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Ölpreise im Vorfeld der OPEC-Sitzung unter Druck

01.06.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise stehen seit gestern Abend unter Druck, nachdem sie am Nachmittag zwischenzeitlich die Marke von 50 USD je Barrel zurückerobert hatten. Brent handelt nach dem Kontraktwechsel im August-Kontrakt bei 49 USD je Barrel, WTI im Juli-Kontrakt deutlich darunter. Auslöser für den Preisrutsch waren Äußerungen des Ölministers der Vereinigten Arabischen Emirate, wonach der Markt über den Preis selber das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage herstellen würde.

Damit dürfte klar sein, dass von der morgigen OPEC-Sitzung keinerlei angebotsbeschränkende Maßnahmen zu erwarten sind. Somit droht dem Ölmarkt ein anhaltendes Überangebot, welches derzeit nur durch hohe außerplanmäßige Produktionsausfälle verhindert wird. Dies verdeutlicht auch die von Reuters erhobene Umfrage zur OPEC-Produktion, welche im Mai zwar um 120 Tsd. auf 32,52 Mio. Barrel pro Tag gesunken ist.

Dieser Rückgang war aber ausschließlich auf Nigeria zurückzuführen, wo die Ölproduktion wegen der Anschläge auf Öleinrichtungen um 330 Tsd. Barrel pro Tag gesunken ist. Ohne Nigeria ist die OPEC-Produktion dagegen weiter gestiegen. Insbesondere der Iran (+150 Tsd.) und Saudi-Arabien (+100 Tsd.) erhöhten ihre Ölproduktion. Auch in Kuwait erholte sich die Ölproduktion nach dem Streik um 120 Tsd. Barrel pro Tag. Dem standen lediglich Rückgänge in Angola (-90 Tsd.), Libyen (-80 Tsd.) und im Irak (-70 Tsd.) gegenüber.

Im Irak deuten aktuelle Zahlen auf eine wieder höhere Ölproduktion hin. Wegen des Feiertages am Montag werden die offiziellen US-Lagerdaten erst morgen veröffentlicht. Das API gibt die Zahlen heute Abend bekannt.

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Edelmetalle

Der Goldpreis erholt sich weiter von den Anfang der Woche verzeichneten Tiefständen. Am Morgen stieg Gold zwischenzeitlich auf 1.220 USD je Feinunze. Auftrieb gaben schwache US-Konjunkturdaten zum verarbeitenden Gewerbe im Großraum Chicago und zur Verbraucherstimmung. Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Fed-Zinserhöhung im Juni, was den Höhenflug des US-Dollar vorerst ausbremste und einen Rückgang der Anleiherenditen zur Folge hatte.

Auch die Aktienmärkte gerieten im Zuge dessen unter Druck. Die Gold-ETFs verzeichneten gestern keine nennenswerten Veränderungen, so dass der Monat Mai Zuflüsse von knapp 84 Tonnen verzeichnete. Höher waren die Zuflüsse in diesem Jahr nur im Februar. Bemerkenswert ist, dass diese Zuflüsse erfolgten, obwohl der Goldpreis im Mai um 6% gefallen ist, was dem stärksten Monatsrückgang seit November 2015 entspricht.

Der Preisrückgang im Mai ist somit vor allem auf spekulative Verkäufe zurückzuführen. Zudem blieb die physische Nachfrage in Asien bis zuletzt verhalten. Dies könnte sich demnächst ändern.

Die indische Regierung hat gestern die beabsichtigte stärkere Besteuerung von Goldschmuckkäufen in bar wieder zurückgenommen. Die 1%-ige Besteuerung soll mit sofortiger Wirkung erst wieder ab einem Betrag von 500.000 Rupien greifen und nicht wie im Haushaltplan vorgesehen schon ab 200.000 Rupien. Die umstrittene Verbrauchssteuer von 1% auf Goldschmuck bleibt allerdings bestehen.


Industriemetalle

Die Metallpreise an der LME handeln heute überwiegend im Minus, nachdem der inoffizielle Caixin Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe in China mit einem Wert von 49,2 den 15. Monat in Folge eine Kontraktion in der chinesischen Industrie zeigte. Auch die US-Konjunkturdaten überraschten negativ. Außerdem trägt die negative Stimmung am chinesischen Stahlmarkt zur Preisschwäche bei Metallen bei, nachdem die Stahl- und Eisenerz-Terminkontrakte an der SHFE nach einem massiven Preisrutsch im Mai die Verluste heute nochmals ausgeweitet haben.

Insgesamt scheint die Stimmung bei Metallen wieder ins Negative zu drehen, auch wenn man die anekdotische Evidenz der letzten Tage nicht überinterpretieren sollte. Es ist aber auffällig, wenn einen Tag, nachdem Rio Tinto seinen Aluminiumkunden in Japan eine Prämie von 110 USD je Tonne für das 3.Quartal in Aussicht gestellt hat, Meldungen auftauchen, dass einige kleinere Händler ihr Material mit einer Prämie von lediglich 81 bzw. 83 USD pro Tonne für das 3. Quartal verkauft haben. Damit wären die Prämien rund 30% tiefer als im 2.Quartal, als sie noch bei 115-117 USD je Tonne lagen.

Auch in Europa sind die Prämien seit Monaten im Sinkflug, wobei laut Platts zuletzt sogar einige Geschäfte mit einer Prämie von unter 60 USD (unverzollt) je Tonne abgeschlossen wurden. Das deutet auf eine hohe Verkaufsbereitschaft hin und relativiert den starken Rückgang der LME-Lagerbestände auf den niedrigsten Stand seit Januar 2009.


Agrarrohstoffe

Die Internationale Kakaoorganisation ICCO hat in ihrem gestern veröffentlichten Quartalsbericht die Schätzung für die globale Kakaoernte 2015/16 um über 100 Tsd. Tonnen nach unten korrigiert. Mit 4,04 Mio. Tonnen bleibt sie demnach 4,6% hinter dem Vorjahr zurück. Hauptverantwortlich dafür sind niedriger angesetzte Ernten in der Elfenbeinküste und in Ghana. Die letzten - allerdings inoffiziellen - Zahlen zu den Anlieferungen von Kakao in die Häfen der Elfenbeinküste waren enttäuschend.

Der Rückstand der aggregierten Anlieferungszahlen zum Vorjahr beträgt inzwischen gut 10%. Auch in Ghana werden sich die Hoffnungen auf einen kräftigen Produktionsanstieg gegenüber dem extrem schlechten Vorjahr wohl nicht erfüllen. Mit 800 Tsd. Tonnen - statt bisher angesetzten 840 Tsd. Tonnen - ist die ICCO aber dennoch recht optimistisch. Ende April kursierte in der Presse aus inoffiziellen ghanaischen Regierungskreisen eine Schätzung von nur 730 Tsd. Tonnen.

Die ICCO kürzte auch ihre Erwartung an die weltweite Kakaoverarbeitung - sie soll gegenüber dem Vorjahr nur um 0,8% steigen. In absoluten Zahlen ist der Schnitt auf der Angebotsseite allerdings deutlich größer als bei der Nachfrage. Entsprechend hebt die ICCO ihre Prognose für das Defizit am Kakaomarkt nicht nur gegenüber dem letzten Quartalsbericht, sondern auch gegenüber der vor zwei Wochen auf einer Konferenz verlautbarten Schätzung an. Nun wird es auf 180 Tsd. Tonnen taxiert. Der Kakaopreis in London schloss gestern bei 2.238 GBP je Tonne 1,3% im Plus.



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