Die Realität wird die Märkte einholen - der Crash ist unvermeidbar
01.06.2016 | Mark J. Lundeen
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Beobachten zu müssen, wie im im Laufe des letzten Jahres nicht nur eine, sondern gleich zwei bullische Boxen versagten, war etwas traumatisch für mich. So etwas sollte nicht passieren! Doch der Goldbulle in meinem Herzen tröstet sich mit dem, was er im obenstehenden Chart sieht. Der steile Rückgang des Open Interest (blau) im März und jetzt wieder im Mai hatte nur überraschend geringe Auswirkungen auf den Goldpreis (rot). Die Entwicklung ist keineswegs vergleichbar mit dem Preisabsturz am Goldmarkt, den wir im April und Juni 2013 erlebten.
Machen Sie sich keine Illusionen - der zweimalige plötzliche Kollaps des Open Interest an der COMEX stellte einen bösartigen Angriff auf den Goldpreis dar. Doch wenn wir bedenken, dass der Goldpreis bei seinen Tiefs vom letzten Dezember bei nur 1.050 $ lag, werden die Bären der Wall Street sicher nicht glücklich darüber sein, dass Gold nach dem Rückgang des Open Interest um 87.423 Kontrakte innerhalb der letzten zehn Handelstage in der vergangenen Woche noch immer deutlich über den Dezember-Tiefs schloss: bei 1.212 $.
Nun stellt sich die Frage, ob die erwähnten Bären über ausreichende Munition verfügen, um den Goldkurs auf unter 1.200 $ zu drücken, oder ob sie das Niveau des Open Interest an der New Yorker Terminbörse noch stärker erhöhen werden als das vor nur zehn Handelstagen der Fall war, um den gesamten Prozess nun zum dritten Mal in diesem Jahr zu beginnen.
Zu Ihrer Information habe ich an dieser Stelle die Tabelle mit der Stufensumme von Gold und Silber eingefügt. Der "15 Count" von Gold, d. h. die Netto-Anzahl der Tage mit Kursgewinnen innerhalb der letzten 15 Tage, liegt bei -5. Wie Sie sehen muss der Preis an sehr vielen Tagen fallen, damit der "15 Count" einen extremen Wert wie -5 annimmt. Wir können daher in den nächsten Wochen mit einer ansehnlichen Erholung rechnen, die den Goldkurs hoffentlich wieder zum Steigen bringt, am besten über die Hochs vom April.
Mir ist bewusst, dass die Lage nach allem, was ich oben geschrieben habe, ziemlich schlecht ist. Doch vergessen Sie nicht, dass es dem großen bösen Bären trotz allem Husten und Prusten noch nicht gelungen ist, das Haus der Bullen umzupusten. Die alte Strategie der großen Bären funktioniert nicht mehr so gut wie in der Vergangenheit.
In der folgenden Tabelle sehen Sie die 52-Wochen-Hochs und -Tiefs aller Marktsegmente des Dow Jones (Dow Jones Total Market Group, DJTMG). Ich möchte noch anmerken, dass der Aktienindex die Zahl einer Marktgruppen in der letzten Woche von 108 auf 155 erhöht hat, doch Sie werden bemerken, dass meine Daten nur 76 dieser Gruppen umfassen. Daran wird sich auch nichts ändern. Die Daten dieser Marktsegmente reichen bis ins Jahr 1988 zurück und 76 Gruppen sind eine ausreichend große Stichprobe, die einen hervorragenden Einblick in die allgemeine Markt- und Wirtschaftslage bietet.
Von den DJTMG erwarte ich, dass sie mir eine historische Perspektive auf die Märkte und die Wirtschaft verschaffen, denn schließlich bin ich schon ein alter Knacker und gehe nicht davon aus, dass ich noch auf dieser Erde weilen werden, wenn die jungen, neu dazugekommenen Marktsegmente ein reiferes Alter erreichen. Aus diesem Grund ignoriere ich sie einfach. Behalten Sie einfach im Hinterkopf, dass ich schon seit Jahren nicht mehr die gesamten von Barron's veröffentlichten Statistiken verwende. Dennoch sind es gute, aussagekräftige Daten.
Die ersten drei Plätze der Tabelle sind vom Kohle-, Buntmetall- und Goldbergbau belegt. Der Kohlesektor und die Nichteisenmetalle haben höhere Gewinne verzeichnet, als die Goldunternehmen, doch meiner Einschätzung nach handelt es sich dabei nur um Dead-Cat-Bounces, die nicht von Bestand sein werden. Der Kohlemarkt hat das Problem, dass die US-Regierung unter Obama die Stromversorger mit Hilfe der Umweltschutzbehörde zwingt, verstärkt auf Erdgas umzusteigen.
Wie sollen sich die Kohleunternehmen von einem derartigen Schlag erholen? Was die Industriemetalle anbelangt, war China der größte Absatzmarkt. Doch da dort nun das Risiko einer Rezession besteht, weiß ich nicht, wie lange das noch so bleiben wird. Von den drei Gruppen auf den vordersten Plätze interessieren mich aus den altbekannten Gründen nur die Goldminen. Doch wer weiß schon, was die Zukunft diesen Unternehmen bringen wird?
Es ist eine Tatsache, dass die erfolgreichsten Investmentportfolios auch Wertpapiere enthalten, die nicht deswegen gekauft wurden, weil sie wirklich besonders hohe Gewinne versprachen, sondern weil es sich bei ihnen - wie sich im Nachhinein herausstellen sollte - um riskante und schlecht durchdachte, aber viel beworbene Investments handelte, die aus dem einen oder anderen Grund für kurze Zeit das Interesse der Massen fesselten.