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WTI auf 7-Monatshoch, Gold auf 7-Wochentief

25.05.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise haben ihren Aufwärtstrend gestern wieder aufgenommen und sind trotz des festeren US-Dollar gestiegen. Der Preisanstieg setzt sich heute im frühen Handel fort. Der WTI-Preis erreichte am Morgen mit 49,5 USD je Barrel ein 7-Monatshoch und notiert erstmals seit Anfang Mai auch wieder leicht über dem Preis für Brentöl. Bakken-Öl wird derzeit mit einem Aufschlag von 30 US-Cents je Barrel gegenüber WTI gehandelt, was zuletzt vor drei Jahren der Fall war.

Im Jahresdurchschnitt 2015 notierte Bakken-Öl noch mit einem Abschlag von knapp 3 USD je Barrel. Der Preisanstieg und die relative Verteuerung der US-Ölsorten ist auf die Angebotsverknappung im Mittleren Westen wegen der beträchtlichen Produktionsausfälle in Kanada zurückzuführen. Das API berichtete vor allem deswegen für letzte Woche einen kräftigen Rückgang der US-Rohölvorräte um 5,1 Mio. Barrel, womit dieser dreimal so hoch ausfiel wie erwartet.

Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag. Ein Lagerabbau in ähnlicher Größenordnung würde einen Test der Marke von 50 USD auslösen. Dies gilt insbesondere für den Fall eines weiteren Rückgangs der US-Ölproduktion.

Allerdings macht das höhere Preisniveau die Schieferölproduktion vielerorts wieder lukrativ, was den Produktionsrückgang in den kommenden Monaten dämpfen könnte. Zudem läuft die Ölproduktion in den von Waldbränden geplagten Regionen in Kanada allmählich wieder an, so dass sich die Angebotslage in den kommenden Wochen wieder entspannen dürfte. Wir rechnen daher nicht mit Preisen dauerhaft oberhalb von 50 USD je Barrel.

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Edelmetalle

Gold hat gestern 1,8% bzw. mehr als 20 USD verloren und fällt heute Morgen auf ein 7-Wochentief von gut 1.220 USD je Feinunze. In Euro gerechnet rutscht Gold erstmals seit Ende April wieder unter die Marke von 1.100 EUR je Feinunze. Für den starken Preisrückgang sind mehrere Faktoren verantwortlich. So sind die Zinserhöhungserwartungen in den USA nach Reden bzw. Aussagen verschiedener Fed-Mitglieder sowie positiver Daten zum US-Immobilienmarkt weiter gestiegen, was sich auch in einem deutlicher aufwertenden US-Dollar und in höheren Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen widerspiegelte.

Laut den jüngsten Umfragen sinkt zudem die Wahrscheinlichkeit für einen Brexit. Gestern hatten sich außerdem die Finanzminister der EU mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) auf weitere Finanzhilfen für Griechenland geeinigt. Damit droht dort zunächst wohl keine Staatspleite. Mit 3,9 Tonnen gab es gestern darüber hinaus bei den Gold-ETFs den ersten Tagesabfluss seit gut einer Woche, welcher zugleich der höchste seit Anfang April war.

Die spekulativen Finanzinvestoren dürften sich ebenfalls zurückziehen, nachdem sie bis vor einer Woche noch nahezu rekordhohe Netto-Long-Positionen hielten. Die Dynamik der Abwärtsbewegung und die Nähe zur psychologisch wichtigen Marke von 1.200 USD je Feinunze machen unseres Erachtens einen Test dieses Niveaus schon in Kürze wahrscheinlich. Wir erwarten jedoch keinen nachhaltigen Rückgang unter diese Marke, da ein derartiges Preisniveau wohl als attraktive Kaufgelegenheiten erachtet werden dürfte.


Industriemetalle

Wie die International Copper Study Group (ICSG) am Montagabend berichtete, wies der globale Kupfermarkt auf den ersten Blick im Januar und Februar zusammen einen Angebotsüberschuss von 76 Tsd. Tonnen auf. Saisonbereinigt war der Markt in den ersten beiden Monaten des Jahres allerdings ausgeglichen, nach einem Überschuss von 70 Tsd. Tonnen im Vorjahr.

Im Vergleich zum Vorjahr ist das weltweite Angebot laut ICSG zwar um rund 4% gestiegen, wofür China und die USA verantwortlich zeichnen. Die globale Nachfrage hat demnach aber noch stärker um rund 5% zugelegt. Dies ist ebenfalls auf China zurückzuführen, wo die Nachfrage etwa 15% höher ausfiel als zur gleichen Zeit im Vorjahr und sich entsprechend in hohen Importen widerspiegelte.

Außerhalb Chinas war die Kupfernachfrage dagegen um 2,5% rückläufig. In den letzten Wochen veröffentlichte Daten für März und April deuten darauf hin, dass sich der globale Kupfermarkt nicht weiter angespannt hat. Denn gerade China hat zuletzt deutlich mehr Kupfer exportiert. Die Ausfuhren sind im April gemäß Daten der Zollbehörde im Jahresvergleich um 38% auf 32,4 Tsd. Tonnen gestiegen. Dies war der höchste Wert seit fast zwei Jahren und deutet auf eine nur noch verhaltene Nachfrage in China hin.

Dies könnte zunächst einer spürbaren Erholung des Kupferpreises entgegenstehen, zumal sich auch die spekulativen Finanzinvestoren bei Kupfer weiter zurückziehen. Gemäß LME-Statistik wurden die Netto-Long-Positionen in der letzten Woche bereits die dritte Woche in Folge reduziert.


Agrarrohstoffe

Nach einem kräftigen Plus am Montag schloss der Kakaopreis sowohl in London als auch in New York gestern leicht im Minus. Die Internationale Kakaoorganisation ICCO hat die Defizitprognose für 2015/16 erhöht. Statt der bisher prognostizierten 113 Tsd. Tonnen soll die Produktion in der laufenden Saison um 140 Tsd. Tonnen hinter der Nachfrage zurückbleiben. Ein Direktor der ICCO hatte die Anhebung am Montag angekündigt. Offiziell verkündet wurde sie gestern im Rahmen einer Konferenz in der Dominikanischen Republik, eine Woche vor Veröffentlichung des neuen ICCO-Quartalsberichts.

Als Gründe werden vor allem die Schäden durch die El-Niño-bedingte Trockenheit und starke Harmattan-Winde in Westafrika angeführt, aber auch Ertragseinbußen in Indonesien, Brasilien und Ecuador. Dort kommen noch Schäden durch das Erdbeben hinzu. Manch andere Beobachter schätzen teilweise deutliche höhere Defizite, manche liegen aber auch nahe an der ICCO-Schätzung.

So etwa der Agrarproduzent und -händler Cargill mit einem prognostizierten Defizit von 160 Tsd. Tonnen. Cargill weist auch darauf hin, dass die enttäuschenden Zwischenernten einen hohen Anteil zu kleiner Bohnen aufweisen, die wohl erst in der kommenden Saison der dann wieder besser erwarteten Haupternte zugemischt werden. Für 2016/17 hat die ICCO die Hoffnung, dass die Bilanz in etwa ausgeglichen sein wird, Cargill ist noch optimistischer und erwartet einen beachtlichen Überschuss.



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