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Goldaktien: Frühsommer-Rally oder Sommerflaute?

24.06.2016  |  Adam Hamilton
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Obwohl der HUI per letzter Woche in nur 4,7 Monaten 133,5% gestiegen ist, ist dieses Kursniveau noch immer recht niedrig. Die extrem starke Rally zu Beginn des Bullenmarktes war die Folge der absurden Tiefststände Mitte Januar. Wenn die Preise in einem Markt auf derart unnormal niedrige Werte fallen, dann führt das immer zu einer scharfen Umkehr und einer Bewegung in die entgegengesetzte Richtung. Das ist alles, was hinter dieser Goldaktienhausse steckt.

Der Goldaktienindex HUI kletterte zwischen Ende 2014 und Mitte 2015 eigentlich in einem schönem Aufwärtstrend nach oben, bevor es aufgrund von Leerverkäufen extremen Umfangs an den Gold-Terminmärkten zu einem ungewöhnlichen Einbruch der Kurse kam. Mit ihrer neuen Hausse haben die Goldaktien nun gerade erst wieder das Niveau der Aufwärtsbewegung vor dem Crash erreicht. Zuerst schossen sie in die Höhe, dann konsolidierten sie im März, bevor sie schließlich nach oben ausbrachen. Im April verzeichneten die Minenaktien dann rasante Gewinne und stiegen bis zur Widerstandslinie.

Der epische Kursschwung im April katapultierte den HUI 31,0% höher, sodass der Index zu Monatsende bei 233,5 Punkten notierte. Nach solch enormen Gewinnen war eine Korrektur notwendig, zu der es im Mai kam. Der Kurs gab nach und sank bis auf 203,1 Punkte, bevor ein kolossal schlechter Arbeitsmarktbericht in den USA am ersten Freitag des Juni eine starke Rally auslöste, die den Goldpreis um 2,7% und den HUI um 11,6% nach oben schießen ließ. Das war die größte Rally der Goldaktien innerhalb eines Tages seit 7,5 Jahren!

Voraussetzung für die starke Entwicklung des gelben Metalls und der Goldaktien im Juni 2016 war die Annahme, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen in naher Zukunft nicht erneut anheben würde. Die extrem dürftigen Arbeitsmarktdaten vom Mai, die zeigten, dass in diesem Monat nur 38.000 neue Stellen geschaffen wurden, obwohl die Ökonomen mit einem Zuwachs von mindestens 164.000 gerechnet hatten, wurden als Faktor interpretiert, der der Federal Reserve die Hände bindet. Die Fed unter der Führung von Janet Yellen hat schon oft behauptet, dass sie ihren geldpolitischen Kurs von den Wirtschaftsdaten abhängig macht, und die Jobzahlen waren einfach nur erschreckend.

Die Annahme, dass der neue Zyklus steigender Zinsen, der bislang höchstens als schlechter Witz der Fed betrachtet werden kann, vorerst wieder unterbrochen wurde, hat den Treibstoff für die Frühsommer-Rally an den Edelmetallmärkten geliefert. Obwohl sich Gold auch früher in Zeiten steigender Zinssätze gut entwickelt hat und in allen elf dieser Zyklen seit 1971 im Schnitt Kursgewinne von 26,9% verzeichnete, haben die Trader eine irrationale Furcht vor Zinsanhebungen. Die Achillesferse der Sommerhausse ist also alles, was die Erwartungen der Märkte wieder von "taubenhaft" in "falkenhaft" umkehrt und dazu führt, dass sie mit einer erneuten geldpolitischen Straffung in den USA rechnen.

Da der Arbeitsmarktbericht es der Federal Reserve bei ihrer Sitzung in der letzten Woche praktisch unmöglich machte, eine Zinserhöhung zu beschließen, kletterte der HUI auf 235,2 Punkte. Gegenüber dem vorherigen Hoch im April war das jedoch nur ein trivialer Gewinn von 0,7%. Die Goldaktien konsolidieren auf einem hohen Niveau, was nach einem so steilen Anstieg völlig normal ist. Zudem haben sie bislang gerade einmal das Niveau von Mitte 2014 wieder erreicht.

Als sich die nächste Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank näherte, notierte der HUI also nur bei einem 21,2-Monatshoch, was im Großen und Ganzen noch immer vergleichsweise niedrig war. Das Preisniveau der Goldaktien in diesem Frühsommer ist also keineswegs übertrieben hoch und aus technischer Sicht nicht problematisch. Dann schaffte es die den Märkten gegenüber äußerst zuvorkommende Fed, noch "taubenhafter" zu wirken, als die Trader das erwartet hatten. Für Gold und die Goldaktien ging es also erneut aufwärts.

Die Notenbank deute keine Zinserhöhung bei der nächsten Sitzung im Juli an, die Prognosen der Mitglieder der Offenmarktausschusses bezüglich des künftigen Zinsniveaus fielen niedriger aus, als im letzten Quartal, und die Entscheidung, den aktuellen Zinssatz nicht anzupassen, wurde einstimmig getroffen, ohne Widerspruch von den vereinzelten Fed-Beamten, die eigentlich eine Straffung der Geldpolitik befürworten. Die von den Futures widergespiegelte Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung Ende Juli sank folglich von 21% auf 12%.

Dieses extrem akkommodierende Verhalten der Federal Reserve war der Grund dafür, dass die Investoren in dieser Woche an die Goldmärkte strömten und die ungewöhnlichen Kursausbrüche nach oben innerhalb eines einzigen Handelstages verursachten. Genau darin besteht jedoch auch die größte Gefahr für die Frühsommer-Rally. Das Vorgehen der Fed war in diesem Jahr von "falkenhaften" Äußerungen gekennzeichnet, in denen die Notenbank die Märkte zwischen ihren Sitzungen vor Zinsanhebungen warnte, doch wenn die Zeit für eine Entscheidung gekommen war, knickte sie wieder ein und ließ den Zinssatz unverändert. Das wird wahrscheinlich auch bei der nächsten Sitzung so sein.

Die Elitebanker im Offenmarktausschuss der Zentralbank hassen die Tatsache, dass sie in den Augen der Marktteilnehmer kaum noch glaubwürdig sind. Die Fed-Mitarbeiter haben in den letzten Jahren schon so oft eine Zinserhöhung angekündigt und dann doch nicht durchgeführt, dass ihnen niemand mehr Glauben schenkt. Nichtsdestotrotz versuchen sie noch immer, die Märkte von der künftigen Straffung der Geldpolitik zu überzeugen, weil sie auf diese Weise die von den Terminkontrakten implizierte Wahrscheinlichkeit einer Zinsanpassung nach oben treiben wollen.

Die Fed will nicht riskieren, die Märkte mit höheren Zinsen zu überraschen und dadurch einen wasserfallartigen Abverkauf auszulösen. Sie muss daher zunächst den Weg bereiten, indem sie die geldpolitische Straffung so überzeugend ankündigt, dass die Trader an den Terminmärkten diese erwarten und einpreisen. Es ist also wahrscheinlich, dass wir in diesem Sommer seitens der Notenbankmitarbeiter zahlreiche Reden hören werden, in denen sie erklären, warum Zinsanhebungen nötig sind und schon sehr bald folgen werden. In der Vergangenheit kam es am Goldmarkt bereits mehrfach zu reflexartigen Sell-offs infolge solcher Äußerungen.


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