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Starke Preisbewegungen auf breiter Front

13.07.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sind gestern um knapp 5% gestiegen, was dem stärksten Tagesanstieg seit April entspricht. Brent stieg in der Spitze auf 48,5 USD je Barrel, WTI kostete zwischenzeitlich 47 USD je Barrel. Auslöser für den Preissprung war ein deutlich gestiegener Risikoappetit der Marktteilnehmer, welcher sich in kräftig steigenden Aktienmärkten widerspiegelte. Für Rückenwind sorgten auch die neuen Angebots- und Nachfrageprognosen der OPEC. Diese erwartet nun für dieses Jahr einen Rückgang des Nicht-OPEC-Angebots um 880 Tsd. (bisher -740 Tsd.) Barrel pro Tag.

Dem soll im nächsten Jahr ein weiterer Rückgang um 110 Tsd. Barrel pro Tag folgen. Da die globale Ölnachfrage 2017 um 1,19 Mio. Barrel pro Tag steigen soll, erhöht sich der Bedarf an OPEC-Öl auf 33 Mio. Barrel pro Tag, was etwas oberhalb der aktuellen OPEC-Produktion von 32,86 Mio. Barrel pro Tag liegen würde. Der Ölmarkt wäre somit im nächsten Jahr leicht unterversorgt. Seit dem 1. Juli ist Gabun neues Mitglied der OPEC, welches mit einer Ölproduktion von 200 Tsd. Barrel pro Tag der kleinste OPEC-Produzent ist.

Das API berichtete am Abend einen unerwarteten Anstieg der US-Rohölvorräte um 2,2 Mio. Barrel. Auch bei den Ölprodukten kam es zu einem beträchtlichen Lageraufbau. Die Ölpreise geben daraufhin wieder etwas nach. Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag. China hat im Juni 7,5 Mio. Barrel Rohöl pro Tag importiert. Im ersten Halbjahr lagen die Einfuhren 14% höher als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. China bleibt damit ein wesentlicher Treiber der globalen Ölnachfrage.


Edelmetalle

Gold fiel gestern um 1,6% und markierte in der Nacht ein 2-Wochentief von weniger als 1.330 USD je Feinunze. Der gestrige Tagesrückgang war der stärkste seit Ende Mai. Steigende Aktienmärkte und zunehmende Fed-Zinserhöhungserwartungen setzen Gold unter Druck. Die wichtigsten Aktienindizes in den USA schlossen gestern auf neuen Rekordniveaus. Die Wahrscheinlichkeit für eine Fed-Zinserhöhung in diesem Jahr beträgt mittlerweile laut Fed Fund Futures mehr als 30%. Dieser Gegenwind wurde gestern auch nicht mehr durch ETF-Zuflüsse ausgeglichen.

Im Gegenteil, die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten gestern mit 10,6 Tonnen den stärksten Tagesabfluss in diesem Jahr. Der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, vermeldete sogar einen Abfluss von 16 Tonnen. Noch ist es allerdings zu früh, hieraus einen Trend zu ziehen. Es gibt für die Anleger weiterhin zahlreiche Gründe, den sicheren Hafen Gold zu wählen.

Seit gestern ist ein weiterer hinzugekommen: Der Ständige Schiedshof in Den Haag hat die Ansprüche Chinas im Südchinesischen Meer als unrechtmäßig verworfen. Dieser Urteilsspruch könnte zu neuen politischen Spannungen zwischen China und seinen asiatischen Nachbarn und zwischen China und den USA führen. Auch die Bankenkrise in Italien bleibt ein latenter Unsicherheitsfaktor, auch wenn diese an den Finanzmärkten bislang noch keine große Rolle zu spielen scheint. Bei einem „Bail-in“ könnte es zu einem deutlichen Anstieg der Goldnachfrage auch außerhalb Italiens kommen.


Industriemetalle

Der Eisenerzpreis ist um weitere 6,7% auf nun knapp 60 USD je Tonne gestiegen. Die angekündigten Produktionskürzungen in China (Tangshan) und die politischen Spannungen in Asien, die durch die Entscheidung des Ständigen Schiedshofs in Den Haag, die Gebietsansprüche Chinas im Südchinesischen Meer als unrechtmäßig zu erklären, verstärkt werden könnten, beeinflussen den Markt. Aber ebenso wie bei Stahl (siehe gestrige TagesInfo) erachten wir auch bei Eisenerz die spekulative Komponente als nicht unwichtig.

Fundamental gesehen scheint der Preisanstieg bereits überzogen. Obwohl die Eisenerzimporte Chinas der Zollbehörde zufolge in der ersten Jahreshälfte 9% höher waren als im Vorjahr, wäre es verfrüht, daraus auf eine deutlich stärkere Nachfrage zu schließen. Die chinesische Stahlproduktion ist in diesem Jahr gefallen und dürfte eher weiter sinken.

Auch sind die Eisenerzbestände in den chinesischen Häfen laut SteelHome seit Oktober um 30% gestiegen und lagen mit fast 105 Mio. Tonnen so hoch wie zuletzt im Dezember 2014. Insgesamt dürften die Produktions-Überschüsse am Eisenerzmarkt dank des Preisanstiegs sogar länger anhalten. Wohl deshalb hat das australische Ministerium für Industrie, Innovation und Wissenschaft in seinem jüngsten Bericht die Preisprognose für Eisenerz für das nächste Jahr von zuvor 56 USD auf nun unter 45 USD je Tonne gesenkt. Wir sind etwas optimistischer und rechnen mit einem durchschnittlichen Eisenerz-Preis von 51 USD je Tonne im nächsten Jahr.


Agrarrohstoffe

Der Baumwollpreis in New York schoss nach Bekanntgabe der neuen Prognosen des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) um bis zu 9% in die Höhe. In der Spitze notierte Baumwolle heute Morgen bei knapp 75 US-Cents je Pfund, so hoch wie zuletzt im Juli 2014 in einem meistgehandelten Kontrakt. Das USDA hat seine Schätzung für die globalen Endbestände in der Saison 2016/17 überraschend deutlich um 3,6% auf weniger als 20 Mio. Tonnen reduziert.

Die Nachfrage sowohl in der noch laufenden als auch in der kommenden Saison soll höher ausfallen, während die Produktion niedriger als bisher angesetzt wurde. Damit erhöht sich in beiden Perioden das erwartet Marktdefizit. Die Baumwollproduktion in den USA soll dagegen um 22,5% steigen, statt wie bisher angenommen um 15%. Das USDA berücksichtigte bei seiner Prognose für die USA nun nämlich die tatsächliche Fläche und passte die Erträge etwas nach oben an.

Die zusätzliche Produktion wird aber vollständig durch die höheren Exporte absorbiert. Diese hob das USDA um 9,5% an. Denn bei der engeren weltweiten Versorgungslage wird verstärkt auf US-Ware zurückgegriffen. Bei Sojabohnen und Mais wurde wie erwartet flächenbedingt die US-Produktion angehoben. Den Markt beschäftigt aber die Sorge vor einem heißen Sommer, der die Erträge belasten könnte. Auch erwartet das USDA bei beiden Produkten eine höhere internationale Nachfrage nach US-Ware. Daher legten die Notierungen gestern zu.

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