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Goldaktien: Frühsommer-Rally oder Sommerflaute?

24.06.2016  |  Adam Hamilton
Für die dynamischen Goldaktien ging es auch in diesem Monat wieder aufwärts, als sie augenscheinlich einen Frühsommer-Ausbruch nach oben starteten. Die starken Käufe widersprechen dabei der saisonal bedingt typischerweise schwachen Kursentwicklung zu dieser Jahreszeit. Die Anleger investieren wieder in Minengesellschaften, während auch der Goldkurs im Zuge der starken Investmentnachfrage zulegt, die für diese Jahreszeit ebenfalls sehr ungewöhnlich ist. Die beispiellose Stärke der Goldaktien Anfang Juni unterstreicht, wie unterbewertet die Aktien der Bergbauunternehmen im Verhältnis zu Gold selbst noch immer sind. Dennoch ist die Aufwärtsbewegung auch etwas suspekt.

Der Sommer ist normalerweise eine glanzlose Zeit an den Goldmärkten und infolgedessen auch für Silber und die Aktien der Minenunternehmen. Die Sommerflaute hat verschiedene Gründe. Zum einen gibt es im Juni und Juli im Gegensatz zum Großteil des restlichen Jahres keine regelmäßigen Nachfragespitzen durch kulturelle oder einkommensbedingte Faktoren. Die beiden Monate liegen vor der Erntesaison in Asien, vor der Hochzeitssaison in Indien und vor den weihnachtlichen Goldkäufen, die die Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte wie ein Uhrwerk immer wieder in die Höhe schnellen lassen.

Zum anderen verschiebt sich der Fokus vieler Investoren im Sommer von den Märkten hin zum Urlaub, daher ist die ausschlaggebende Investitionsnachfrage nach Gold meist rückläufig. Im Juni und Juli kommt es bei Gold und den Aktien der Goldunternehmen nur äußerst selten zu bemerkenswerten Preisentwicklungen. Die Kurse treiben in der Regel teilnahmslos seitwärts vor sich hin oder sinken vor dem Hintergrund der trostlosen Einöde des Marktsentiments. Ich habe in der Vergangenheit zahlreiche Recherchen zur Saisonalität bei den Goldaktien durchgeführt und die Sommer sind mit Abstand die schlechteste Zeit.

Die aktuelle Hausse der Goldaktien begann erst Mitte Januar diesen Jahres, nachdem die Kurse auf ein absurdes und in keiner Weise durch Fundamentaldaten gerechtfertigtes 13,5-Jahres-Tief gefallen waren. Der junge Bulle erlebt nun also seinen ersten Sommer. Die letzte lange Hausse im Goldaktiensektor dauerte von November 2000 bis September 2011 an. In diesen 10,8 Jahren hat der HUI, der führende Goldaktienindex, einen beeindruckenden Gewinn von 1.664% verzeichnet! Mit Investitionen in die Aktien der Minengesellschaften lässt sich während eines Bullenmarktes ein Vermögen machen!

Für meine Analysen der Saisonalität betrachte ich den Bullenmarkt in der Zeit von 2001 bis 2012. Im Jahr 2000 waren nur die letzten sechs Wochen durch eine Goldaktienhausse gekennzeichnet, daher war das Jahr insgesamt überwiegend bärisch. 2012 konsolidierten die Goldaktien auf einem hohen Niveau, bevor die US-Notenbank Federal Reserve die Märkte 2013 mit ihrer Geldpolitik verzerrte und die Goldaktien abstürzen ließ. Daher beziehe ich das Jahr 2012 in meine Betrachtungen mit ein. Es ist interessant zu sehen, wie es den Goldaktien zwischen 2001 und 2012 im Sommer ergangen ist, also während des letzten Bullenmarktes vor dem Beginn der neuen Hausse im Jahr 2016.

Im Durchschnitt schloss der HUI in dieser 12-jährigen Spanne im Juni 0,6% niedriger, als im Mai. Im Juli vervierfachten sich die durchschnittlichen Verluste dann auf -2,5%. Mit dem Beginn der asiatischen Goldkäufe nach der Erntesaison kehrte sich dieser Trend im August anschließend plötzlich um und die Performance der Goldaktien verbesserte sich gemessen am HUI gegenüber Ende Mai im Schnitt auf +3,9%. Im Juni und im Juli, in der Sommerflaute, war die Kursentwicklung jedoch schon immer schwach.

An diesem Mittwoch, dem letzten Tag, der für diesen Essay noch mit berücksichtigt werden kann, liegt der HUI jedoch 16,2% im Plus gegenüber seinem Schlussstand vom 31. Mai! Das ist eine unglaubliche Entwicklung, die es so bisher noch nicht gegeben hat. Die beste Frühsommer-Performance bis zu diesem Datum im Juni legten die Goldaktien bislang im Jahr 2008 hin, als der Kurs 14,8% stieg, doch der saisonale Durchschnitt für die ersten Wochen im Juni liegt bei einem Verlust von 2,3%. Selbst in guten Jahren verzeichnete der HUI im Juni nur einen Kursgewinn von rund 5%. 2016 ist in dieser Hinsicht eine echte Ausnahme!

Für diese Entwicklung gibt es mehrere Hauptgründe. Im Mai war die Performance der Goldaktien untypisch schwach. Zwischen 2001 und 2012 war der Mai der beste Kalendermonat für die Aktien der Goldunternehmen und der HUI legte im Schnitt 6,9% zu. Doch 2016 verlor der HUI ganze 13,8% - meinen Analysen zufolge war das der schlechteste Mai im Rahmen eines Bullenmarktes. Auf Monate mit einem extremen Kursgewinn oder -verlust folgt allerdings meist eine Umkehr in die andere Richtung.

Was jedoch noch wichtiger ist: Auch die Investitionsnachfrage nach Gold selbst ist zu Beginn des Sommers meist niedrig. In der vergangenen Woche habe ich einen Essay geschrieben, in dem ich auf dieses Thema eingegangen bin. Doch aktuell kaufen die Aktienanleger aus verschiedenen Gründen weiterhin aggressiv Anteile des Gold-ETFs GLD zu. Diese enormen Goldinvestments widersprechen der Saisonalität des Edelmetalls, doch sie haben weitere Kursgewinne zur Folge und treiben die Goldaktien dadurch naturgemäß ebenfalls nach oben.

Ich hatte keineswegs erwartet, dass sich die Edelmetallmärkte in diesem Frühsommer stärker entwickeln würden als je zuvor. Doch mir war zumindest bewusst, dass nach den extremen Tiefs Ende des Jahres 2015 die Möglichkeit einer vergleichsweise hohen Investmentnachfrage bestand. Aus diesem Grund habe ich Ende Mai ein Drittel der großen Gewinne unseres umfassenden Gold- und Silberminenportfolios realisiert und beschlossen, die restlichen zwei Drittel vorerst zu halten, für alle Fälle.

Im schlechtesten Fall greifen die Stopps und uns geht nur ein sehr geringer Teil der großen bisherigen Kursgewinne verloren. Der beste Fall, der nun theoretisch eintreten könnte, übersteigt jedoch sogar meine wildesten Hoffnungen. Die große Frage ist nun, ob die Goldaktien ihre enormen Frühsommer-Gewinne durch den Rest der Sommerflaute retten können, die meist Ende Juli endet. Viele Investoren und Spekulanten warten jetzt besorgt auf die Kaufgelegenheit, die sich typischerweise in den letzten Juliwochen ergibt.

Aus technischer oder fundamentaler Sicht sind der kürzliche Anstieg der Goldaktien und das aktuelle Preisniveau in keiner Weise problematisch. Im Vergleich zu früheren Werten und im Verhältnis zum derzeitigen Goldpreis sind die Kurse der Goldaktien noch immer ziemlich niedrig. Der erste Chart beleuchtet die technische Seite der Goldaktien anhand des HUI, des führenden Index in diesem Sektor, und zeigt die Trends und wichtigsten gleitenden Durchschnitte. Die Preise im Minensektor lassen sich keineswegs als übertrieben hoch bezeichnen.

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