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Rekordhohe Goldnachfrage im ersten Quartal

12.05.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sind gestern den zweiten Tag in Folge kräftig gestiegen. Brent legte um mehr als 4% zu und handelt am Morgen bei knapp 48 USD je Barrel. Der Preis nähert sich damit wieder dem vor zwei Wochen erreichten 5½-Monatshoch. WTI stieg etwas weniger stark, liegt mit 46,5 USD je Barrel aber ebenfalls in Schlagdistanz zum Hoch von Ende April. Auslöser für den gestrigen Preissprung waren die Lagerdaten des US-Energieministeriums. Diese wiesen für die letzte Woche einen überraschenden Abbau der Rohöllagerbestände um 3,5 Mio. Barrel aus, nachdem das API am Vorabend einen Lageranstieg in gleicher Größenordnung bekanntgegeben hatte.

Die Produktionsausfälle in Kanada hatten keinen nennenswerten Einfluss, da die Rohölimporte im Wochenvergleich unverändert waren. Vielmehr stieg die Rohölverarbeitung deutlich. Besonders bemerkens¬wert war aber der erneute Rückgang der US-Rohölproduktion um 23 Tsd. Barrel pro Tag, obwohl die Ölproduktion in Alaska nach dem starken Rückgang in der Vorwoche um 57 Tsd. Barrel pro Tag gestiegen ist. Das heißt, außerhalb Alaskas ist die Ölproduktion um 80 Tsd. Barrel pro Tag gesunken, was dem stärksten Wochenrückgang seit acht Monaten entspricht.

Der Einbruch der Bohraktivität scheint sich nun auch in der Ölproduktion niederzuschlagen. Diese ist mittlerweile neun Wochen in Folge und an 15 der letzten 16 Wochen zurückgegangen. Mit gut 8,8 Mio. Barrel pro Tag liegt die US-Rohölproduktion auf dem niedrigsten Stand seit September 2014, 572 Tsd. Barrel pro Tag niedriger als in der Vergleichswoche des Vorjahres und 400 Tsd. Barrel pro Tag unter dem Niveau zu Jahresbeginn.


Edelmetalle

Der World Gold Council (WGC) hat heute Morgen die Goldnachfragetrends für das erste Quartal 2016 veröffentlicht. Entgegen den Daten von Thomson Reuters GFMS (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 27. April) ist laut WGC die globale Goldnachfrage im Vorjahresvergleich um 21% auf 1.290 Tonnen gestiegen. Dies ist der höchste Wert für ein erstes Quartal und der zweithöchste überhaupt.

Hauptverantwortlich hierfür war eine starke Investmentnachfrage. So stieg die Nachfrage nach ETFs, Münzen und Barren um 122% auf 618 Tonnen. Dies ist auf die volatilen Aktienmärkte und die Aussicht auf niedrige Zinsen vor allem in den USA zurückzuführen. Die Schmucknachfrage, die normalerweise die größte Nachfragekomponente darstellt, fiel dagegen um 19% auf 482 Tonnen. Dies war der verhaltenen Nachfrage in Asien geschuldet. In Indien lag die Goldnachfrage unter anderem streikbedingt mit 117 Tonnen 39% unter Vorjahr, in China ging sie um 12% auf 241 Tonnen zurück.

Der WGC geht allerdings davon aus, dass sich gerade in Indien wegen einer guten Monsunsaison die Nachfrage im zweiten Halbjahr und hier insbesondere im vierten Quartal deutlich erholen wird. Für das Gesamtjahr erwartet er für Indien eine Goldnachfrage von 850-950 Tonnen, für China von 900-1.000 Tonnen. Die Zentralbanken haben mit 109 Tonnen das 21. Quartal in Folge auf Netto-Basis Gold gekauft, die Dynamik hat hier allerdings nachgelassen. Für 2016 insgesamt schätzt der WGC Zentralbankkäufe von 400-600 Tonnen.

Unseres Erachtens wird sich die starke Investmentnachfrage des ersten Quartals zwar kaum wiederholen lassen, dafür sollte die als stabiler geltende Schmucknachfrage wieder anziehen. Der Goldpreis sollte daher mittelfristig gut unterstützt sein.

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Industriemetalle

Mit den Metallpreisen geht es heute Morgen weiter bergauf. Sie sind somit dabei, ihre Verluste seit Monatsbeginn aufzuholen. So überwand zum Beispiel Zink gestern wieder die Marke von 1.900 USD je Tonne. Und Nickel handelt wieder bei fast 9.000 USD je Tonne. Unterstützung erhalten die Preise offenbar von Plänen der chinesischen Regierung, in den nächsten drei Jahren fast 5 Bio. CNY (rund 770 Mrd. USD) in die Transportinfrastruktur zu investieren. Dies dürfte zu einer höheren Nachfrage nach Metallen und Stahl beitragen.

Wie die Statistik zur Positionierung der spekulativen Marktteilnehmer an der LME zeigt, ist der zwischenzeitliche Preisrückgang der Metalle auf den Rückzug dieser kurzfristig orientierten Anlegergruppe zurückzuführen. So wurden in der letzten Woche die Netto-Long-Positionen vor allem bei Kupfer und Nickel stark abgebaut. Dabei dürfte es sich um Gewinnmitnahmen handeln, nachdem der Preisanstieg zuvor maßgeblich spekulativ getrieben war.

Der zwischenzeitliche Preisanstieg von Nickel auf ein 6-Monatshoch von 9.700 USD je Tonne zu Beginn des Monats hat zur Folge, dass in China die meisten NPI-Hersteller wieder profitabel arbeiten. Laut Angaben des chinesischen Research-Instituts SMM liegen die Produktionskosten der Schmelzen, die die effiziente RKEF-Technologie benutzen, aktuell zwischen 8.200 USD und 8.500 USD je Tonne. Dies könnte dazu führen, dass wieder mehr sog. Nickelroheisen in China produziert wird und damit auch dem Weltmarkt mehr Nickelangebot zur Verfügung steht.


Agrarrohstoffe

Der Zuckerpreis ist gestern um knapp 5% gestiegen und erreichte mit 16,8 US-Cents je Pfund fast wieder das 20-Monatshoch von Anfang Mai. Dazu trugen Wettermeldungen in den zwei wichtigsten Produzentenländern Brasilien und Indien bei. In der brasilianischen Hauptanbauregion Center-South sollen Regenfälle die derzeit laufende Zuckerrohrernte verzögern. Dagegen ist es in den indischen Zuckeranbauregionen derzeit zu trocken, was Sorgen vor niedrigeren Ernteerträgen schürt. Mittelfristig dürften die Regenfälle in Brasilien den Erträgen allerdings zugute kommen.

In Indien dürfte eine gute Monsunsaison helfen, die Trockenheit zu lindern. Von daher erachten wir die derzeitige Preisstärke als nicht nachhaltig. Ebenso bleibt abzuwarten, wie lange der preispositive Effekt der laufenden Amtsenthebung von Brasiliens Staatspräsidentin Rousseff tragen wird. Diese dürfte heute zunächst für sechs Monate vom Amt suspendiert werden, da eine Mehrheit im Senat dafür zu stehen scheint.

Die brasilianische Zentralbank hat erst gestern wieder deutlich gemacht, dass sie gegen eine weitere Aufwertung des Real intervenieren wird. Dieser war in Erwartung eines Regierungswechsels und aufgrund der verschobenen Zinserhöhungen in den USA gegenüber dem US-Dollar Ende April auf ein 9-Monatshoch gestiegen und hatte damit den Preisanstieg bei Zucker maßgeblich begünstigt.



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