Goldpreis macht einen Satz nach oben
06.06.2016 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise starten wenig verändert in die neue Handelswoche. Brent handelt bei 50 USD je Barrel, WTI bei 49 USD je Barrel. Die schwachen US-Arbeitsmarktdaten am Freitag (siehe Edelmetalle unten) hatten bis auf kurzzeitige Ausschläge in beide Richtungen keine Auswirkungen auf die Ölpreise. Denn preisunterstützende und preisbelastende Faktoren halten sich in etwa die Waage. Der deutlich schwächere US-Dollar spricht für steigende Ölpreise. Dem stehen Nachfragesorgen gegenüber.
Bleibt die Ölnachfrage in den USA im zweiten Halbjahr etwa wegen einer schwächeren Einkommensentwicklung hinter den Erwartungen zurück, könnte auch das Überangebot länger Bestand haben. Noch wird dieses durch hohe außerplanmäßige Produktionsausfälle kompensiert. Ein Land, welches dabei mehr und mehr in den Fokus rückt, ist Nigeria. Die Milizen dort haben damit gedroht, die Ölproduktion auf Null fallen zu lassen. Aktuell soll sie den Milizen zufolge bei 800 Tsd. Barrel pro Tag liegen, was weniger als die Hälfte der normalen Produktion wäre.
In den USA zeigt der Ölpreisanstieg der letzten Wochen inzwischen erste sichtbare Auswirkungen bei der Bohraktivität. Laut dem Öldienstleistungunternehmen Baker Hughes wurden in der letzten Berichtswoche neun neue Bohrstellen eröffnet. Das war erst der zweite Wochenanstieg seit Mitte Dezember und der stärkste in diesem Jahr.
Offensichtlich ist es bei den gegenwärtigen Preisen für einige Frackingfirmen wieder lukrativ, nach Öl zu bohren. Das absolute Niveau der Bohraktivität ist mit 325 Bohrstellen aber noch immer sehr niedrig. In den nächsten Wochen dürfte die US-Ölproduktion daher weiter fallen.
Edelmetalle
Der Goldpreis sprang am Freitag nach der Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten um mehr als 30 USD nach oben und erreichte in der Nacht bei 1.249 USD je Feinunze ein 2-Wochenhoch. Diese Daten enttäuschten auf ganzer Linie. Der Anstieg bei den Beschäftigten war im Mai der geringste seit 5½ Jahren und verfehlte die Markterwartungen deutlich. Zudem wurde das Stellenplus im April nach unten revidiert. Die Zinserhöhungserwartungen sind daraufhin stark zurückgegangen.
Die Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt der Fed im Juni beträgt laut Fed Fund Futures nur noch 4%, für Juli weniger als 30%. Bis zum Jahresende wird nur noch zu knapp 60% mit einer Zinserhöhung gerechnet. Damit sind die Zinserwartungen praktisch wieder auf dem Niveau von Mitte Mai, bevor die Veröffentlichung des Fed-Sitzungsprotokolls die Zinserwartungen ansteigen ließ. Damals notierte Gold bei 1.280 USD je Feinunze. Vor diesem Hintergrund hat Gold also noch weiteres Aufwärtspotenzial.
Die spekulativen Finanzanleger haben sich in der Woche zum 31. Mai weiter von ihren Long-Positionen bei Gold getrennt. Die Netto-Long-Positionen fielen um weitere 7,9 Tsd. auf ein 10-Wochentief von 148,6 Tsd. Kontrakten. Innerhalb von zwei Wochen sind die spekulativen Netto-Long-Positionen um knapp 64 Tsd. Kontrakte zurückgegangen, was umgerechnet dem Verkauf von knapp 200 Tonnen Gold entspricht. Dem stehen anhaltende Käufe bei den Gold-ETFs gegenüber. Diese beliefen sich am Freitag auf 6 Tonnen. Seit Anfang Mai summieren sich die Zuflüsse auf 99 Tonnen.
Industriemetalle
Diese Woche steht eine Fülle an Daten aus China an. Für den Metallmarkt werden insbesondere die (vorläufigen) Handelsdaten am Mittwoch von Interesse sein. Allzu große Hoffnung sollten die Märkte in diese Daten jedoch nicht setzen. Es würde uns nicht überraschen, wenn sich der Rückgang der Metallimporte fortsetzt: Die April-Importe an Kupferprodukten waren mit 450 Tsd. Tonnen zwar relativ hoch, lagen allerdings 21% niedriger als im März.
Insgesamt lassen die gegenwärtigen Daten am Kupfermarkt viel Raum für Interpretationen. So könnte man den Rückgang der Lagerbestände an der SHFE als Nachfragestärke interpretieren. Schließlich sind sie in der Vorwoche um über 10 Tsd. Tonnen gesunken und haben mit 211 Tsd. Tonnen den niedrigsten Stand seit Januar markiert. Vom März-Hoch haben sie sich damit fast halbiert.
Da die LME heute den Zugang von jeweils über 10 Tsd. Tonnen Kupferkathoden in den LME-Lagerhäusern in Südkorea und Singapur vermeldet, relativert sich aber der Rückgang in China. Damit könnte man die hohen Kupferimporte Chinas im 4. Quartal 2015 und 1. Quartal 2016 durchaus auf die Reaktion der Händler auf die Erwartung weiterer Währungsschwäche zurückführen.
Allzu pessimistisch sollte man bei Kupfer allerdings auch nicht werden. Schließlich ist in den heutigen Preisen eine hohe Dosis an Skepsis bereits eingepreist. Die jüngste CFTC-Statistik belegt, dass die Netto-Shorts der spekulativen Anleger bei Kupfer an den COMEX mit über 31 Tsd. Kontrakten weiterhin sehr hoch sind.
Agrarrohstoffe
Neben den Rohzucker- und Sojabohnenpreisen, die derzeit in die Höhe schießen, steigen auch die Preise für ein weiteres wichtiges brasilianisches Exportgut: Kaffee. In den ersten Junitagen verteuerte sich Arabica-Kaffee um 4,6% auf derzeit 127 US-Cents je Pfund. Ob es weiter aufwärts geht, ist allerdings fraglich: Zwar sind die weltweiten Lagerbestände inzwischen sehr niedrig, doch soll die angelaufene Arabica-Ernte in Brasilien sehr gut ausfallen und Entlastung bringen.
Die Schätzungen hierzu variieren, doch wird von vielen Beobachtern die zweithöchste Ernte aller Zeiten erwartet. Die Robusta-Ernte dürfte bedingt durch Trockenheit in den Robusta-Anbaugebieten zwar schwach ausfallen, doch sorgen im wichtigsten Robusta-Anbauland Vietnam inzwischen Regenfälle für Erleichterung.
Das Handelshaus Olam geht etwa davon aus, dass die Robusta-Ernte Vietnams 2016/17 nur 5% unter dem Vorjahr liegen wird, während sie bisher von einem Minus von 15% ausgegangen waren. Die Probleme in Brasilien und Vietnam hatten zu einem Anstieg der Robusta-Preise um 28% zwischen Anfang März und Mitte Mai geführt. Inzwischen haben sie leicht nachgegeben, weil sich die Situation etwas entspannter darstellt als befürchtet.
Olam rechnet damit, dass 2015/16 eine dreijährige Defizit-Phase am Kaffeemarkt endet. Auch dies spricht gegen einen weiteren Preisanstieg bei Arabica-Kaffee. Ein wichtiger Einflussfaktor bleibt auch der Brasilianische Real, dessen Aufwertung zuletzt ebenfalls zum Preisauftrieb beitrug.
Die Ölpreise starten wenig verändert in die neue Handelswoche. Brent handelt bei 50 USD je Barrel, WTI bei 49 USD je Barrel. Die schwachen US-Arbeitsmarktdaten am Freitag (siehe Edelmetalle unten) hatten bis auf kurzzeitige Ausschläge in beide Richtungen keine Auswirkungen auf die Ölpreise. Denn preisunterstützende und preisbelastende Faktoren halten sich in etwa die Waage. Der deutlich schwächere US-Dollar spricht für steigende Ölpreise. Dem stehen Nachfragesorgen gegenüber.
Bleibt die Ölnachfrage in den USA im zweiten Halbjahr etwa wegen einer schwächeren Einkommensentwicklung hinter den Erwartungen zurück, könnte auch das Überangebot länger Bestand haben. Noch wird dieses durch hohe außerplanmäßige Produktionsausfälle kompensiert. Ein Land, welches dabei mehr und mehr in den Fokus rückt, ist Nigeria. Die Milizen dort haben damit gedroht, die Ölproduktion auf Null fallen zu lassen. Aktuell soll sie den Milizen zufolge bei 800 Tsd. Barrel pro Tag liegen, was weniger als die Hälfte der normalen Produktion wäre.
In den USA zeigt der Ölpreisanstieg der letzten Wochen inzwischen erste sichtbare Auswirkungen bei der Bohraktivität. Laut dem Öldienstleistungunternehmen Baker Hughes wurden in der letzten Berichtswoche neun neue Bohrstellen eröffnet. Das war erst der zweite Wochenanstieg seit Mitte Dezember und der stärkste in diesem Jahr.
Offensichtlich ist es bei den gegenwärtigen Preisen für einige Frackingfirmen wieder lukrativ, nach Öl zu bohren. Das absolute Niveau der Bohraktivität ist mit 325 Bohrstellen aber noch immer sehr niedrig. In den nächsten Wochen dürfte die US-Ölproduktion daher weiter fallen.
Edelmetalle
Der Goldpreis sprang am Freitag nach der Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten um mehr als 30 USD nach oben und erreichte in der Nacht bei 1.249 USD je Feinunze ein 2-Wochenhoch. Diese Daten enttäuschten auf ganzer Linie. Der Anstieg bei den Beschäftigten war im Mai der geringste seit 5½ Jahren und verfehlte die Markterwartungen deutlich. Zudem wurde das Stellenplus im April nach unten revidiert. Die Zinserhöhungserwartungen sind daraufhin stark zurückgegangen.
Die Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt der Fed im Juni beträgt laut Fed Fund Futures nur noch 4%, für Juli weniger als 30%. Bis zum Jahresende wird nur noch zu knapp 60% mit einer Zinserhöhung gerechnet. Damit sind die Zinserwartungen praktisch wieder auf dem Niveau von Mitte Mai, bevor die Veröffentlichung des Fed-Sitzungsprotokolls die Zinserwartungen ansteigen ließ. Damals notierte Gold bei 1.280 USD je Feinunze. Vor diesem Hintergrund hat Gold also noch weiteres Aufwärtspotenzial.
Die spekulativen Finanzanleger haben sich in der Woche zum 31. Mai weiter von ihren Long-Positionen bei Gold getrennt. Die Netto-Long-Positionen fielen um weitere 7,9 Tsd. auf ein 10-Wochentief von 148,6 Tsd. Kontrakten. Innerhalb von zwei Wochen sind die spekulativen Netto-Long-Positionen um knapp 64 Tsd. Kontrakte zurückgegangen, was umgerechnet dem Verkauf von knapp 200 Tonnen Gold entspricht. Dem stehen anhaltende Käufe bei den Gold-ETFs gegenüber. Diese beliefen sich am Freitag auf 6 Tonnen. Seit Anfang Mai summieren sich die Zuflüsse auf 99 Tonnen.
Industriemetalle
Diese Woche steht eine Fülle an Daten aus China an. Für den Metallmarkt werden insbesondere die (vorläufigen) Handelsdaten am Mittwoch von Interesse sein. Allzu große Hoffnung sollten die Märkte in diese Daten jedoch nicht setzen. Es würde uns nicht überraschen, wenn sich der Rückgang der Metallimporte fortsetzt: Die April-Importe an Kupferprodukten waren mit 450 Tsd. Tonnen zwar relativ hoch, lagen allerdings 21% niedriger als im März.
Insgesamt lassen die gegenwärtigen Daten am Kupfermarkt viel Raum für Interpretationen. So könnte man den Rückgang der Lagerbestände an der SHFE als Nachfragestärke interpretieren. Schließlich sind sie in der Vorwoche um über 10 Tsd. Tonnen gesunken und haben mit 211 Tsd. Tonnen den niedrigsten Stand seit Januar markiert. Vom März-Hoch haben sie sich damit fast halbiert.
Da die LME heute den Zugang von jeweils über 10 Tsd. Tonnen Kupferkathoden in den LME-Lagerhäusern in Südkorea und Singapur vermeldet, relativert sich aber der Rückgang in China. Damit könnte man die hohen Kupferimporte Chinas im 4. Quartal 2015 und 1. Quartal 2016 durchaus auf die Reaktion der Händler auf die Erwartung weiterer Währungsschwäche zurückführen.
Allzu pessimistisch sollte man bei Kupfer allerdings auch nicht werden. Schließlich ist in den heutigen Preisen eine hohe Dosis an Skepsis bereits eingepreist. Die jüngste CFTC-Statistik belegt, dass die Netto-Shorts der spekulativen Anleger bei Kupfer an den COMEX mit über 31 Tsd. Kontrakten weiterhin sehr hoch sind.
Agrarrohstoffe
Neben den Rohzucker- und Sojabohnenpreisen, die derzeit in die Höhe schießen, steigen auch die Preise für ein weiteres wichtiges brasilianisches Exportgut: Kaffee. In den ersten Junitagen verteuerte sich Arabica-Kaffee um 4,6% auf derzeit 127 US-Cents je Pfund. Ob es weiter aufwärts geht, ist allerdings fraglich: Zwar sind die weltweiten Lagerbestände inzwischen sehr niedrig, doch soll die angelaufene Arabica-Ernte in Brasilien sehr gut ausfallen und Entlastung bringen.
Die Schätzungen hierzu variieren, doch wird von vielen Beobachtern die zweithöchste Ernte aller Zeiten erwartet. Die Robusta-Ernte dürfte bedingt durch Trockenheit in den Robusta-Anbaugebieten zwar schwach ausfallen, doch sorgen im wichtigsten Robusta-Anbauland Vietnam inzwischen Regenfälle für Erleichterung.
Das Handelshaus Olam geht etwa davon aus, dass die Robusta-Ernte Vietnams 2016/17 nur 5% unter dem Vorjahr liegen wird, während sie bisher von einem Minus von 15% ausgegangen waren. Die Probleme in Brasilien und Vietnam hatten zu einem Anstieg der Robusta-Preise um 28% zwischen Anfang März und Mitte Mai geführt. Inzwischen haben sie leicht nachgegeben, weil sich die Situation etwas entspannter darstellt als befürchtet.
Olam rechnet damit, dass 2015/16 eine dreijährige Defizit-Phase am Kaffeemarkt endet. Auch dies spricht gegen einen weiteren Preisanstieg bei Arabica-Kaffee. Ein wichtiger Einflussfaktor bleibt auch der Brasilianische Real, dessen Aufwertung zuletzt ebenfalls zum Preisauftrieb beitrug.