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Das Finanzsystem wackelt, Gold und Silber profitieren

26.06.2016  |  Manfred Gburek
Die wichtigsten Entscheidungen sind emotional getrieben, nicht nur unter Verliebten. Dazu gehört nun auch der Brexit. Und die Folgen? Im Detail nicht absehbar, im großen Ganzen dagegen schon. Auf die Geldanlage bezogen: Anleger, die - wie hier vielfach empfohlen - auf Gold, Silber und Minenaktien gesetzt haben, können sich freuen. Wer dagegen Aktien aus Dax, MDax, SDax usw. bevorzugt hat, ist hoffentlich nicht zu sehr darin engagiert. Denn Fondsmanager werden vom Montag an deutsche und andere europäische Aktien eher verkaufen als kaufen. Deren Kursanstieg war während der heißen Börsenphase bis zum Frühjahr 2015 in erster Linie auf die expansive Geldpolitik der EZB zurückzuführen.

Möglich, dass die EZB den Börsen jetzt noch mehr Geldspritzen verpasst. Viel nützen wird das allerdings nicht mehr, denn die fundamentalen Daten deutscher Unternehmen haben sich durch den Brexit schlagartig verschlechtert. Schon bald ist damit zu rechnen, dass weitere Länder der EU Lebewohl zu sagen androhen oder zumindest so tun als ob - ein gigantisches Erpressungspotenzial. Mal sehen, wie die Bürokraten in Brüssel damit umgehen werden. Die Unsicherheit, die von daher kommt, ist jedenfalls nicht zu unterschätzen - Gift für die Aktienkurse.

Neben der EZB wird auch die Politik reagieren. Aber wie? Erst wie eine aufgescheuchte Hühnerschar, danach mit allen Mitteln des Laisser-faire. Dieser Begriff, vom Duden treffend als Gewähren- oder Treibenlassen übersetzt, entstammt nicht von ungefähr der französischen Sprache. Franzosen lassen nun mal, was die Finanzen im weiteren Sinn angeht, gern die Fünf gerade sein. Durch den Brexit kommen sie - ebenso wie die Einwohner weiterer hoch verschuldeter EU- und speziell Euroländer - den Deutschen gefährlich nahe: Indem sie uns schon bald ihre Laisser-faire-Mentalität beizubringen versuchen. Die Folge: ständiger Streit und Schwund der gegenseitigen Vertrauens - sofern dieses überhaupt noch vorhanden ist.

Das Wort Kredit stammt vom lateinischen Verb credere, und das heißt vertrauen. Wie schlimm es darum bestellt ist, wird durch den Crash der Bankaktien am Freitag deutlich: Die überwiegend zweistelligen Kursstürze der Aktien führender europäischer Banken sind Indizien für das schwindende Vertrauen in das ganze Finanzsystem - falls man hier überhaupt noch von einem System ausgehen kann. Zumal der gleichzeitige Hochsprung des Goldpreises die These vom geringer werdenden Vertrauen erhärtet.

Wie es weitergehen wird, kann man sich denken: Kreise, die am Fortbestehen des maroden Systems interessiert sind, werden alle denkbaren Tricks anwenden, um den Goldpreis nach unten zu manipulieren. Wie in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts - erfolglos und mit dem Ergebnis, dass es für den Goldpreis während der 70er Jahre kein Halten mehr gab: In der Spitze Anfang 1980 war er dann 24 Mal so hoch wie ein Jahrzehnt zuvor. Gold hat neben der Funktion als internationales Geld, als sicherer Hafen und als Versicherung eben auch die Funktion als Indikator für den rapide schwindenden Wert des sogenannten Papiergeldes. Wäre der Goldpreis auch ohne den Brexit in die Höhe gegangen? Ja, nur langsamer. Insofern ist der Brexit kein Auslöser, sondern ein Beschleuniger. Es soll Ihnen recht sein.

Es wird interessant sein, zu beobachten, welche Länder in den kommenden Monaten Anstalten oder zumindest Andeutungen machen, die EU verlassen zu wollen. Es könnte nämlich sein, dass unter ihnen auch Länder aus der Eurozone sind. Das wäre die höchste Alarmstufe und würde zwangsläufig eine neue Griechenland-Diskussion auslösen. Haben Sie schon mal durchgerechnet, wie viel Geld von EU-, EZB- und IWF-Gnaden zugunsten maroder griechischer Banken wirklich geflossen ist? Ich selbst bin bei dem Versuch, es zu ermitteln, einfach gescheitert. Jedenfalls war es sehr, sehr viel Geld. Trotzdem verzeichneten am Freitag unter den Bankaktien die griechischen die höchsten Kursverluste. Das gibt zu denken - und ist ein weiteres Zeichen dafür, dass mit dem Euro in der jetzigen Konstellation etwas nicht stimmt.

Womit ich indes nicht behaupten will, andere Währungen seien besser. Der US-Dollar ist es trotz des Sprungs vom Freitag sicher nicht, weil die amerikanische Konjunktur lahmt. Der Schweizer Franken mag ja als Stabilisator Vorteile haben, aber seine negativen Zinsen sind alles andere als einladend. Und das Britische Pfund? Nach seinem Sturzflug wird es wohl in eine lange, von Unsicherheit geprägte Seitwärtsbewegung mit Ausschlägen nach unten übergehen. Danach dürfte es sich fangen und im Zuge einer Konjunkturerholung auf der Insel wieder Stärke zeigen, allerdings erst in einigen Jahren.

Ich nenne diese Beispiele, weil sie zeigen, dass die genannten Währungen - und neben ihnen noch weitere - als Geldanlage und als Wertspeicher derzeit nichts taugen. Das ist in Anbetracht der Minizinsen ja auch nicht weiter verwunderlich. Wenn es hoch kommt, sind sie halt gerade so als Tauschmittel und Recheneinheit halbwegs brauchbar. Dagegen ist Gold ein Wertspeicher, Silber in gewisser Hinsicht ebenfalls.

Da es bis auf Weiteres bei dieser Funktion bleiben wird, können die Gold- und Silberminen jetzt endlich nach vorn gerichtet betriebswirtschaftlich kalkulieren und planen, statt wie noch im vergangenen Jahr ständig nur auf ihre Kosten zu schielen. Daraus erklärt sich, dass die ganze Branche gerade eine Wiederbelebung mitmacht und auf ihren Internetseiten zunehmend positive Töne anschlägt. Deshalb empfehle ich Ihnen, diesbezüglich wenigstens übers Internet die zu den Indizes XAU und HUI gehörenden Aktien zu verfolgen und bei mehr Zeit für Ihre Recherchen obendrein die auf der Internetseite mcewencapital.com ins Visier zu nehmen.

Ich kann nicht oft genug wiederholen, wie wichtig es ist, darüber hinaus laufend die Kurse der Minenaktien zu verfolgen, um deren relative Stärke zu ermitteln. So ist mir aufgefallen, dass am Freitag die Kurse der Südafrikaner im Gefolge der zweimonatigen Pause wieder überdurchschnittlich angezogen haben - nach dem Motto: Durch den im Verhältnis zum südafrikanischen Rand starken Dollar können Anglogold, Gold Fields, Harmony Gold und DRD Gold mit Sondergewinnen rechnen.

Zu guter Letzt: Neulich hat mich ein Anleger gefragt, ob es in Anbetracht des freundlichen Gold- und Silbermarktes sinnvoll sei, das ganze Geld in beide Edelmetalle und in Minenaktien zu investieren. Ich habe ihm davon abgeraten: Erstens aus grundsätzlichen Erwägungen, das heißt, eine gewisse Streuung des Vermögens ist allemal sinnvoller als die Konzentration auf nur eine Anlageklasse. Zweitens, weil man auch anderweitig Geld verdienen kann, wenn Auswahl und Timing stimmen. Und drittens, weil jeder Kursausschlag nach oben oder nach unten entweder zu ungesunder Euphorie oder zu tiefer Trauer führen kann. So etwas halten die meisten Menschen auf Dauer nicht aus.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu


Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.



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