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Gerüchte zur OPEC-Sitzung geben Ölpreisen Auftrieb

02.06.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Gestern nachmittag hieß es überraschend aus OPEC-Kreisen, das Kartell werde heute auf seinem halbjährlichen Treffen über ein gemeinsames Produktionsziel diskutieren. Die Ölpreise zogen daraufhin an. Der Preis für Brentöl kratzt nun wieder an der Marke von 50 USD je Barrel. Doch aus dem Iran folgte schon in der Nacht die Absage an ein solches Vorhaben. Stattdessen fordert der Iran eine Rückkehr zu individuellen Länderquoten.

Ohne den Iran wird sich der erstmals teilnehmende neue Ölminister Saudi-Arabiens, al-Falih, gleichzeitig auch Chef des staatlichen Ölgiganten Saudi-Aramco, kaum auf die Fixierung eines Proudktionsziels einlassen. Wir rechnen deshalb nicht mit einem solchen Zielwert, der unter Berücksichtigung der derzeitigen OPEC-Produktion, der gegenwärtigen Ausfälle in Nigeria und Libyen und der noch zu erwartenden Produktionssteigerung im Iran ohnehin bei mindestens 34 Mio. Barrel pro Tag liegen müsste und damit keinen ausgeglichenen Markt garantieren würde.

Eine niedrigere Zahl wäre dagegen nicht glaubwürdig, weil Nigeria, Libyen und der Iran ihre Produktion kaum freiwillig auf dem gegenwärtigen Niveau einfrieren würden. Noch viel unwahrscheinlicher sind die vom Iran vorgeschlagenen individuellen Quoten. Die Ölpreise dürften also wieder unter Druck geraten.

Zusätzlich belasten könnte der heutige Lagerbericht des US-Energieministeriums, sollte er ebenso wie das American Petroleum Institut gestern trotz der Produktionsausfälle des Hauptlieferanten Kanadas überraschend einen Anstieg der US-Rohölvorräte ausweisen. Ein weiterer Rückgang der US-Ölproduktion dürfte einem stärkeren Preisrückgang allerdings entgegenstehen.


Edelmetalle

Der Goldpreis geriet gestern nach der Veröffentlichung des besser als erwartet ausgefallenen ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe in den USA unter Druck, weil dadurch eine Zinserhöhung der US-Notenbank Fed im Juni wahrscheinlicher geworden ist. Das Tief von Anfang der Woche bei 1.200 USD je Feinunze wurde allerdings nicht wieder erreicht. Am Morgen notiert Gold wieder bei gut 1.215 USD je Feinunze.

Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten gestern einen weiteren Anstieg der Bestände um 4,3 Tonnen auf ein 2½-Jahreshoch von 1.847 Tonnen. Somit kam es erneut zu Käufen bei Preisschwäche, ein Muster, was bereits im Mai zu beobachten war.

Auch die Nachfrage nach Goldmünzen war im Mai robust. Laut US-Münzanstalt wurden im letzten Monat US-Goldmünzen im Umfang von 76,5 Tsd. Unzen verkauft. Dies war zwar 27% weniger als im Vormonat, aber 3½-mal soviel wie im Vorjahr. Gleichzeitig war es der stärkste Absatz im Mai seit dem Jahr 2011. Seit Jahresbeginn summiert sich der Absatz auf 427,5 Tsd. Unzen, was mehr als doppelt so viel ist wie im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die Investment-nachfrage ist somit bislang eine tragende Stütze der Goldnachfrage in diesem Jahr.

Der US-Fahrzeugabsatz stieg im Mai geringfügig auf annualisiert 17,37 Mio. Einheiten. Er lag damit aber 1,5% niedriger als im Vorjahr. Das Rekordniveau war im Herbst 2015 mit mehr als 18 Mio. Fahrzeugen auf Jahresbasis erreicht worden. Die nachlassende Dynamik könnte sich dämpfend auf die Nachfrage nach Platin und Palladium auswirken.


Industriemetalle

Der chinesische Hunger nach (nickelbasiertem) Edelstahl scheint unstillbar: Die Produktion markierte laut Antaike mit rund 1,7 Mio. Tonnen den höchsten April-Wert überhaupt. Dank der Nachfragestärke und einer Lageraufstockung sind auch die Importe von nickelhaltigem Material zuletzt stark gestiegen. So hat China im April mit 49 Tsd. Tonnen so viel Nickelraffinade importiert wie nie zuvor; die Importe lagen in den ersten vier Monaten 170% höher als im Vorjahr.

Noch drastischer sieht es bei den Importen von Ferronickel aus. Die Importe im April lagen mit 107 Tsd. Tonnen weit über dem bisherigen Rekordwert von 75 Tsd. Tonnen. Mit rund 300.000 Tonnen hat China in nur vier Monaten mehr Ferronickel importiert als normalerweise in einem Gesamtjahr mit Ausnahme des Vorjahres.

Der jüngste Anstieg der Ferronickelimporte geht dabei ausschließlich auf das Konto der Tsingshan-Gruppe zurück, die zuletzt ihre NPI-Produktion in Indonesien ausgeweitet hat und im April allein 80 Tsd. Tonnen an ihre Edelstahlwerke in China verschickt haben soll. Dabei dürfte die NPI-Produktion in China selbst stagnieren, auch wegen der geringeren Verfügbarkeit der Nickelerze. So gingen die Exporte aus den Philippinen, dem Hauptlieferanten Chinas, zuletzt zahlenmäßig wegen der dortigen Präsidentschaftswahlen zurück. Auch deren Qualität hat sich weiter verschlechtert.

Wir sind überzeugt, dass die stärkere Nachfrage und eine geringere Produktion noch nicht in den aktuellen Nickelpreisen eskomptiert sind und rechnen mit einem Preisanstieg.

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Agrarrohstoffe

Der Sojabohnenpreis hat heute erstmals seit Juli 2014 die Marke von 1.100 US-Cents je Scheffel überwunden. Mais kostet mit 415 US-Cents je Scheffel so viel wie zuletzt vor 10 Monaten. Im Schlepptau von Sojabohnen und Mais verteuert sich auch Weizen auf 478 US-Cents je Scheffel. Im Gegensatz zu den beiden Erstgenannten ist Weizen von mehrmonatigen Höchstständen allerdings noch weit entfernt. Sojabohnen profitieren von der angespannten Marktlage. Die Nachfrage ist dank China sehr robust.

Die auf ein Rekordniveau gestiegenen inländischen Preise für Schweinefleisch dürften dafür sorgen, dass von China auch weiterhin große Mengen Sojabohnen für die Tierfütterung importiert werden. Auch in den USA ist die Nachfrage robust. Laut USDA wurden im April 4,75 Mio. Tonnen verarbeitet. Das waren zwar 240 Tsd. Tonnen weniger als im März, aber 50 Tsd. Tonnen mehr als erwartet. Dem steht ein geringeres Sojabohnenangebot gegenüber.

In Argentinien fällt die Sojabohnenernte wegen der Regenfälle vor zwei Monaten deutlich geringer aus. Das USDA hat daraufhin kürzlich seine Ernteschätzung für Argentinien um 2,5 Mio. Tonnen reduziert, die Getreidebörse in Buenos Aires ihre bereits im April sogar um 4 Mio. Tonnen. Auch aus Brasilien kommt weniger Ware an den Markt.

Laut dem brasilianischen Exportverband Anec sind die Sojabohnenausfuhren aus Brasilien im Mai auf 8,69 Mio. Tonnen gefallen. Im April hatten sie ein Rekordniveau von 10,3 Mio. Tonnen erreicht. Profitieren dürften davon die Sojabohnenexporte aus den USA.



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