Edelmetalle: Ladies and Gentlemen - It’s Brexit-Time!
27.06.2016 | Thorsten Proettel
Briten wählen den Ausstieg
Das Votum der britischen Wähler für einen Brexit hat das Potenzial, zum wichtigsten Ereignis des Jahres 2016 und darüber hinaus zu werden. Zum aktuellen Zeitpunkt sind die langfristigen Folgen natürlich noch kaum absehbar. Dafür machen bereits die verschiedensten Szenarien die Runde: Denkbar sind jahrelange, lähmende Austrittsverhandlungen oder auch die baldige Anberaumung ähnlicher Referenden in anderen EU-Staaten wie den Niederlanden, Tschechien, Dänemark oder Finnland.
Möglicherweise kommt es zudem innerhalb Großbritanniens zu Auflösungstendenzen, denn die Schotten und Nordiren haben sich mehrheitlich für einen Verbleib in der EU ausgesprochen. Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon brachte bereits die Neuauflage eines Unabhängigkeitsreferendums ihres Landes ins Spiel. Durch den Wegfall Großbritanniens als Bremsklotz könnte aber auf der anderen Seite in ein paar Jahren die Integration der restlichen Staaten unter der Führung Frankreichs und Deutschlands zu einem Einheitsstaat leichter vollzogen werden.
Goldpreis gewinnt zunächst 100 USD hinzu
Sicher ist zum derzeitigen Moment nur, dass die Briten Sand in das hoch anfällige Getriebe der Weltwirtschaft geworfen haben. Das Knirschen ist in Form einer Verunsicherung an allen Finanzmärkten vernehmbar. In einer ersten Reaktion brachen die Aktienmärkte und das Britische Pfund ein. Der Goldpreis als "sicherer Hafen" gewann dagegen von Donnerstagabend bis Freitagmorgen um mehr als 100 USD hinzu und notierte im Hoch bei 1.358 USD. Das war die stärkste Preisbewegung seit dem starken Absturz im April 2013. Nachdem die erste Panik an den Börsen bewältigt war, stiegen die Aktien wieder etwas und der Goldpreis fiel zurück. Er beträgt derzeit 1.310 USD je Feinunze.
Prognosen angehoben
Wir nehmen das Ergebnis des Brexit-Referendums zum Anlass, unsere kurzfristigen Goldprognosen per Ende 3. und 4. Quartal 2016 von 1.300 USD auf 1.350 USD anzupassen. Hierfür sprechen neben der allgemeinen Verunsicherung an den Märkten sowie der Wahrscheinlichkeit einer Rezession in Großbritannien vor allem die geänderten Aussichten für die Leitzinsen in den USA. Es ist unwahrscheinlich geworden, dass die Fed noch in diesem Jahr ihre "Target Rate" erhöhen wird. Gemessen an der Swap-Kurve der Overnight Lending-Zinssätze preist der Markt die nächste Erhöhung durch Janet Yellen erst Ende 2018/Anfang 2019 ein.
Wir halten diese Sichtweise für zu pessimistisch und können uns unter der Voraussetzung robuster US-Wirtschaftsdaten angesichts von anziehenden Inflationsraten bereits im ersten Halbjahr 2017 einen Zinsanstieg vorstellen. Vorerst fällt die Angst am Goldmarkt vor einem Zinsanstieg aber weg. Auch die hohen kontinuierlichen Goldkäufe von Großanlegern, die anhand der ETC-Bestände sichtbar werden, sprechen für eine leichte Verteuerung des Edelmetalls. Einem noch stärkeren Anstieg in den kommenden Monaten steht jedoch die Aussicht auf Gewinnmitnahmen in den kommenden Wochen entgegen. Außerdem dürfte der teure Preis viele Menschen in den wichtigen asiatischen Märkten vorerst von Goldkäufen abhalten. Die langfristige Prognose von 1.400 USD zur Jahresmitte 2017 bleibt unverändert.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.
Das Votum der britischen Wähler für einen Brexit hat das Potenzial, zum wichtigsten Ereignis des Jahres 2016 und darüber hinaus zu werden. Zum aktuellen Zeitpunkt sind die langfristigen Folgen natürlich noch kaum absehbar. Dafür machen bereits die verschiedensten Szenarien die Runde: Denkbar sind jahrelange, lähmende Austrittsverhandlungen oder auch die baldige Anberaumung ähnlicher Referenden in anderen EU-Staaten wie den Niederlanden, Tschechien, Dänemark oder Finnland.
Möglicherweise kommt es zudem innerhalb Großbritanniens zu Auflösungstendenzen, denn die Schotten und Nordiren haben sich mehrheitlich für einen Verbleib in der EU ausgesprochen. Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon brachte bereits die Neuauflage eines Unabhängigkeitsreferendums ihres Landes ins Spiel. Durch den Wegfall Großbritanniens als Bremsklotz könnte aber auf der anderen Seite in ein paar Jahren die Integration der restlichen Staaten unter der Führung Frankreichs und Deutschlands zu einem Einheitsstaat leichter vollzogen werden.
Goldpreis gewinnt zunächst 100 USD hinzu
Sicher ist zum derzeitigen Moment nur, dass die Briten Sand in das hoch anfällige Getriebe der Weltwirtschaft geworfen haben. Das Knirschen ist in Form einer Verunsicherung an allen Finanzmärkten vernehmbar. In einer ersten Reaktion brachen die Aktienmärkte und das Britische Pfund ein. Der Goldpreis als "sicherer Hafen" gewann dagegen von Donnerstagabend bis Freitagmorgen um mehr als 100 USD hinzu und notierte im Hoch bei 1.358 USD. Das war die stärkste Preisbewegung seit dem starken Absturz im April 2013. Nachdem die erste Panik an den Börsen bewältigt war, stiegen die Aktien wieder etwas und der Goldpreis fiel zurück. Er beträgt derzeit 1.310 USD je Feinunze.
Prognosen angehoben
Wir nehmen das Ergebnis des Brexit-Referendums zum Anlass, unsere kurzfristigen Goldprognosen per Ende 3. und 4. Quartal 2016 von 1.300 USD auf 1.350 USD anzupassen. Hierfür sprechen neben der allgemeinen Verunsicherung an den Märkten sowie der Wahrscheinlichkeit einer Rezession in Großbritannien vor allem die geänderten Aussichten für die Leitzinsen in den USA. Es ist unwahrscheinlich geworden, dass die Fed noch in diesem Jahr ihre "Target Rate" erhöhen wird. Gemessen an der Swap-Kurve der Overnight Lending-Zinssätze preist der Markt die nächste Erhöhung durch Janet Yellen erst Ende 2018/Anfang 2019 ein.
Wir halten diese Sichtweise für zu pessimistisch und können uns unter der Voraussetzung robuster US-Wirtschaftsdaten angesichts von anziehenden Inflationsraten bereits im ersten Halbjahr 2017 einen Zinsanstieg vorstellen. Vorerst fällt die Angst am Goldmarkt vor einem Zinsanstieg aber weg. Auch die hohen kontinuierlichen Goldkäufe von Großanlegern, die anhand der ETC-Bestände sichtbar werden, sprechen für eine leichte Verteuerung des Edelmetalls. Einem noch stärkeren Anstieg in den kommenden Monaten steht jedoch die Aussicht auf Gewinnmitnahmen in den kommenden Wochen entgegen. Außerdem dürfte der teure Preis viele Menschen in den wichtigen asiatischen Märkten vorerst von Goldkäufen abhalten. Die langfristige Prognose von 1.400 USD zur Jahresmitte 2017 bleibt unverändert.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.