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Goldaktien: Frühsommer-Rally oder Sommerflaute?

24.06.2016  |  Adam Hamilton
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Es besteht zudem die Möglichkeit, dass einige Wirtschaftsdaten in diesem Sommer besser ausfallen, als erwartet, was ebenfalls bedeutet, dass die Marktteilnehmer wieder verstärkt mit Zinserhöhungen rechnen werden. Da diese ungewöhnlichen Rallys des Goldkurses und der Aktien der Minengesellschaften in diesem Monat auf psychologischer Ebene durch die lockere Geldpolitik der Fed angetrieben wurden, würde eine weniger akkommodierende Haltung der Notenbank eindeutig eine Gefahr für die Edelmetallkurse darstellen. Bis Ende Juli sind es noch sechs Wochen - die Sommerflaute ist also keinesfalls vorüber.

Es ist also in jedem Fall vernünftig, bis zu den saisonalen Tiefs im Goldsektor in der zweiten Julihälfte Vorsicht walten zu lassen. Wenn Sie schon in die Aktien der Gold- und Silberunternehmen investiert sind, dann genießen Sie die Rallys, doch stellen Sie sicher, dass Sie ihre Stopps setzen. Wenn Sie Ihre Positionen dagegen noch ausbauen möchten, dann gibt es trotz der überraschenden Kursstärke in den letzten Wochen keine Eile.

Das erinnert mich an die großartigen Verkehrsschilder, die an manchen Highways in Colorado zu finden sind. Wo die Interstate 70 aus den Bergen hinunter nach Denver führt, wurden einige auffällige, riesige, gelbe Schilder angebracht. Auf einem davon steht: "Lassen Sie sich nicht täuschen - vor Ihnen liegen noch 4 Meilen mit starkem Gefälle und scharfen Kurven." Trotz der großartigen Entwicklungen im Goldsektor in den letzten Wochen sind Juni und Juli historisch gesehen keine gute Zeit, um angesichts des Aufwärtspotentials von Gold in Euphorie zu verfallen. Saisonal betrachtet ist das die Jahreszeit, in der die Performance des Goldkurses am schwächsten ist.

Es ist jedoch nicht nur so gut wie sicher, dass die Federal Reserve im Laufe der nächsten sechs Wochen versuchen wird, an den Märkten die Erwartung zu wecken, dass eine Zinsanhebung bevorsteht. Auch die Long-Positionen der Spekulanten am amerikanischen Gold-Terminmarkt sind noch immer sehr hoch, während die Zahl der Shorts eher gering ist. Diese Tradergruppe ist in Bezug auf Gold also sehr bullisch, d. h. das Potential für künftige Verkäufe von Gold-Futures ist äußert hoch. Diese Verkäufe könnten den positiven Preiseffekt der Investitionsnachfrage vorübergehend zunichte machen. Seien Sie daher auf der Hut.

Doch wie dem auch sei - die typische saisonale Schwäche der Edelmetallmärkte im Sommer ist nur auf kurze Sicht ein Grund zur Sorge. Im Verhältnis zu Gold sind die Kurse der Goldaktien noch immer sehr niedrig, obwohl es der Preis des gelben Metalls ist, von dem abhängt, welche Profite die Minengesellschaften erzielen und damit letztendlich auch, wie hoch ihre Kurse klettern können. Der letzte Chart bildet das Verhältnis zwischen dem Goldaktienindex HUI und dem Goldkurs ab. Das HUI/Gold-Verhältnis macht deutlich, wie klein der junge Bullenmarkt im Minensektor noch ist, und über welch enormes Potential er verfügt. Die Goldaktien haben noch einen langen Anstieg vor sich.

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Die Goldaktien sind letztlich gehebelte Wetten auf den Goldpreis. Die Produktionskosten der Unternehmen werden bereits in der Planungsphase einer Mine relativ genau festgelegt. Jeder Anstieg des Goldpreises schlägt sich daher direkt auf die Gewinne der Bergbauunternehmen nieder. Die Profite der Minengesellschaften steigen dabei stärker an, als der Goldpreis, wie ich kürzlich in einem Essay erklärte. Das HUI/Gold-Verhältnis ist ein guter Indikator, aus dem sich die entscheidende fundamentale Beziehung zwischen den Goldaktien und dem Edelmetall selbst ableiten lässt.

Mitte dieser Woche lag das HUI/Gold-Verhältnis nur bei 0,181. Gegenüber dem Allzeittief von 0,093, welches zuerst Ende September 2015 und dann erneut Mitte Januar dieses Jahres verzeichnet wurde, stellt das zwar eine Verdopplung dar, doch verglichen mit den aktuellen Goldpreisen sind die Aktien der Goldunternehmen noch immer unterbewertet. Die Jahre von 2009 bis 2012, zwischen der Finanzkrise 2008 und dem Beginn der Geldmengenausweitungen, mit denen die Federal Reserve die Kursentwicklungen verzerrte, waren die letzte normale Zeit an den Märkten. In diesem Zeitraum belief sich das HUI/Gold-Verhältnis im Durchschnitt auf 0,346.

Um diesem Mittelwert wieder zu erreichen, müssen die Aktienkurse der Goldunternehmen gegenüber dem Goldkurs noch deutlich zulegen. Bei einem Goldpreis von 1.200 $, 1.250 $ oder 1.300 $ müsste der HUI bis auf 433, 450 bzw. 467 Punkte klettern, nur um das Verhältnis wieder bis auf den langfristigen Durchschnitt steigen zu lassen. Gegenüber dem Kursniveau dieser Woche wäre das ein Gewinn von 85%, 92% bzw. 100%! Und aus mehreren Gründen sind diese Kursprognosen sogar noch ziemlich konservativ.

Auch der Goldpreis selbst erholt sich gerade erst von seinen extremen Tiefs. 2012, bevor die quantitativen Lockerungen der US-Notenbank die Kurse an den Aktienmärkten aufblähten und die Investitionsnachfrage nach Gold und damit auch den Goldpreis abstürzen ließen, notierte das gelbe Metall im Schnitt bei 1.669 $. Bei diesem Goldpreis und dem durchschnittlichen HUI/Gold-Verhältnis der Jahre 2009-2012 läge der HUI bei erstaunlichen 577 Punkten! Dazu kommt noch die Tatsache, dass die Kurse nach bei einer Umkehr nach Extremen meist über den Mittelwert hinausschießen und sich dem jeweils anderen Extrem annähern.


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