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Steigende Preise auf breiter Front

09.06.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise setzen ihren Höhenflug ungebremst fort und steigen am Morgen auf neue mehrmonatige Höchststände. Brent erreicht mit knapp 53 USD je Barrel das höchste Niveau seit acht Monaten, WTI verzeichnet mit 51,7 USD je Barrel ein 11-Monatshoch. Das Momentum, die Marktstimmung, das Fehlen preisbelastender Nachrichten und die weiterhin beträchtlichen Angebotsausfälle sprechen für eine Fortsetzung des Preisanstiegs.

Laut US-Energiebehörde EIA beliefen sich die Produktionsausfälle im Mai auf rekordhohe 3,6 Mio. Barrel pro Tag. Der Großteil, nämlich 2,5 Mio. Barrel pro Tag, entfielen auf Kanada, Libyen und Nigeria. Im Juni dürften die Ausfälle nur unwesentlich niedriger sein. Die Situation in Libyen und Nigeria hat sich bislang nicht verbessert.

In Kanada mussten wegen anhaltender Waldbrände erneut Arbeiter evakuiert und Produktionsstätten geschlossen werden. Die EIA rechnet für Juni mit Produktionsausfällen in Kanada von 400 Tsd. Barrel pro Tag. Der vom US-Energieministerium gemeldete Anstieg der US-Rohölproduktion in der letzten Woche um 10 Tsd. Barrel pro Tag - der erste seit 13 Wochen - konnte die Preise nicht nennenswert belasten. Dafür war der Anstieg zu gering, nachdem die Produktion in den 12 Wochen zuvor um 343 Tsd. Barrel pro Tag gefallen war und aktuell fast 1 Mio. Barrel pro Tag unter den im Frühjahr 2015 verzeichneten Höchstständen liegt.

Die Einschätzung würde sich ändern, wenn die Ölproduktion in den kommenden Wochen weiter steigt. Damit ist angesichts der bis zuletzt gefallenen Bohraktivität nicht zu rechnen. Die höheren Ölpreise dürften erst mit mehrmonatiger Verzögerung in den Produktionszahlen sichtbar werden.

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Edelmetalle

Im Zuge der allgemeinen Preisstärke der Rohstoffe haben sich auch die Edelmetalle spürbar verteuert. Heute Morgen steigt Gold zeitweise auf ein 3-Wochenhoch von 1.266 USD je Feinunze. In Euro gerechnet überstieg Gold gestern wieder die Marke von 1.100 EUR je Feinunze und legt heute Morgen weiter auf 1.110 EUR zu. Gestern gaben ein schwächerer US-Dollar und fallende Anleiherenditen dem Goldpreis Unterstützung. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen fällt heute Morgen sogar auf ein 3½-Monatstief. Gold profitiert damit wohl weiter vom Auspreisen der Zinserhöhungserwartungen.

Laut Fed Fund Futures erwartet der Markt für die Fed-Sitzung nächste Woche gar keine Zinserhöhung mehr, für Juli liegt die Wahrscheinlichkeit demnach bei nur 18%. Der schwache US-Arbeitsmarktbericht letzten Freitag hat zu einem kompletten Stimmungsumschwung bei den Marktteilnehmern geführt.

Deutlich stärker als Gold hat sich jüngst Silber verteuert. Es handelt heute Morgen bei 17,2 USD je Feinunze ebenfalls auf einem 3-Wochenhoch, nachdem gestern schon ein Plus von 4% zu Buche stand.

Die von Bloomberg erfassten Silber-ETFs vermeldeten gestern Zuflüsse von 100 Tonnen. Knapp die Hälfte davon erfolgte bereits am Tag zuvor in den weltgrößten Silber-ETF, iShares Silver Trust. Damit liegen die Bestände erstmals seit Dezember 2014 wieder über 20.000 Tonnen. Das Gold/Silber-Verhältnis ist im Zuge der Preisstärke von Silber auf gut 73 gefallen, der niedrigste Stand seit vier Wochen. Silber als industrielles Edelmetall profitiert dabei wohl auch vom deutlichen Anstieg der Metallpreise (siehe Industriemetalle).


Industriemetalle

Was gestern anfangs wie ein ruhiger Start in den Tag aussah, entwickelte sich im Tagesverlauf zu einem lebhaften Handel. Die Metallpreise verzeichneten dabei allesamt Gewinne, zum Teil deutliche. Mit einem Plus von 4,4% war Nickel der größte Profiteur. Gemessen am LME-Industriemetallindex legten die Metalle um 1,4% zu. Der Aufwärtstrend setzt sich heute Morgen fort. Unterstützt werden die Metallpreise wohl durch die weiter steigenden Ölpreise (siehe Energie) und die allgemein bessere Stimmung unter den Marktteilnehmern.

Wie heute Morgen vom Nationalen Statistikbüro berichtet, hat sich zudem der Rückgang der Produzentenpreise in China im Mai weiter verlangsamt. Der Anstieg der Verbraucherpreise fiel überraschend niedrig aus. Dies ermöglicht es der chinesischen Zentralbank, eine lockere Geldpolitik zu verfolgen.

Die gestrigen Daten der Zollbehörde zeigen, dass China nicht nur umfangreiche Mengen an Rohstoffen importiert, sondern auch exportiert hat. So zum Beispiel von Aluminium und Aluminiumprodukten, deren Ausfuhren im Mai auf 420 Tsd. Tonnen stiegen. Vor allem aber wurden deutlich mehr Stahlprodukte exportiert (9,42 Mio. Tonnen). Nach dem starken Anstieg der lokalen Stahlpreise haben die chinesischen Hersteller ihre Produktion deutlich ausgeweitet und offenbar erfolgreich versucht, einen Teil des Überangebots zu exportieren. Dies dürfte in der westlichen Welt zu weiteren Rufen nach Schutzmaßnahmen gegen die Stahlflut aus China führen.


Agrarrohstoffe

Neuerliche Wettersorgen ließen die Preise einiger Agrarprodukte gestern kräftig steigen. Angeführt wurde die Liste von Kaffee Arabica, welcher sich um mehr als 5% verteuerte und auf ein 10-Monatshoch von knapp 140 US-Cents je Pfund stieg. Auslöser für den gestrigen Preissprung waren Prognosen eines brasilianischen Wetterdienstes, welcher für die südlich gelegenen Kaffeeanbauregionen örtlichen Frost vorhersagte. Dieser könnte zu Beschädigungen bei der Ernte führen.

Auch Zucker verteuerte sich um weitere knapp 3% auf 19,7 US-Cents je Pfund und Sojabohnen ebenfalls um knapp 3% auf 1.150 US-Cents je Scheffel. Bei Zucker entsprach dies dem höchsten Niveau seit Oktober 2013. Vor den aktuellen Frostwarnungen hatte bereits Starkregen in den brasilianischen Anbaugebieten die Preise für Kaffee, Zucker und Sojabohnen kräftig steigen lassen. Denn dadurch kam es zu Verzögerungen bei der Ernte und beim Export. Brasilien ist der weltgrößte Exporteur von Kaffee Arabica, Zucker und Sojabohnen.

Neben den Kaffeeanbauregionen sollen auch einige Maisanbaugebiete von Frost betroffen sein. Der Einfluss auf den Maispreis blieb bislang begrenzt. Dies könnte sich ändern, wenn es zu nennenswerten Ernteausfällen kommt und Brasilien in der Folge weniger Mais exportiert. Der Markt wird somit die Wettermeldungen aus Brasilien in den kommenden Tagen mit Argusaugen verfolgen.



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