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Höhenflug von Gold setzt sich fort

06.07.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sind gestern um mehr als 4% gefallen. Brent handelt am Morgen bei 48 USD je Barrel, WTI bei 46,5 USD je Barrel. Der Preisrückgang dürfte vor allem durch Verkäufe seitens spekulativer Finanzanleger getrieben worden sein. Aufschluss darüber können die kommenden Daten zur Marktpositionierung geben, welche den gestrigen Handelstag noch mit beinhalten.

Abgesehen von fallenden Aktienmärkten und Nachfragesorgen gab es keinen besonderen Auslöser für den Preisrutsch. Auch die Einigung in Libyen auf eine einheitliche Ölgesellschaft kann kaum ein Grund dafür sein, weil allein dadurch kein zusätzliches Öl aus Libyen an den Markt kommt. Bemerkenswert war allerdings, dass die jüngste Serie von Terroranschlägen in Saudi-Arabien den Preisen keinerlei Unterstützung geben konnte.

Normalerweise hätten die Preise mit deutlichen Aufschlägen darauf reagieren müssen, dass der IS-Terror nun auch das wichtigste Ölförderland der Welt erreicht hat. Wenn derartige Nachrichten vollkommen wirkungslos verpuffen, ist dies häufig ein Vorbote für eine anstehende Korrektur. Diese könnte sich angesichts des weiterhin bestehenden beträchtlichen Überhangs an spekulativen Long-Positionen durchaus noch fortsetzen.

Aufgrund des US-Feiertages am Montag veröffentlicht das API die Lagerdaten von letzter Woche erst heute Abend nach Handelsschluss. Das US-Energieministerium gibt die offiziellen Lagerdaten morgen Nachmittag bekannt.


Edelmetalle

Gold steigt heute Morgen auf 1.370 USD je Feinunze, den höchsten Stand seit März 2014. Das Hoch vom Tag der Brexit-Bekanntgabe vor knapp zwei Wochen wurde damit übertroffen. Aufwind erhält es wohl von schwachen Aktienmärkten und von fallenden Anleiherenditen. So ist zum Beispiel die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen auf den tiefsten Wert seit mindestens 50 Jahren gesunken und die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen hat ein neues Allzeittief erreicht.

Die Gold-ETFs verzeichneten gestern mit 38,1 Tonnen den höchsten Tageszufluss seit November 2009. Der gestrige Zufluss war laut Daten von Bloomberg breit gestreut, wobei die mit Abstand größte Menge auf den SPDR Gold Trust entfiel. Separat von den von Bloomberg erfassten Gold-ETFs meldet heute Morgen auch Chinas größter Gold-ETF massive Zuflüsse. Laut Aussagen des Managers des Huaan Yifu Gold ETF beliefen sich die Bestände des Fonds per gestern auf rund 17,6 Tonnen bzw. 1,8 Mrd. ausgegebene Anteile. Ende 2015 waren demnach nur 320 Mio. Anteile im Umlauf.

Im internationalen Vergleich ist der chinesische Gold-ETF aber relativ klein. Der SPDR Gold Trust als weltweit größter Gold-ETF hält knapp 983 Tonnen, der größte Gold-ETF in Europa (ETF Securities) fast 276 Tonnen. Die Investmentnachfrage zeigt sich somit außerordentlich stark.

Wir sehen derzeit keinen triftigen Grund, warum sich dieser Trend umkehren sollte. Offenbar beschäftigt der Brexit die Märkte längerfristig, wodurch die Unsicherheit bei den Marktteilnehmern hoch bleiben sollte. Die US-Notenbank Fed dürfte sich mit weiteren Zinserhöhungen Zeit lassen. Wir erhöhen deshalb unsere Goldpreisprognose zum Jahresende um 100 USD auf 1.350 USD je Feinunze.

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Industriemetalle

Bei den Metallpreisen geht es weiter Hin und Her. Nach teilweise starken Verlusten gestern erholen sich die Preise heute Morgen etwas. Eine regelrechte Achterbahnfahrt vollzieht derzeit Nickel: Nachdem es gestern auf Schlusskursbasis um fast 5% bzw. 500 USD auf 9.700 USD je Tonne gefallen war, unternimmt es heute Morgen einen neuen Anlauf, wieder die Marke von 10.000 USD zu überwinden.

Gestern von der Londoner Metallbörse veröffentlichte Daten zeigen, dass der Preisanstieg von Nickel in der letzten Woche von rund 1.000 USD je Tonne stark spekulativ unterstützt war. Denn die spekulativen Netto-Long-Positionen in den beiden von uns beobachteten Kategorien wurden in der letzten Woche auf ein 2-Monatshoch ausgeweitet.

Bei Kupfer ist die Lage vergleichbar: Auch da wurde der Preisanstieg von mehr als 200 USD je Tonne durch verstärkte Wetten auf steigende Preise mitgetragen. Die spekulativen Netto-Long-Positionen haben bei Kupfer ebenfalls ein 2-Monatshoch erreicht. Die jüngsten Preisanstiege stehen daher u.E. auf wackeligen Beinen.

Mit den Industriemetallen ist auch Eisenerz gestiegen, welches gestern knapp 56 USD je Tonne kostete. Zeitungsangaben zufolge zieht sich Rio Tinto wegen der niedrigen Preise aus dem gigantischen Eisenerzprojekt „Simandou“ in Guinea zurück. Das Vorkommen umfasst mit über 2 Mrd. Tonnen eine der weltweit größten unerschlossenen Eisenerzressourcen. Die Regierung versucht nun andere Partner für das ca. 20 Mrd. USD teure Projekt zu finden.


Agrarrohstoffe

Der Sojabohnenpreis fiel gestern im meistgehandelten Kontrakt um 5,7% auf 1.077 US-Cents je Scheffel. Über das Unabhängigkeitstags-Wochenende hatten Regenfälle die Feuchtigkeitsversorgung in bisher zu trockenen Gebieten des Mittleren Westens der USA verbessert. Für die nächsten Tage wird mit weiteren Regenfällen gerechnet. Daher werden auch Vorhersagen regional hoher Temperaturen, die die Pflanzen belasten könnten, gelassener gesehen.

Bedingt durch die gute Witterung gab gestern auch der Maispreis gut 3% nach. Seit Mitte Juni hat Mais damit 20% an Wert verloren. Tatsächlich verläuft die Entwicklung der Pflanzen gut. Das USDA beließ in der letzten Berichtswoche den Anteil der mit gut oder sehr gut bewerteten Maispflanzen bei 75%. Bei Sojabohnen nahm das USDA allerdings einen Abschlag um 2 Prozentpunkte auf 70% vor. Im Vorjahr waren es nur 63% gewesen.

Der Weizenpreis in Chicago fiel gestern zwischenzeitlich auf ein 9-Jahrestief von 416 US-Cents je Scheffel, ging letztlich aber unverändert bei 433 US-Cents aus dem Handel.

Der Weizenpreis in Paris fand dagegen Unterstützung in einem schwächeren Euro und der recht pessimistischen Prognose des Beratungsunternehmens Agritel. Dieses schätzt die französische Weichweizenernte 2016 mit 37,3 Mio. Tonnen 9,2% niedriger als die Rekordernte des Vorjahres. Frankreich hatte im Frühjahr unter heftigen Regenfällen zu leiden, die auch die Qualität des Weizens beeinträchtigt haben dürfte.



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