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14.07.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise setzen ihre Achterbahnfahrt fort. Gestern ging es mit den Preisen gut 4% nach unten, womit die deutlichen Gewinne des Vortages nahezu wieder abgegeben wurden. Die 2-Wochentiefs von Anfang der Woche wurden jedoch nicht unterschritten. Heute legen die Preise wieder leicht zu. Brent steigt auf 47 USD je Barrel, WTI auf 45,5 USD je Barrel.

Für Abgabedruck sorgten gestern die Internationale Energieagentur und die US-Lagerdaten. Die IEA äußerte in ihrem Monatsbericht die Ansicht, dass die rekordhohen Lagerbestände einen stark dämpfenden Einfluss auf die Ölpreise haben würden. Laut US-Energieministerium kam es in den USA letzte Woche zwar zu einem Abbau der Rohölbestände um 2,6 Mio. Barrel. Dafür stiegen aber die Vorräte von Ölprodukten. Bei den Destillaten kam es zu einem Lageraufbau um 4,1 Mio. Barrel, dem stärksten seit Anfang Januar.

Die Benzinvorräte stiegen um 1,2 Mio. Barrel, obwohl das verlängerte Wochenende mit dem 4. Juli in die Berichtswoche fiel, an welchem die Fahraktivität normalerweise besonders hoch ist. Der Lagerüberhang scheint sich somit von Rohöl zu den Ölprodukten zu verlagern. Die daraufhin niedrigeren Raffineriemargen könnten zu einer geringeren Rohölverarbeitung führen und damit künftig auch die Rohölvorräte steigen lassen.

Der Preis des nächstfälligen Kohlefuture an der ICE kletterte gestern auf ein 12-Monatshoch und ist mit 60 USD je Tonne 40% höher als im Tief im Januar. Steigende Kohleimporte Chinas, die deutlichen Produktionskürzungen in der heimischen Minenindustrie geschuldet sind, treiben derzeit den Preis. Hinzu kommt der massive Produktionsrückgang in den USA, den die EIA für 2016 auf 19% beziffert hat. Letzterer ist allerdings primär der schrumpfenden US-Nachfrage anzulasten und für den Welthandel weniger relevant. Wir sehen die Gefahr eines Preisrücksetzers in der zweiten Jahreshälfte: schließlich ist das Kohleangebot angesichts des sich deutlich verlangsamenden Nachfragewachstums in China nicht knapp.

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Edelmetalle

Gold markiert am Morgen bei 1.325 USD je Feinunze ein 2-Wochentief. Gold in Euro rutscht erstmals seit Anfang Juli unter die Marke von 1.200 EUR je Feinunze. Die politische Unsicherheit, die Bankenkrise in Italien und die negativen Realzinsen auf breiter Front sprechen allerdings gegen einen fortgesetzten Preisrückgang. Gestern hat der deutsche Staat erstmals eine 10-jährige Anleihe ohne Kupon begeben. Da stellt Gold aus Chance-Risiko-Aspekten eindeutig die bessere Anlagealternative dar.

Deutlich besser als Gold schlug sich gestern Palladium, welches um bis zu 3,6% zulegte und mit knapp 650 USD je Feinunze ein 8-Monatshoch erreichte. Auch Silber stellte Gold zuletzt in den Schatten. Der Preis notiert weiterhin oberhalb von 20 USD je Feinunze und das Gold-Silber-Verhältnis bei knapp 66. Unterstützung erhält Silber durch kräftige ETF-Zuflüsse.

Gestern verzeichnete der weltgrößte Silber-ETF, iShares Silver Trust, Zuflüsse von 162,6 Tonnen und damit die stärksten seit Anfang März. Seit Monatsbeginn sind die Bestände der von Bloomberg erfassten Silber-ETFs um 334,3 Tonnen auf ein Rekordniveau von 20.375 Tonnen gestiegen. Anders stellt sich die Situation zuletzt bei Platin dar. Dort kam es an den letzten beiden Handelstagen zu ETF-Abflüssen von gut 50 Tsd. Unzen.


Industriemetalle

Beflügelt durch freundliche Aktienmärkte und in Erwartung weiterer Stützungsmaßnahmen der chinesischen Regierung sind die Metallpreise zuletzt gestiegen. Gemessen am LME-Index haben sie seit dem Tief im Januar bereits 20% zugelegt und notieren derzeit auf dem höchsten Stand seit der LME-Week im Oktober letzten Jahres. Doch nicht etwa eine deutlich stärkere Nachfrage ist für die aktuelle Preisstärke verantwortlich, sondern vor allem eine geringere Produktion.

Bei Zink, dessen Preis seit dem Tief im Januar bereits um 50% gestiegen ist und aktuell mit über 2200 USD je Tonne auf dem höchsten Stand seit Mai 2015 notiert, sind die Minenschließungen für das hohe Produktionsdefizit seit Jahresbeginn verantwortlich. Auch ging der jüngste starke Anstieg des Nickelpreises - dieser hat allein im Juli um 10% zugelegt - mit den Befürchtungen über geringere Nickelerzexporte aus den Philippinen einher. Den Anstieg des Kupferpreises, der erstmals seit April an der psychologisch wichtigen Marke von 5000 USD je Tonne "kratzt", führen wir in erster Linie auf eine stärkere physische und spekulative Nachfrage zurück.

So sind die chinesischen Kupferimporte im Juni gemäß den vorläufigen Daten der chinesischen Zollbehörde um 20% ggü. dem Vorjahr gestiegen. Noch stärker, und zwar um 36%, nahmen die Importe von Kupferkonzentrat zu. Insgesamt hat China in der ersten Jahreshälfte mit 2,74 Mio. Tonnen 22% mehr Kupferraffinade und mit über 8 Mio. Tonnen 35% mehr Kupferkonzentrat als im Vorjahreszeitraum importiert.


Agrarrohstoffe

Der Maispreis steigt heute auf ein 2-Wochenhoch von 370 US-Cents je Scheffel. Grund hierfür sind Wettersorgen. In den kommenden Tagen soll es im Mittleren Westen der USA heißes und trockenes Wetter geben, was die Entwicklung der Maispflanzen beeinträchtigen könnte. Diese sind derzeit mehrheitlich in der Bestäubungsphase. Während dieses Entwicklungsstadiums benötigen die heranwachsenden Maispflanzen ausreichend Feuchtigkeit. Ansonsten könnten die Blütefäden austrocknen.

Übermäßige Hitze könnte darüber hinaus zu beträchtlichen Ertragseinbußen bei den betroffenen Pflanzen führen. In seiner aktuellen Projektion geht das US-Landwirtschaftsministerium von einem durchschnittlichen Flächenertrag von 168 Scheffel je Morgen aus, was nur leicht unter dem des Vorjahres liegt. Aufgrund einer deutlich höheren Anbaufläche soll die US-Maisernte um 7% auf ein Rekordniveau von 14,54 Mrd. Scheffel (369,3 Mio. Tonnen) steigen.

Trotzdem soll der globale Maismarkt 2016/17 gerade ausgeglichen sein, weil auch die Nachfrage kräftig zulegt. Eine etwas geringere US-Maisernte würde den Markt schnell ins Defizit rutschen lassen. Davon kann bei Weizen keine Rede sein. Hier erwartet das USDA einen Angebotsüberschuss von 9 Mio. Tonnen. Der vierte Überschuss in Folge lässt die weltweiten Lagerbestände zum Ende des Erntejahres 2016/17 auf rekordhohe 253,7 Mio. Tonnen anschwellen. Das Lager-Verbrauchs-Verhältnis soll daraufhin mit 35% das höchste Niveau seit 16 Jahren erreichen.



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