Mit innovativen Anleihen und dem Megatrend Gold auf Nummer sicher
12.06.2016 | Manfred Gburek
In meiner Kolumne vor einer Woche schloss ich mit der Empfehlung, Ihren Liquiditäts- und Goldanteil wegen der zu erwartenden Unruhen an den Finanzmärkten zu erhöhen. Dazu gebe ich Ihnen heute konkrete Hinweise, erst zur Liquidität, danach zum Gold.
Aus gegebenem Anlass sei vorab erwähnt, dass die unter Anlegern besonders populäre Direktbank ING-DiBa zum 15. Juni ihren Tagesgeldzins für Beträge unter 100.000 Euro von 0,50 auf 0,35 Prozent senkt, für höhere Beträge sogar auf nur noch 0,15 Prozent. Damit bleibt sie angesichts der niedrigeren Inflationsrate gerade noch real im Plus. Mehr als ein Dutzend Direktbanken kämpfen mit immer neuen zeitlich begrenzten Lockangeboten um neue Kunden, während Altkunden mit Magerzinsen abgespeist werden. Nebenbei bemerkt: Da die Deutschen Tagesgeld offenbar für besonders sicher halten, weil es im Gegensatz zu Wertpapieren keine schwankenden Kurse kennt, schlummern mittlerweile über 1,1 Billionen Euro auf Tagesgeldkonten.
Idealerweise müssten Anleger mit ihrer Liquidität wie folgt umgehen: Neben Gold Tagesgeld horten, solange die Kurse der gängigen Aktien aus Dax, Dow Jones usw. wild hin und her schwanken, ohne vorerst auf ein interessantes Kaufniveau zu fallen, und solche Aktien erst bei akzeptablen niedrigeren Kursen nach und nach einsammeln. Dazu gehört allerdings erfahrungsgemäß neben sehr viel Geduld ein gewisser Riecher für Börsentrends, den man sich hart erarbeiten muss. Das geht nicht von heute auf morgen.
Neben Tagesgeld bieten sich inflationsindexierte Bundesanleihen (kurz Linker genannt) als liquide Reserve an, eine Alternative, die von den meisten Anlegern nicht beachtet wird. Wahrscheinlich fragen Sie sich jetzt: Warum ausgerechnet solche Anleihen, da doch die Inflationsrate tief im Keller verharrt? Klare Antwort: Weil erstens die Inflation irgendwann in den nächsten Jahren um sich greifen wird, allein schon wegen des Inflationsziels der EZB in Höhe von etwas unter 2 Prozent (dabei wird die Inflation dann aber nicht stehen bleiben, sondern weiter steigen).
Und weil zweitens Bundesanleihen mindestens als ebenso sicher gelten können wie - wegen der gesetzlichen Garantie - Tagesgeld bis zur Obergrenze von 100.000 Euro je Person und Bank. Mehr noch, für Bundesanleihen, egal ob als inflationsindexierte Linker oder solche als Geldersatz mit niedrigem Zinskupon, gibt es keine Obergrenze.
Von Bundesanleihen mit Zinskupon rate ich Ihnen ebenso ab wie von Unternehmensanleihen, für die EZB-Präsident Mario Draghi zuletzt sein Herz entdeckt hat. Denn wer dem Bund Geld mittels Anleihen zur Verfügung stellt, muss sage und schreibe mindestens zu zehnjährigen greifen, um überhaupt eine - in diesem Fall gerade so über Null liegende - mickrige Rendite zu erzielen. Bis zu neun Jahren (Rest)Laufzeit hagelt es Minus-“Renditen“. Linker sind da von ganz anderem Kaliber: Ihre Kupon- und Tilgungswerte werden laufend der Inflation angepasst; von daher erklären sich ihre Kursschwankungen. Zurzeit sind die Kurse auf einem Niveau, das niedrige Inflationserwartungen reflektiert. Sobald sich diese nach oben verändern, können Sie mit Kursgewinnen rechnen.
Damit Sie mithilfe der Linker über eine passable Liquidität verfügen, vor allem auch bei einem liquiden Vermögen von mehr als 100.000 Euro, rate ich Ihnen zu folgendem Vorgehen: Verfolgen Sie die Linker-Kurse am besten über die Eingabe der jeweiligen Wertpapier-Kennnummern (WKN) in die entsprechende Rubrik einer Kursanzeige und den anschließenden Klick auf die Enter-Taste. Zum Beispiel bei der Internetseite comdirect.de, indem Sie auf Kurssuche (ganz oben, schlecht zu lesen) klicken. Die infrage kommenden Linker haben die folgenden WKN:
Wie schon erwähnt, hängen die Kurse unter anderem von den Inflationserwartungen ab. Doch sie werden auch sehr von den Restlaufzeiten der Anleihen beeinflusst, also von den Fälligkeiten. Dadurch erklärt sich, dass der Kurs von 103052 wenig schwankt, der Kurs von 103054 schon um einiges mehr und der von 103055 ganz viel. Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, legen Sie Ihr als Liquiditätsreserve vorgesehenes Geld am besten in allen drei Linkern an. Zu erwähnen bleibt schließlich noch, dass es eine ganze Reihe von Fonds gibt, die sich auf Linker konzentrieren. Ich selbst bevorzuge indes aus verschiedenen Gründen die Direktanlage.
Meine eingangs erwähnte Empfehlung, auch den Goldanteil an Ihrem Vermögen zu erhöhen, richtet sich in erster Linie an solche Anleger, die damit immer noch zögern, weil sie eine größere Goldpreisreaktion nach unten erwarten. Von der einen oder anderen Preiskorrektur abgesehen, sieht es jedoch nicht danach aus. Denn kaum kommt es zu einem Rücksetzer, holt der Preis schnell wieder auf. Man kann diese Entwicklung einfach so interpretieren: Um die vergangene Jahreswende hat beim Gold ein neuer Megatrend eingesetzt.
Bis zu welchem Preisniveau er uns führen wird, lässt sich zwar nicht ermessen. Aber dass er sich immer noch in den Anfängen befindet, kann als sicher gelten. Denn er spiegelt erst einen geringen Bruchteil der Kräfte wider, die ihn in den nächsten Jahren nach oben treiben werden: Stagflation (auch ohne Grexit), also stagnierende Wirtschaft bei wahrscheinlich schon im laufenden Jahr zunehmender Inflation, negative reale Renditen aufgrund der verunglückten Geldpolitik der führenden Notenbanken, immer wieder aufkommender Währungswirrwarr und nicht zuletzt geopolitische Gefahren (Nahost, Ukraine und Anrainer, süd- und ostchinesisches Meer u.a.).
In solch einem Szenario nimmt Gold zunehmend die Rolle der ultimativen internationalen Liquidität ein: in Form von gängigen Barren mit verschiedenen Gewichten wie auch als Anlagemünzen, vom Krügerrand und Maple Leaf bis zum American Eagle und Känguru. Steigt der Goldpreis, ist man leicht geneigt, dies als Gewinn anzusehen. Man kann es allerdings auch so interpretieren, dass der Preisanstieg vorzeitig das Ungemach vorwegnimmt, das uns vonseiten der kommenden Stagflation und den sie begleitenden Kalamitäten droht. Dass der Anstieg also ein Ausgleich für die demnächst von der Stagflation ausgehende Verschlechterung des Geldwerts ist - Gold als eine Art Edel-Liquidität.
Erfahrungsgemäß ist es ein positives Zeichen für die weitere Entwicklung des Goldpreises, wenn die Kurse der Minenaktien stärker steigen als die Edelmetallpreise. Das trifft derzeit zu. Verfolgen Sie deshalb die Indizes XAU und HUI (auf goldseiten.de oder kitco.com), die einen repräsentativen Querschnitt der Gold- und Silberaktien wiedergeben. Solange sie sich relativ stark im Vergleich zu den Edelmetallpreisen entwickeln, ist der Megatrend intakt.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.
Aus gegebenem Anlass sei vorab erwähnt, dass die unter Anlegern besonders populäre Direktbank ING-DiBa zum 15. Juni ihren Tagesgeldzins für Beträge unter 100.000 Euro von 0,50 auf 0,35 Prozent senkt, für höhere Beträge sogar auf nur noch 0,15 Prozent. Damit bleibt sie angesichts der niedrigeren Inflationsrate gerade noch real im Plus. Mehr als ein Dutzend Direktbanken kämpfen mit immer neuen zeitlich begrenzten Lockangeboten um neue Kunden, während Altkunden mit Magerzinsen abgespeist werden. Nebenbei bemerkt: Da die Deutschen Tagesgeld offenbar für besonders sicher halten, weil es im Gegensatz zu Wertpapieren keine schwankenden Kurse kennt, schlummern mittlerweile über 1,1 Billionen Euro auf Tagesgeldkonten.
Idealerweise müssten Anleger mit ihrer Liquidität wie folgt umgehen: Neben Gold Tagesgeld horten, solange die Kurse der gängigen Aktien aus Dax, Dow Jones usw. wild hin und her schwanken, ohne vorerst auf ein interessantes Kaufniveau zu fallen, und solche Aktien erst bei akzeptablen niedrigeren Kursen nach und nach einsammeln. Dazu gehört allerdings erfahrungsgemäß neben sehr viel Geduld ein gewisser Riecher für Börsentrends, den man sich hart erarbeiten muss. Das geht nicht von heute auf morgen.
Neben Tagesgeld bieten sich inflationsindexierte Bundesanleihen (kurz Linker genannt) als liquide Reserve an, eine Alternative, die von den meisten Anlegern nicht beachtet wird. Wahrscheinlich fragen Sie sich jetzt: Warum ausgerechnet solche Anleihen, da doch die Inflationsrate tief im Keller verharrt? Klare Antwort: Weil erstens die Inflation irgendwann in den nächsten Jahren um sich greifen wird, allein schon wegen des Inflationsziels der EZB in Höhe von etwas unter 2 Prozent (dabei wird die Inflation dann aber nicht stehen bleiben, sondern weiter steigen).
Und weil zweitens Bundesanleihen mindestens als ebenso sicher gelten können wie - wegen der gesetzlichen Garantie - Tagesgeld bis zur Obergrenze von 100.000 Euro je Person und Bank. Mehr noch, für Bundesanleihen, egal ob als inflationsindexierte Linker oder solche als Geldersatz mit niedrigem Zinskupon, gibt es keine Obergrenze.
Von Bundesanleihen mit Zinskupon rate ich Ihnen ebenso ab wie von Unternehmensanleihen, für die EZB-Präsident Mario Draghi zuletzt sein Herz entdeckt hat. Denn wer dem Bund Geld mittels Anleihen zur Verfügung stellt, muss sage und schreibe mindestens zu zehnjährigen greifen, um überhaupt eine - in diesem Fall gerade so über Null liegende - mickrige Rendite zu erzielen. Bis zu neun Jahren (Rest)Laufzeit hagelt es Minus-“Renditen“. Linker sind da von ganz anderem Kaliber: Ihre Kupon- und Tilgungswerte werden laufend der Inflation angepasst; von daher erklären sich ihre Kursschwankungen. Zurzeit sind die Kurse auf einem Niveau, das niedrige Inflationserwartungen reflektiert. Sobald sich diese nach oben verändern, können Sie mit Kursgewinnen rechnen.
Damit Sie mithilfe der Linker über eine passable Liquidität verfügen, vor allem auch bei einem liquiden Vermögen von mehr als 100.000 Euro, rate ich Ihnen zu folgendem Vorgehen: Verfolgen Sie die Linker-Kurse am besten über die Eingabe der jeweiligen Wertpapier-Kennnummern (WKN) in die entsprechende Rubrik einer Kursanzeige und den anschließenden Klick auf die Enter-Taste. Zum Beispiel bei der Internetseite comdirect.de, indem Sie auf Kurssuche (ganz oben, schlecht zu lesen) klicken. Die infrage kommenden Linker haben die folgenden WKN:
- 103052, relativ breiter Markt, Kursschwankungen mäßig, Fälligkeit bereits am 15. April 2020
- 103054, ebenfalls relativ breiter Markt, Kursschwankungen höher, Fälligkeit am 15. April 2023
- 103055, engerer Markt, starke Kursschwankungen, Fälligkeit am 15. April 2030
Wie schon erwähnt, hängen die Kurse unter anderem von den Inflationserwartungen ab. Doch sie werden auch sehr von den Restlaufzeiten der Anleihen beeinflusst, also von den Fälligkeiten. Dadurch erklärt sich, dass der Kurs von 103052 wenig schwankt, der Kurs von 103054 schon um einiges mehr und der von 103055 ganz viel. Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, legen Sie Ihr als Liquiditätsreserve vorgesehenes Geld am besten in allen drei Linkern an. Zu erwähnen bleibt schließlich noch, dass es eine ganze Reihe von Fonds gibt, die sich auf Linker konzentrieren. Ich selbst bevorzuge indes aus verschiedenen Gründen die Direktanlage.
Meine eingangs erwähnte Empfehlung, auch den Goldanteil an Ihrem Vermögen zu erhöhen, richtet sich in erster Linie an solche Anleger, die damit immer noch zögern, weil sie eine größere Goldpreisreaktion nach unten erwarten. Von der einen oder anderen Preiskorrektur abgesehen, sieht es jedoch nicht danach aus. Denn kaum kommt es zu einem Rücksetzer, holt der Preis schnell wieder auf. Man kann diese Entwicklung einfach so interpretieren: Um die vergangene Jahreswende hat beim Gold ein neuer Megatrend eingesetzt.
Bis zu welchem Preisniveau er uns führen wird, lässt sich zwar nicht ermessen. Aber dass er sich immer noch in den Anfängen befindet, kann als sicher gelten. Denn er spiegelt erst einen geringen Bruchteil der Kräfte wider, die ihn in den nächsten Jahren nach oben treiben werden: Stagflation (auch ohne Grexit), also stagnierende Wirtschaft bei wahrscheinlich schon im laufenden Jahr zunehmender Inflation, negative reale Renditen aufgrund der verunglückten Geldpolitik der führenden Notenbanken, immer wieder aufkommender Währungswirrwarr und nicht zuletzt geopolitische Gefahren (Nahost, Ukraine und Anrainer, süd- und ostchinesisches Meer u.a.).
In solch einem Szenario nimmt Gold zunehmend die Rolle der ultimativen internationalen Liquidität ein: in Form von gängigen Barren mit verschiedenen Gewichten wie auch als Anlagemünzen, vom Krügerrand und Maple Leaf bis zum American Eagle und Känguru. Steigt der Goldpreis, ist man leicht geneigt, dies als Gewinn anzusehen. Man kann es allerdings auch so interpretieren, dass der Preisanstieg vorzeitig das Ungemach vorwegnimmt, das uns vonseiten der kommenden Stagflation und den sie begleitenden Kalamitäten droht. Dass der Anstieg also ein Ausgleich für die demnächst von der Stagflation ausgehende Verschlechterung des Geldwerts ist - Gold als eine Art Edel-Liquidität.
Erfahrungsgemäß ist es ein positives Zeichen für die weitere Entwicklung des Goldpreises, wenn die Kurse der Minenaktien stärker steigen als die Edelmetallpreise. Das trifft derzeit zu. Verfolgen Sie deshalb die Indizes XAU und HUI (auf goldseiten.de oder kitco.com), die einen repräsentativen Querschnitt der Gold- und Silberaktien wiedergeben. Solange sie sich relativ stark im Vergleich zu den Edelmetallpreisen entwickeln, ist der Megatrend intakt.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.