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OPEC-Sitzung endet ohne Überraschung

03.06.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Es kingt paradox: Die OPEC beschließt keine Fördergrenze, und der Preis für Brentöl klettert dennoch über 50 USD je Barrel. Aber im Grunde lässt es sich leicht erklären. Schließlich hatte vor den Gerüchten am Vortag ohnehin kaum jemand am Markt mit einer gemeinsamen Produktionsobergrenze gerechnet, weil die Fronten im OPEC-Kartell ziemlich verhärtet sind. Vor diesem Hintergrund ist es als positives Zeichen zu werten, dass man sich auf den Nigerianer Barkindo als neuen Generalsekretär einigen konnte, nachdem dessen Vorgänger El-Badri seine reguläre Amtszeit schon lange überschritten hatte.

Für eine etwas konstruktivere Politik spricht auch die Äußerung von Saudi-Arabiens neuem Ölminister Al-Falih, sein Land wolle den Markt nicht fluten. Das legt nahe, dass Saudi-Arabien seine Produktion abgesehen vom höheren Eigenbedarf während der Sommermonate nicht deutlich aufdrehen wird. Zudem stützten die gestrigen Lagerdaten des US-Energieministeriums den Preis.

Nachdem das American Petroleum Institut am Vortag einen unerwarteten Lageraufbau gemeldet hatte, war der gemeldete Abbau der US-Rohölvorräte eher eine "positive" Überraschung, auch wenn dieser mit 1,4 Mio. Barrel geringer ausfiel als ursprünglich erwartet. Preisstützend ist auch der anhaltende Rückgang der US-Rohölproduktion: mit 8,735 Mio. Barrel werden täglich fast 900 Tsd. Barrel weniger gefördert als vor einem Jahr.

Und gleichzeitig zeichnet sich ab, dass die US-Benzinnachfrage im Sommer auf einen neuen Rekordwert klettert. Mit 9,7 Mio. Barrel pro Tag war sie Ende Mai gut 8,5% höher als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Alles in allem sind die Vorzeichen gut, dass die Ölpreise die "50" fürs Erste verteidigen können.


Edelmetalle

Der Goldpreis hält sich weiter oberhalb von 1.200 USD je Feinunze. Ein Test bzw. Unterschreiten dieser Marke kann am Nachmittag bei robusten US-Arbeitsmarktdaten nicht ausgeschlossen werden. Diese würden einen Zinsschritt der Fed bei der Sitzung Mitte Juni wahrscheinlicher machen, dem US-Dollar Auftrieb geben und den Goldpreis belasten. Wie stark der Goldpreis darauf reagiert, hängt davon ab, wieviele spekulative Finanzanleger noch auf einen weiteren Preisanstieg setzen.

Daten zur Marktpositionierung dieser Anlegergruppe per letzten Dienstag gibt die CFTC heute Abend nach Handelsschluss bekannt. Alles andere als ein weiterer kräftiger Rückgang der spekulativen Netto-Long-Positionen wäre eine Überraschung. Denn der Goldpreis ist in der Berichtswoche deutlich gefallen und hatte am Montag bei 1.200 USD ein 3½-Monatstief markiert.

Die ETF-Anleger nutzen dagegen weiterhin jede Preisschwäche als Kaufgelegenheit. Gestern gab es erneut Zuflüsse von 4,7 Tonnen in die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs. In den ersten beiden Handelstagen im Juni belaufen sich die Zuflüsse bereits wieder auf neun Tonnen. Die gestrige EZB-Sitzung war aus Marktsicht ein "Nonevent".

Die EZB hob zwar ihre Wachstums- und Inflationsprognosen für 2016 etwas an. EZB-Präsident Draghi machte aber auch klar, dass die EZB handeln werde, falls sich die Inflation nicht wie erhofft in Richtung 2% bewegt. Unsere Volkswirte gehen weiterhin davon aus, dass die EZB gegen Jahresende ihre Geldpolitik erneut lockert.


Industriemetalle

Der Kupfermarkt ist seit Wochen eher richtungslos. Die vielen Signale und Impulse sind teilweise widersprüchlich. Zwar haben die Wirtschaftsdaten aus China, insbesondere für das rohstoffintensive Verarbeitende Gewerbe, negativ überrascht. Gleichzeitig gab es jedoch Meldungen, z.B. aus dem Transportministerium, die auf eine massive Aufstockung der Investitionen und damit künftig deutliche höhere Nachfrage deuten.

Auch war die Nachfrage zuletzt recht robust, wobei die Kupferlagerbestände an der SHFE nach dem starken Anstieg bis März nun wieder stark gefallen sind und sich vom Hoch fast halbiert haben. Auch an der LME sind die Kupferlagerbestände in diesem Jahr um 82,5 Tsd. Tonnen bzw. 35% gefallen.

Doch nicht nur die "physischen Marktteilnehmer", sondern auch die Finanzanleger sind trotz der eigentlich besseren Aussichten eher skeptisch. An der COMEX sind die Finanzanleger so negativ positioniert wie selten zuvor. Deren Netto-Short-Positionen liegen mit über 33 Tsd. Kontrakten unweit der Höchststände. Zwar ist die Skepsis der Investoren bei Kupfer an der LME nicht ganz so hoch, aber auch hier haben sie ihre positive Haltung aufgegeben und vor allem die Anzahl der Long-Kontrakte reduziert.

Derzeit ist der Kupfermarkt noch gut versorgt. Der jüngste Anstieg der Schmelz- und Verarbeitungsgebühren TC/RC in China deutet auf eine hohe Verfügbarkeit von Konzentrat hin. Doch gehen wir von einer zunehmenden Verknappung und höheren Preisen bei zugleich höherer Preisvolatilität in den kommenden Monaten aus.


Agrarrohstoffe

Der Sojabohnenpreis ist gestern um weitere 4,5% gestiegen und erreicht heute Morgen mit 1.160 US-Cents je Scheffel ein 2-Jahreshoch. Seit Wochenbeginn haben sich Sojabohnen um 7% verteuert. Für die Gründe verweisen wir auf unseren Tageskommentar von gestern. Das Ausmaß des jüngsten Preisanstiegs scheint uns mittlerweile aber übertrieben.

Ähnliches gilt für Rohzucker. Dessen Preis ist gestern um knapp 4% gestiegen und legt heute weiter zu. In der Spitze kostete Zucker am Morgen 18,37 US-Cents je Pfund. So teuer war Zucker zuletzt ebenfalls vor zwei Jahren. Seit Jahresbeginn ist der Zuckerpreis um 50% gestiegen. Damit weist Zucker unter allen börsengehandelten Rohstoffen in diesem Jahr bislang den stärksten Preiszuwachs auf.

Preistreibend ist die Aussicht auf ein massives Angebotsdefizit von bis zu 11 Mio. Tonnen in diesem Erntejahr, dem im nächsten Erntejahr ein weiteres, wenn auch nicht ganz so hohes Defizit folgen dürfte. Aktuell kommen kräftige Regenfälle in Brasilien hinzu, welche die Verarbeitung in den Zuckermühlen und die Verladung in den Häfen verzögern.

Mittlerweile scheint der Zuckerpreis aber bereits in eine spekulative Übertreibung eingetreten zu sein. Bereits vor dem jüngsten Preisanstieg befanden sich die Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzanleger auf einem Rekordniveau. Dieses dürfte inzwischen weiter ausgebaut worden sein. Eine Preiskorrektur wird damit zunehmend wahrscheinlich, sobald sich das Wetter in Brasilien bessert.

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