Ölpreise knacken kurzzeitig die 50 USD-Marke
27.05.2016 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise stiegen gestern erstmals seit letzten Herbst wieder über die Marke von 50 USD je Barrel. Brent erreichte mit 50,5 USD je Barrel das höchste Niveau seit Anfang November 2015, WTI war mit 50,2 USD je Barrel so teuer wie zuletzt Anfang Oktober 2015. Dieses Preisniveau konnte allerdings nicht gehalten werden. Mittlerweile notieren die Preise wieder merklich unterhalb von 50 USD.
Auslöser für den Anstieg waren die am Mittwoch Nachmittag vom US-Energieministerium veröffentlichten Lagerdaten. Diese zeigten einen unerwartet deutlichen Abbau der US-Rohöllagerbestände um 4,2 Mio. Barrel in der letzten Woche. Hauptgrund hierfür waren niedrigere Importe an der US-Golfküste. Zudem ist die US-Rohölproduktion um weitere 24 Tsd. auf 8,767 Mio. Barrel pro Tag gefallen. Dies war der 11. Wochenrückgang in Folge und das niedrigste Niveau seit September 2014. Seit Jahresbeginn beläuft sich der Rückgang auf 435 Tsd. Barrel pro Tag, vom im letzten Frühjahr verzeichneten Hoch sogar auf fast 900 Tsd. Barrel pro Tag.
Der Ölpreisanstieg der letzten Wochen könnte einem weiteren Rückgang der Ölproduktion entgegenstehen. Denn bei Preisen von mehr als 50 USD je Barrel ist es für mehr und mehr Schieferölproduzenten lukrativ, sich abzusichern und möglicherweise wieder nach Öl zu bohren. Aufschluss hierüber dürften die wöchentlichen Daten zu den aktiven Ölbohrungen von Baker Hughes geben. Diese waren in der Woche zum 20. Mai erstmals seit Mitte März und erst zum zweiten Mal in diesem Jahr nicht weiter gefallen. Sollten die neuen Daten heute Abend eine Stabilisierung der Bohraktivität bestätigen, könnte dies zu Gewinnmitnahmen bei den spekulativen Finanzanlegern führen und somit die Preise belasten.
Edelmetalle
Gold steht weiter unter Druck und fällt heute Morgen zeitweise auf 1.212 USD je Feinunze, der tiefste Stand seit Anfang April. In Euro gerechnet wird kurzzeitig ein 7-Wochentief von 1.084 EUR je Feinunze erreicht. Offenbar ziehen sich die spekulativen Finanzinvestoren zurück und schließen ihre zuvor nahezu rekordhohen Long-Positionen, um Verluste einzudämmen. Neue Daten zur Positionierung der spekulativen Finanzanleger werden von der CFTC heute Abend veröffentlicht.
Die aktuelle Dynamik und das heutige Unterschreiten der charttechnischen 100-Tage-Linie könnten dazu führen, dass sich der Preisrückgang weiter fortsetzt. Ein (vorübergehendes) Unterschreiten der psychologisch wichtigen Marke von 1.200 USD scheint möglich.
Wie die Hongkonger Statistikbehörde gestern berichtete, hat China im April auf Netto-Basis 68,8 Tonnen Gold aus Hongkong importiert. Dies waren zwar 4% weniger als im Vormonat, aber 32% mehr als im Vorjahr. Die angedeutete Schwäche der Schweizer Exportdaten wurde damit wie schon im März durch die Hongkonger Daten nicht bestätigt. In den ersten vier Monaten des Jahres summieren sich die Netto-Importe Chinas aus Hongkong auf gut 227 Tonnen, 13% weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Der Rückstand wurde aber zuletzt deutlich verringert. Wir gehen davon aus, dass China im Jahresverlauf wieder mehr Gold nachfragen wird, schon allein aufgrund der niedrigeren Preise.
Industriemetalle
Die Staats- und Regierungschefs der G7-Wirtschaftsnationen haben sich in ihrem Kommuniqué zum Treffen in Japan beunruhigt über die globalen Überkapazitäten in einigen Branchen gezeigt und sich dazu verpflichtet, eine Lösung zum Abbau der Überangebote zu finden. Besorgt sind sie demnach über Subventionen und andere Unterstützungen durch Regierungen und regierungsnahe Institutionen, die den Markt verzerren. Explizit erwähnt wurde die Stahlindustrie.
Ohne China, welches nicht an dem Treffen teilnahm, namentlich zu nennen, dürfte sich das Kommuniqué der G7 gegen den weltweit größten Stahlproduzenten richten. Denn aufgrund hoher eigener Überkapazitäten exportiert China rekordhohe Mengen Stahl und Stahlprodukte und trägt somit auch zum Überangebot in anderen Regionen bei. Das chinesische Handelsministerium hat in Reaktion darauf Zurückhaltung und Besonnenheit bei der Anwendung von Handelsschutzmaßnahmen gefordert.
Die G7 beabsichtigen, Organisationen wie die OECD zu nutzen, um mit den großen Stahlproduzenten Gespräche über ein Ende des Überangebots zu führen. Sollten die Überkapazitäten tatsächlich nachhaltig abgebaut werden, wird sich dies nicht nur in einer geringeren Stahlproduktion niederschlagen, sondern dürfte wohl auch zu einer niedrigeren Nachfrage nach Eisenerz beitragen. Gestern ist auch der von Metal Bulletin erhobene Preis für nach China geliefertes Eisenerz erstmals seit Ende Februar wieder unter die Marke von 50 USD je Tonne gefallen. An der SGX Asiaclear in Singapur kostet Eisenerz im nächstfälligen Futures-Kontrakt gut 45 USD je Tonne.
Agrarrohstoffe
Der Baumwollpreis ist im Wochenverlauf um 5% gestiegen und handelt mit 64,5 US-Cents je Pfund nur noch knapp unter dem Ende April verzeichneten 4½-Monatshoch. Hinter dem Preisanstieg stehen Spekulationen auf höhere Baumwollimporte Chinas. Zudem fällt das Angebot offensichtlich niedriger aus. Die Cotton Association of India erwartet für das laufende Erntejahr 2015/16 eine indische Baumwollernte von 34,15 Mio. Ballen à 170 kg, was einem Rückgang um 10,8% gegenüber dem Vorjahresniveau entsprechen würde.
In den USA könnte der vom US-Landwirtschaftsministerium für 2016/17 erwartete Anstieg der Baumwollproduktion möglicherweise geringer ausfallen. Denn aufgrund des starken Preisanstiegs bei Sojabohnen könnte es kurzfristig noch zu Verschiebungen bei den Anbauplänen von Baumwolle zu Sojabohnen kommen. Bei der letzten Flächenschätzung Ende März ging das USDA noch von einer Ausweitung der US-Baumwollfläche um 11% gegenüber dem Vorjahr aus. Die endgültigen Anbaupläne gibt das USDA Ende Juni bekannt.
Der Rohzuckerpreis hat gestern den Aufwärtstrend fortgesetzt und ist auf ein 22-Monatshoch von 17,5 US-Cents je Pfund gestiegen. Aufgrund von Regenfällen und Verzögerungen bei der Verladung gelangt aktuell weniger Zucker aus Brasilien auf den Weltmarkt. Spekulative Finanzanleger dürften den Aufwärtstrend mit ihren Käufen verstärken.
Die Ölpreise stiegen gestern erstmals seit letzten Herbst wieder über die Marke von 50 USD je Barrel. Brent erreichte mit 50,5 USD je Barrel das höchste Niveau seit Anfang November 2015, WTI war mit 50,2 USD je Barrel so teuer wie zuletzt Anfang Oktober 2015. Dieses Preisniveau konnte allerdings nicht gehalten werden. Mittlerweile notieren die Preise wieder merklich unterhalb von 50 USD.
Auslöser für den Anstieg waren die am Mittwoch Nachmittag vom US-Energieministerium veröffentlichten Lagerdaten. Diese zeigten einen unerwartet deutlichen Abbau der US-Rohöllagerbestände um 4,2 Mio. Barrel in der letzten Woche. Hauptgrund hierfür waren niedrigere Importe an der US-Golfküste. Zudem ist die US-Rohölproduktion um weitere 24 Tsd. auf 8,767 Mio. Barrel pro Tag gefallen. Dies war der 11. Wochenrückgang in Folge und das niedrigste Niveau seit September 2014. Seit Jahresbeginn beläuft sich der Rückgang auf 435 Tsd. Barrel pro Tag, vom im letzten Frühjahr verzeichneten Hoch sogar auf fast 900 Tsd. Barrel pro Tag.
Der Ölpreisanstieg der letzten Wochen könnte einem weiteren Rückgang der Ölproduktion entgegenstehen. Denn bei Preisen von mehr als 50 USD je Barrel ist es für mehr und mehr Schieferölproduzenten lukrativ, sich abzusichern und möglicherweise wieder nach Öl zu bohren. Aufschluss hierüber dürften die wöchentlichen Daten zu den aktiven Ölbohrungen von Baker Hughes geben. Diese waren in der Woche zum 20. Mai erstmals seit Mitte März und erst zum zweiten Mal in diesem Jahr nicht weiter gefallen. Sollten die neuen Daten heute Abend eine Stabilisierung der Bohraktivität bestätigen, könnte dies zu Gewinnmitnahmen bei den spekulativen Finanzanlegern führen und somit die Preise belasten.
Edelmetalle
Gold steht weiter unter Druck und fällt heute Morgen zeitweise auf 1.212 USD je Feinunze, der tiefste Stand seit Anfang April. In Euro gerechnet wird kurzzeitig ein 7-Wochentief von 1.084 EUR je Feinunze erreicht. Offenbar ziehen sich die spekulativen Finanzinvestoren zurück und schließen ihre zuvor nahezu rekordhohen Long-Positionen, um Verluste einzudämmen. Neue Daten zur Positionierung der spekulativen Finanzanleger werden von der CFTC heute Abend veröffentlicht.
Die aktuelle Dynamik und das heutige Unterschreiten der charttechnischen 100-Tage-Linie könnten dazu führen, dass sich der Preisrückgang weiter fortsetzt. Ein (vorübergehendes) Unterschreiten der psychologisch wichtigen Marke von 1.200 USD scheint möglich.
Wie die Hongkonger Statistikbehörde gestern berichtete, hat China im April auf Netto-Basis 68,8 Tonnen Gold aus Hongkong importiert. Dies waren zwar 4% weniger als im Vormonat, aber 32% mehr als im Vorjahr. Die angedeutete Schwäche der Schweizer Exportdaten wurde damit wie schon im März durch die Hongkonger Daten nicht bestätigt. In den ersten vier Monaten des Jahres summieren sich die Netto-Importe Chinas aus Hongkong auf gut 227 Tonnen, 13% weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Der Rückstand wurde aber zuletzt deutlich verringert. Wir gehen davon aus, dass China im Jahresverlauf wieder mehr Gold nachfragen wird, schon allein aufgrund der niedrigeren Preise.
Industriemetalle
Die Staats- und Regierungschefs der G7-Wirtschaftsnationen haben sich in ihrem Kommuniqué zum Treffen in Japan beunruhigt über die globalen Überkapazitäten in einigen Branchen gezeigt und sich dazu verpflichtet, eine Lösung zum Abbau der Überangebote zu finden. Besorgt sind sie demnach über Subventionen und andere Unterstützungen durch Regierungen und regierungsnahe Institutionen, die den Markt verzerren. Explizit erwähnt wurde die Stahlindustrie.
Ohne China, welches nicht an dem Treffen teilnahm, namentlich zu nennen, dürfte sich das Kommuniqué der G7 gegen den weltweit größten Stahlproduzenten richten. Denn aufgrund hoher eigener Überkapazitäten exportiert China rekordhohe Mengen Stahl und Stahlprodukte und trägt somit auch zum Überangebot in anderen Regionen bei. Das chinesische Handelsministerium hat in Reaktion darauf Zurückhaltung und Besonnenheit bei der Anwendung von Handelsschutzmaßnahmen gefordert.
Die G7 beabsichtigen, Organisationen wie die OECD zu nutzen, um mit den großen Stahlproduzenten Gespräche über ein Ende des Überangebots zu führen. Sollten die Überkapazitäten tatsächlich nachhaltig abgebaut werden, wird sich dies nicht nur in einer geringeren Stahlproduktion niederschlagen, sondern dürfte wohl auch zu einer niedrigeren Nachfrage nach Eisenerz beitragen. Gestern ist auch der von Metal Bulletin erhobene Preis für nach China geliefertes Eisenerz erstmals seit Ende Februar wieder unter die Marke von 50 USD je Tonne gefallen. An der SGX Asiaclear in Singapur kostet Eisenerz im nächstfälligen Futures-Kontrakt gut 45 USD je Tonne.
Agrarrohstoffe
Der Baumwollpreis ist im Wochenverlauf um 5% gestiegen und handelt mit 64,5 US-Cents je Pfund nur noch knapp unter dem Ende April verzeichneten 4½-Monatshoch. Hinter dem Preisanstieg stehen Spekulationen auf höhere Baumwollimporte Chinas. Zudem fällt das Angebot offensichtlich niedriger aus. Die Cotton Association of India erwartet für das laufende Erntejahr 2015/16 eine indische Baumwollernte von 34,15 Mio. Ballen à 170 kg, was einem Rückgang um 10,8% gegenüber dem Vorjahresniveau entsprechen würde.
In den USA könnte der vom US-Landwirtschaftsministerium für 2016/17 erwartete Anstieg der Baumwollproduktion möglicherweise geringer ausfallen. Denn aufgrund des starken Preisanstiegs bei Sojabohnen könnte es kurzfristig noch zu Verschiebungen bei den Anbauplänen von Baumwolle zu Sojabohnen kommen. Bei der letzten Flächenschätzung Ende März ging das USDA noch von einer Ausweitung der US-Baumwollfläche um 11% gegenüber dem Vorjahr aus. Die endgültigen Anbaupläne gibt das USDA Ende Juni bekannt.
Der Rohzuckerpreis hat gestern den Aufwärtstrend fortgesetzt und ist auf ein 22-Monatshoch von 17,5 US-Cents je Pfund gestiegen. Aufgrund von Regenfällen und Verzögerungen bei der Verladung gelangt aktuell weniger Zucker aus Brasilien auf den Weltmarkt. Spekulative Finanzanleger dürften den Aufwärtstrend mit ihren Käufen verstärken.