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Die Realität wird die Märkte einholen - der Crash ist unvermeidbar

01.06.2016  |  Mark J. Lundeen
- Seite 4 -
Mitte der 1980er Jahre ging es darum, das nächste Opfer einer fremdfinanzierten Übernahme zu finden, bevor es in den Medien bekannt wurde. In den 1990ern war es die digitale Revolution mit dem Internet als neuem Marktplatz für den Handel und das damals noch neue Phänomen der Mobiltelefone. Mitte der 2000er Jahre kam es dann zur Revolution an den Kredit- und Derivatemärkten, sodass nun auch die chronisch Arbeitslosen Zugang zu Hypotheken über eine Viertel Million Dollar und mit einer Laufzeit von 30 Jahren erhielten.

Die riskante Vermarktung von Ramsch-Anleihen, die kaum Zinserträge einbringen (egal, ob es sich dabei um Staats- oder Unternehmensanleihen handelt), zieht heute das Interesse der Anleger jedoch nicht so stark auf sich, wie das noch 2007 der Fall gewesen wäre. Der Rausch, in den die Menschen beim Kauf von Internet-Aktien oder Einfamilienhäusern verfielen, fehlt der aktuellen Spekulationsblase, die die Finanzmärkte aufbläht. Das hängt zu einem großen Teil damit zusammen, dass die Generation der Babyboomer nicht nur gelernt hat, wie die Dinge an der Wall Street laufen, sondern auch deutlich älter ist.

Ihre Kinder haben sich gar nicht erst in die Märkte gestürzt, weil sie entweder noch mit der Rückzahlung von Studienkrediten belastet sind, die sie für Abschlüsse aufgenommen haben, mit denen sie jetzt nicht das versprochene Gehalt erzielen, oder weil sie nur einen schlecht bezahlten Job haben - oder beides. Trotz allem haben es die politischen Entscheidungsträger anscheinend zum vierten Mal seit 1982 geschafft, unter den treuhänderischen Vermögensverwaltern einen regelrechtes Fieber auszulösen - im Moment kaufen sie mit dem Geld anderer Leute Schuldverschreibungen, die kaum Zinserträge generieren.

Ich sage "anscheinend", weil ich mir sicher bin, dass man niemandem erlauben würde, einen Rentenfonds oder das Kapital einer Versicherungsgesellschaft zu verwalten, der so dumm ist wirklich zu glauben, es sei ein gutes Investment, einer Regierung für das Privileg, ihr Geld leihen zu dürfen, jährlich 1-2% des Nennbetrags einer Anleihe zu zahlen. Ich schätze, dass den meisten Vermögensverwaltern dank der Einmischungen der Zentralbanken in die Anleihemärkte kaum eine andere Wahl bleibt, als völlig überbewertete Junk-Bonds zu kaufen. Die Anleihen mit negativen Renditen werden wohl hauptsächlich von den Zentralbanken selbst gekauft.

Wir erleben eine bizarre Episode der Marktgeschichte. Die Politiker und ihre Freunde im Bankenwesen verstecken sich hinter den Maßnahmen der Zentralbanken, die diese gottgleich bestimmen dürfen, obwohl sie den Märkten dadurch die Fähigkeit genommen hat, entsprechend des tatsächlichen Wertes eines Assets selbst einen Preis zu finden. Die derzeitige Bewertung der Aktien und Anleihen hat keinerlei Bezug mehr zur wirtschaftlichen Realität - sie entspricht aber den Anforderungen des "geldpolitischen Kurses". Bundeskanzlerin Angela Merkel nennt die Dinge beim Namen:

"Auf gewisse Weise handelt es sich um einen Kampf der Politik gegen die Märkte. So sehe ich das. Ich bin entschlossen, diesen Kampf zu gewinnen."

- Angela Merkel, Mai 2010, anlässlich der finanziellen Rettung Griechenlands

"Das Primat der Politik über die Märkte muss durchgesetzt werden."

- Angela Merkel bei der Debatte um die griechischen Staatsschulden, 2011

Es ist wahr, dass Frau Merkel diese Worte vor einigen Jahren im Zusammenhang mit der griechischen Schuldenkrise äußerte. Doch sollten die Märkte fordern, dass die deutschen Staatsanleihen nicht mehr mit 0,26%, sondern wieder mit 4,5% verzinst werden, wie zuletzt im Sommer 2008, dann würde sie mit Sicherheit ebenfalls verlangen, dass das Primat der Politik über die Märkte durchgesetzt wird.

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Der Irrglaube, dass die Politik langfristig ein Veto gegen die reale Marktsituation einlegen könne, war der Grund für die verheerende Wirtschaftslage in der früheren Sowjetunion und im maoistischen China, sowie für die aktuellen Probleme Venezuelas und Detroits. Auch die Vereinigten Staaten haben sich mit dieser politischen Geisteskrankheit infiziert. Die Tatsache, dass die Rendite auf langfristige Staatsanleihen im Mai 2016 niedriger sind, als sie im Dezember 1952 waren, ist ausreichender Beleg dafür.

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Mr. Bär hat eine Aufgabe im Leben, und die heißt Markthygiene. Wenn ein Asset wertlos ist, dann sorgt er dafür, dass der Besitzer es als Verlust abschreiben muss. Wenn ein Asset überbewertet ist, wird er dafür sorgen, dass der Preis wieder fällt, bis der freie Markt zu einer fairen Bewertung gelangt.

Die Politiker und Zentralbanker mögen glauben, dass sie in absehbarer Zukunft weiter Schuldverschreibungen in Billionenhöhe erschaffen können. Doch an einem Punkt in der nicht mehr absehbaren Zukunft wird Mr. Bär all dem ein Ende bereiten. Ich hatte schon früher vorhergesagt, dass das US-Finanzministerium und alle anderen, die mehr Schulden aufgenommen haben, als sie bedienen können, noch vor dem Ende der nächsten Baisse bankrott sein werden.

Ich kann nicht sagen, wann genau das geschehen wird, ich weiß nur, dass es geschehen wird. Da alles Geld dieser Welt nur durch Schulden gedeckt ist, werden wir eine historische Zeit der Deflation erleben, wenn die Staaten schließlich erklären, dass sie ihre Schulden nicht zurückzahlen können. Diese Entwicklung wird das Leben jedes Einzelnen beeinflussen. Doch alles endet eines Tages, auch eine massive Deflation und ein beispielloser Bärenmarkt. Dann werden Sie froh sein, dass Sie ein wenig Gold und Silber hatten.


© Mark J. Lundeen


Dieser Artikel wurde am 29.05.2016 auf www.gold-eagle.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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