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Preise wegen festem US-Dollar unter Druck

19.05.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise stehen seit gestern Abend gehörig unter Druck. Nachdem die Ölpreise am Nachmittag noch deutlich im Plus lagen und am frühen Abend neue mehrmonatige Höchststände von knapp 50 USD je Barrel (Brent) bzw. knapp 49 USD je Barrel (WTI) verzeichneten, ging es danach kräftig abwärts, so dass die Preise letztlich im Minus schlossen. Heute Morgen setzt sich der Preisrückgang zunächst fort. Brent fällt auf 48 USD je Barrel, WTI auf 47,5 USD je Barrel. Hauptbelastungsfaktor ist der deutlich gestiegene US-Dollar (siehe Edelmetalle unten).

Zudem machen Vorhersagen von Regenfällen in der kanadischen Ölprovinz Alberta Hoffnungen, dass die verheerenden Waldbrände dort unter Kontrolle gebracht werden können. Diese legen seit etwa zwei Wochen Produktionskapazitäten von mehr als 1 Mio. Barrel pro Tag lahm. Trotz dieser Produktionsausfälle sind die US-Rohöllagerbestände in der letzten Woche laut US-Energieministerium um 1,3 Mio. Barrel gestiegen, weil die geringeren Importe aus Kanada durch höhere Importe an der US-Golfküste ausgeglichen werden konnten.

Die US-Rohölproduktion fiel die 10. Woche in Folge und zum 16. mal in den letzten 17 Wochen. Seit Jahresbeginn ist sie um mehr als 400 Tsd. Barrel pro Tag zurückgegangen. Dass die Ölpreise kurz nach der Veröffentlichung der Lagerdaten neue Höchststände markierten, dürfte auch am deutlichen Rückgang der Vorräte von Ölprodukten gelegen haben. Die Benzinbestände fielen um 2,5 Mio. Barrel, die Destillatebestände verringerten sich um 3,2 Mio. Barrel. In beiden Fällen war eine stärkere Nachfrage dafür verantwortlich.


Edelmetalle

Gold kam gestern Abend im Zuge der Veröffentlichung des Protokolls der letzten Sitzung der US-Notenbank Fed deutlich unter Druck und fiel um 1,6%. Der Preisrückgang setzt sich heute Morgen fort. Mit gut 1.250 USD je Feinunze wird der tiefste Wert seit drei Wochen erreicht. Wie aus dem Protokoll hervorgeht, haben auf der letzten Sitzung einige FOMC-Mitglieder schon eine Zinserhöhung im April befürwortet. Und die meisten Sitzungsteilnehmer halten es demnach für angemessen, auf der nächsten Sitzung im Juni die Zinsen zu erhöhen, falls die nächsten Daten auf ein stärkeres Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal, eine weitere Verbesserung am Arbeitsmarkt und ein Anziehen der Inflation hindeuten.

Daraufhin wertete der US-Dollar deutlich auf und die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen sprangen nach oben. Laut Fed Fund Futures preist der Markt nun eine Wahrscheinlichkeit von 34% für eine Zinserhöhung im Juni ein. Zu Beginn der Woche lag die Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt im Juni nur bei 6%. Die deutlich gestiegenen Zinserwartungen könnten den Zufluss in die Gold-ETFs bremsen. Gestern wurden deren Bestände noch um weitere zwei Tonnen aufgebaut. Zudem könnte es zu einem Abbau der nahezu rekordhohen spekulativen Netto-Long-Positionen kommen.

Im Fahrwasser von Gold stehen auch die anderen Edelmetalle stark unter Druck. Silber und Palladium fallen auf 4-Wochentiefs, Platin rutscht auf ein 3-Wochentief. Palladium hat zudem die charttechnisch wichtige 200-Tage-Linie unterschritten, was zu technischen Anschlussverkäufen führte.

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Industriemetalle

Die Metallpreise stehen weiter unter Druck und setzen ihren Abwärtstrend fort. Belastet werden sie heute Morgen unter anderem durch den festen US-Dollar und von Sorgen über Chinas Immobilienmarkt. Dort mehren sich die Anzeichen einer Überhitzung. So sind zum Beispiel in den größten Städten des Landes allein im April die Häuserpreise im Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel gestiegen. Dies könnte die chinesische Regierung und die Zentralbank dazu veranlassen, dem Immobilienboom mit verschiedenen Maßnahmen entgegenzuwirken. Dies würde sich dann wohl auch in einer geringeren Nachfrage nach Metallen widerspiegeln.

Daten der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) zufolge wies der globale Bleimarkt im ersten Quartal einen Angebotsüberschuss von 29 Tsd. Tonnen auf. Der Überschuss war damit mehr als doppelt so groß wie im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Auch am globalen Zinkmarkt übertraf gemäß Daten der ILZSG in den ersten drei Monaten des Jahres das Angebot die Nachfrage. Der Überschuss von 42 Tsd. Tonnen war allerdings 100 Tsd. Tonnen geringer als noch zur selben Zeit im Vorjahr. Dies dürfte auf die angekündigten zahlreichen Produktionskürzungen zurückzuführen sein. Auch das World Bureau of Metal Statistics (WBMS) unterstellt für beide Märkte im ersten Quartal Angebotsüberschüsse. Laut WBMS waren von Januar bis März nur die globalen Nickel- und Zinnmärkte im Angebotsdefizit.


Agrarrohstoffe

Der deutlich festere US-Dollar geht auch nicht spurlos an den Preisen für Getreide und Ölsaaten vorbei. Denn dieser verteuert die US-Agrarexporte und verschlechtert damit ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der internationalen Konkurrenz. Der Maispreis fällt auf 395 US-Cents je Scheffel, nachdem er gestern noch auf ein 4-Wochenhoch von 400-US-Cents je Scheffel gestiegen war. Weizen verbilligt sich auf 475 US-Cents je Scheffel, Sojabohnen auf weniger als 1.070 US-Cents je Scheffel.

In weiten Teilen des Mittleren Westens der USA hat es in den letzten Tagen ausgiebig geregnet. Die Regenfälle sollen nach einer kurzen Unterbrechung in der kommenden Woche erneut einsetzen. Allerdings befand sich die Maisaussaat gemäß aktueller Daten vom US-Landwirtschaftsministerium Mitte Mai mit 75% leicht über dem langjährigen Durchschnitt. In den von den Regenfällen betroffenen Regionen liegt der entsprechende Wert noch höher, so dass keine nennenswerten Beeinträchtigungen mehr zu erwarten sind. Die hohe Bodenfeuchtigkeit könnte sich allerdings als negativ für die weitere Pflanzenentwicklung erweisen.

Anders ist die Situation bei Sojabohnen, da hier die Aussaat noch nicht so weit fortgeschritten ist wie bei Mais. Landesweit waren Mitte Mai erst 36% der Felder mit Sojabohnen bestellt, in den südlichen Bundesstaaten bis zu 72%. Bei Weizen könnten die Regenfälle die Ernteerträge begünstigen, da sich die meisten Winterweizenpflanzen derzeit in einem Entwicklungsstadium befinden, welches einen hohen Wasserbedarf erfordert.



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