



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