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Ölpreise legen nach hohem Lagerabbau kräftig zu

07.07.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Allzu weit kann sich der Preis für Brentöl nicht von der Marke von 50 USD je Barrel lösen. Gestern rutschte er im Tief auf gut 47 USD je Barrel, doch wie schon zweimal zuvor nutzten die Marktteilnehmer die niedrigeren Preise eher zu Käufen. Bereits im Handelsverlauf zog der Preis deutlich an.

Eine nachträgliche Rechtfertigung für die Preiserholung lieferte dann das American Petroleum Institute nach Handelsschluss: Demnach sanken die US-Rohölvorräte in der letzten Woche um 6,7 Mio. Barrel und damit deutlich stärker als der Markt für die offiziellen Daten des Energieministeriums erwartet, die heute Nachmittag veröffentlicht werden. Brentöl notiert nun wieder bei 49 USD je Barrel. Offensichtlich bedarf es größerer Nachrichten, um den Markt aus seiner seit nunmehr Mitte Mai geltenden Komfortzone/Handelsspanne um die 50 USD je Barrel herauszuschieben.

Das Augenmerk liegt dabei auf der Angebotsseite. Doch Änderungen zeichnen sich nicht ab: Die nigerianische Rebellengruppe hat sich wohl zu weiteren Anschlägen bekannt. Damit ist immer unwahrscheinlicher, dass die nigerianische Ölproduktion, die derzeit zusätzlich durch einen Streik begrenzt wird, schon bald wieder auf ihr "Normalniveau" von gut 2 Mio. Barrel pro Tag klettert. In Norwegen dagegen scheinen Lieferunterbrechungen abgewendet zu sein: Nachdem die Arbeiter auf den Ölplattformen bereits Ende letzter Woche ein Lohnangebot akzeptiert hatten, wurde nun auch eine Einigung in der Bohrindustrie erzielt.


Edelmetalle

Gold hält sich bei rund 1.370 USD je Feinunze auf hohem Niveau. Unterstützt wird Gold weiterhin von ETF-Zuflüssen. Gestern gab es den neunten Tageszufluss in Folge, wodurch die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs erstmals seit drei Jahren wieder die Marke von 2.000 Tonnen überschritten haben. Damit halten die Gold-ETFs die weltweit sechstgrößten Goldreserven - hinter den Beständen von den USA, Deutschland, dem IWF, Italien und Frankreich. Neben den hohen Zuflüssen in die Gold-ETFs kam es bislang in diesem Jahr auch zu starken Münzabsätzen.

Gemäß Daten der US-Münzanstalt wurden in den USA im ersten Halbjahr 501 Tsd. Unzen Goldmünzen verkauft, 84% mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Damit sind die Münzabsätze klar auf Kurs, das Niveau des gesamten Vorjahres deutlich zu übertreffen.

Das Protokoll der letzten Sitzung der US-Notenbank Fed, das gestern Abend veröffentlicht wurde, gab nur wenig Aufschluss über das weitere Vorgehen der Fed. Denn die Sitzung fand vor dem Brexit-Referendum statt. Aber schon zu diesem Zeitpunkt sahen die meisten FOMC-Mitglieder das Risiko von Verwerfungen an den Finanzmärkten, was die Fed auch wegen schwächerer US-Konjunkturdaten wohl von baldigen Zinserhöhungen abhalten wird.

Auch Silber wurde zuletzt von ETF-Zuflüssen unterstützt und notiert weiter über der Marke von 20 USD je Feinunze. In den letzten beiden Handelstagen beliefen sich die Zuflüsse auf 260 Tonnen. Neben Gold haben wir auch unsere Silberpreisprognose zum Jahresende auf 19,5 USD je Feinunze erhöht.


Industriemetalle

Der Kupferpreis hat seinen Höhenflug zunächst gestoppt und ist auf rund 4.730 USD je Tonne gefallen. Damit handelt er 4,5% bzw. 230 USD unter dem 2-Monatshoch vom Wochenbeginn. Der Preis hat zugleich die charttechnisch wichtige 200-Tage-Linie wieder unterschritten, was zu technisch-bedingten Anschlussverkäufen führen könnte.

In den LME-Lagerhäusern wurden in den letzten beiden Tagen die Kupfervorräte um 18% bzw. gut 34 Tsd. Tonnen aufgebaut. Sie liegen damit auf einem 5-Monatshoch. Der Aufbau fand vor allem in den asiatischen LME-Lagerhäusern statt. Ein Teil des Materials dürfte aus China gekommen sein. Denn dort sind zuletzt die Exporte deutlich gestiegen.

Schon im Mai hatte China gemäß Daten der Zollbehörde 126 Tsd. Tonnen Kupfer ausgeführt, so viel wie seit vier Jahren nicht mehr. Auch im Juni dürften die Exporte hoch gewesen sein. Dies deutet auf eine verhaltene chinesische Nachfrage während der bevorstehenden Sommerzeit hin. Zudem hatte China in den Monaten zuvor offenbar über Bedarf Kupfer importiert. Hier dürfte die Dynamik mittlerweile spürbar nachgelassen haben.

Die um etwa 25% gefallenen Kupferbestände in den Lagerhäusern der SHFE im Juni deuten unseres Erachtens auf schwächere Einfuhren Chinas hin. Wir erachten die jüngste Preisschwäche jedoch als vorübergehend und sehen den Kupferpreis am Jahresende weiterhin bei 5.200 USD je Tonne. Der höhere Preis ist unseres Erachtens wegen der sich anspannenden Marktlage gerechtfertigt.

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Agrarrohstoffe

Der Preis für Rohzucker notierte vor kurzem mit rund 21 US-Cents je Pfund so hoch wie zuletzt im Oktober 2012. Fundamentale Gründe dafür sind vor allem die Prognosen für ein Angebotsdefizit am globalen Zuckermarkt in der noch laufenden und in der kommenden Saison. Die Internationale Zuckerorganisation ISO schätzt aktuell, dass 2015/16 die weltweite Produktion um 6,7 Mio. Tonnen hinter dem Verbrauch zurück bleibt. Für 2016/17 erwartet die ISO ein Defizit in Höhe von 3,8 Mio. Tonnen.

Das brasilianische Analysehaus Datagro hat seine Defizitprognose für 2016/17 gerade sogar auf 7,1 Mio. Tonnen angehoben. Zumindest kurzfristig verschärfend wirkten die starken Regenfälle in Brasilien, die in der ersten Junihälfte die Verarbeitung von Zuckerrohr gegenüber der Vorjahresperiode um 35% und gegenüber den beiden Vorwochen um 20% einbrechen ließen. Inzwischen läuft die Verarbeitung aber wieder auf Hochtouren. Seit Saisonbeginn im April wurde bereits 24% mehr Zucker produziert als in der Vorjahresperiode, so dass von einem Rückstand keine Rede sein kann.

Preissteigernd wirkte wohl auch, dass die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer ihre Netto-Long-Position seit Wochen von Rekord zu Rekord treiben. Gleichzeitig hat der Brasilianische Real nach jahrelangem Verfall seit Februar deutlich an Wert gewonnen. Zieht die Zuckerproduktion in Brasilien wieder an, fehlt es an Argumenten für noch höhere Preise. Schwächt sich der Real wieder ab, dürfte auch der Zuckerpreis eine Korrektur erfahren.



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