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Goldnachfrage verlagert sich weiter von Ost nach West

24.05.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Brent fällt am Morgen unter 48 USD je Barrel, WTI auf 47,7 USD je Barrel. Gestern schloss Brent leicht im Minus, WTI leicht im Plus, so dass beide Preise mittlerweile nahezu gleichauf liegen. Darin macht sich die angespanntere Angebotslage auf dem nordamerikanischen Markt wegen der unplanmäßigen Produktionsausfälle in Kanada bemerkbar. Laut Genscape sollen die Ölvorräte in Cushing letzte Woche um knapp 1 Mio. Barrel gefallen sein.

Bestätigung hierfür müssen allerdings noch die Lagerdaten des API heute Abend und die des US-Energieministeriums morgen Nachmittag liefern. Die spekulativen Finanzanleger setzen angesichts der Angebotsausfälle auf weiter steigende Ölpreise. Bei WTI kam es in der Berichtswoche zum 17. Mai zu einem Anstieg der spekulativen Netto-Long-Positionen um 30 Tsd. Kontrakte. Bei Brent betrug der entsprechende Anstieg 33,5 Tsd. auf knapp 384 Tsd. Kontrakte. Sie liegen damit nicht mehr weit vom Ende April verzeichneten Rekordniveau entfernt.

Zu einem kräftigen Anstieg der spekulativen Netto-Long-Positionen kam es zuletzt auch bei Gasöl. Diese stiegen in derselben Berichtswoche um gut 11 Tsd. auf knapp 45 Tsd. Kontrakte, was dem höchsten Niveau seit Juni 2015 entspricht. Anfang April bestanden hier noch Netto-Short-Positionen. Der Gasöl-Brent-Crackspread hat sich innerhalb von einer Woche um 2 USD auf 11 USD je Barrel ausgeweitet. So hoch war er zuletzt Anfang Dezember 2015. Wir führen die relative Verteuerung von Gasöl auf Streiks in französischen Ölterminals zurück, wodurch Raffinerien ihre Produktion drosseln mussten und es bereits zu Angebotsengpässen gekommen ist.

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Edelmetalle

Dem Goldpreis fehlt es weiterhin an Schwung, so dass dieser auf gut 1.240 USD je Feinunze und damit den tiefsten Stand seit fast vier Wochen fällt. Auch neuerliche ETF-Zuflüsse von 4,5 Tonnen können dies nicht verhindern. Die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs wurden mittlerweile an 19 der letzten 20 Handelstage aufgestockt; seit Monatsbeginn sind den ETFs 89 Tonnen Gold zugeflossen, was dem stärksten Monatszufluss seit Februar entsprechen würde.

Belastet wird der Goldpreis wohl durch die anhaltend schwache asiatische Goldnachfrage. Daten der Schweizer Zollbehörde zufolge hat die Schweiz im April zwar insgesamt 147,8 Tonnen Gold exportiert, so viel wie seit drei Monaten nicht mehr. Aber nur knapp ein Drittel davon wurde nach China und Hongkong sowie nach Indien verschifft.

Die Goldausfuhren nach China und Hongkong fielen mit 23,6 Tonnen sogar auf den niedrigsten Stand seit August 2014. Dagegen wurde auch im letzten Monat wieder viel Gold nach Großbritannien exportiert. Auf Netto-Basis waren es rund 75 Tonnen und somit die Hälfte aller Ausfuhren. Damit setzt sich der Goldfluss von Ost nach West weiter fort. Daten zum Goldhandel zwischen China und Hongkong werden von der Hongkonger Statistikbehörde am Donnerstag veröffentlicht. Wir erachten die derzeitige Schwäche der Goldnachfrage in Asien nur als vorübergehend und erwarten eine spürbare Belebung im Jahresverlauf.


Industriemetalle

Auch heute Morgen kommt es bei den Metallpreisen noch nicht zu einer Erholungsbewegung. Nickel fällt zeitweise auf ein 7-Wochentief von 8.350 USD je Tonne, nachdem es gestern schon 2% verloren hatte. Offenbar ziehen sich spekulative Finanzinvestoren zurück - die neueste Statistik zu deren Marktpositionierung wird heute Nachmittag von der LME veröffentlicht - und drücken damit auf den Preis. Gleichzeitig werden preisunterstützende Nachrichten ignoriert. Daten der Zollbehörde zufolge hat China im April rekordhohe Mengen an Nickelraffinade und Ferronickel importiert.

Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Einfuhren von Nickelraffinade um mehr als das Zweieinhalbfache auf 48,6 Tsd. Tonnen, während die Importe von Ferronickel um 43% auf 107,2 Tsd. Tonnen zunahmen. Dies ist zum einen auf die nach wie vor nur begrenzte Verfügbarkeit von Nickelerzen zurückzuführen - die Importe hier sind um über die Hälfte auf knapp 1,4 Mio. Tonnen gesunken. Zum anderen wurde in den letzten Monaten aber vor allem viel Edelstahl in China produziert.

Gemäß Daten des staatlichen Research-Instituts Antaike ist die Edelstahlherstellung im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 5,5% auf 5,37 Mio. Tonnen gestiegen. Die Edelstahlindustrie ist der mit Abstand größte Nickelnachfrager. Die hohen chinesischen Importe von Nickelraffinade machen sich mittlerweile in einem Abbau der LME-Nickelvorräte bemerkbar. Diese sind auf ein 5-Monatstief von rund 400 Tsd. Tonnen gefallen. Der globale Nickelmarkt war im ersten Quartal laut Einschätzung der International Nickel Study Group noch ausgeglichen.


Agrarrohstoffe

Der Weizenpreis in Paris mit Fälligkeit September schwankt nach seinem starken Rückgang rund um die Jahreswende seit Anfang März um 163 EUR je Tonne. Nachrichten wie die gestrige Bestätigung der hohen Ertragserwartungen durch die EU-Prognoseeinheit MARS verhindern, dass der Preis trotz einer starken Exporttätigkeit merklich steigen kann.

MARS bekräftigte seine Einschätzung aus dem Vormonat, dass der Ertrag bei Weichweizen in der EU in diesem Jahr fast 5% über dem Durchschnitt der letzten 5 Jahren liegen soll - allerdings 2,6% unter dem Ertrag 2015, als eine Rekordernte eingebracht wurde. Bei Mais wurde der erwartete Ertrag angehoben. Er soll einen Sprung von fast 16% gegenüber dem mageren Vorjahr machen und rund 6% über dem 5-Jahresdurchschnitt liegen.

Allerdings weist MARS auch auf die Aussaatverzögerungen - nicht zuletzt im wichtigsten Anbaustaat Frankreich - hin, nachdem es in der zweiten Aprilhälfte vielfach zu kühl war. In den östlichen EU-Ländern erfolgte die Aussaat zwar zeitgemäß. In einigen Gegenden könnte aber durch die zwischenzeitliche Kälte eine Neuaussaat notwendig werden.

Der zügige Aussaatfortschritt in den USA drückt zuletzt auf die Sojabohnennotierungen in Chicago, die zuvor seit März um rund 25% zugelegt hatten. Gestern meldete das US-Landwirtschaftsministerium, dass bereits 56% der Felder bestellt sind - mehr als erwartet und mehr als der 5-Jahressdurchschnitt von 52%.



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