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Nickelmarkt spannt sich an

15.07.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Das Auf und Ab der Ölpreise setzt sich auch am letzten Tag der Handelswoche fort. Nach einem Preisanstieg um 2% gestern geben die Preise heute wieder nach. Brent fällt unter 47 USD je Barrel, WTI auf 45 USD je Barrel. Seit Wochenbeginn schwankt Brent in einer Spanne zwischen 46 USD und 48,5 USD, wobei sich Gewinne und Verluste tagtäglich abwechseln. Aktuell handelt Brent wieder dort, wo es in die Woche gestartet war.

Dieser orientierungslose Handel ist einer widersprüchlichen Daten- und Nachrichtenlage geschuldet. So warnte die Internationale Energieagentur, dass der beträchtliche Lagerüberhang noch für einige Zeit bestehen bleiben wird. Einige Marktteilnehmer schlussfolgerten daraus, dass auch der Ölmarkt noch länger überversorgt sein wird. Diese Annahme ist aber nicht zutreffend. Aktuell ist der Ölmarkt ausgeglichen, d.h. die Lagerbestände steigen im Gegensatz zum ersten Halbjahr nicht weiter.

Damit die Lagerbestände abgebaut werden, muss der Ölmarkt im Defizit sein. Das wäre den Schätzungen von IEA und OPEC zufolge im kommenden Jahr der Fall. In den USA fallen derzeit die Rohölvorräte, dafür steigen die Lagerbestände von Ölprodukten. Die Veränderungen bei der US-Rohölproduktion waren in den letzten Wochen stark von der Produktion in Alaska beeinflusst. Vom Trend her fällt sie aber.

Gleiches gilt für die Ölproduktion in China. Diese ist in der ersten Jahreshälfte Daten des Nationalen Statistikbüros zufolge um 4,6% gegenüber dem Vorjahr auf ein 6-Jahrestief von 4,07 Mio. Barrel pro Tag gefallen, was wiederum einen höheren Importbedarf impliziert.


Edelmetalle

Gold hat sich von seinem gestrigen 2-Wochentief leicht erholt und handelt heute Morgen bei gut 1.330 USD je Feinunze. Auch in Euro gerechnet zeigt sich Gold wieder etwas fester, hat aber noch nicht nachhaltig wieder die Marke von 1.200 EUR je Feinunze überwunden. Nach dem gestrigen Terroranschlag in Frankreich ist Gold offenbar als Krisenwährung gefragt.

Allerdings verzeichneten die Gold-ETFs gestern den zweiten Tagesabfluss in dieser Woche. Dagegen fließen den Silber-ETFs weiter Mittel zu. Gestern waren es 53 Tonnen, wodurch sich die Zuflüsse seit Wochenbeginn auf 202 Tonnen summieren. Die Bestände der Silber-ETFs liegen auf einem Rekordniveau von 20.428 Tonnen. Silber hat sich wohl auch deshalb zuletzt besser gehalten als Gold.

Platin kämpft weiter mit der Marke von 1.100 USD je Feinunze, bislang jedoch ohne Erfolg. Palladium steigt heute Morgen auf ein 8½-Monatshoch von gut 650 USD je Feinunze. Wie der Verband der europäischen Automobilhersteller heute berichtete, zeigte sich der Automarkt in der EU auch im Juni robust. Demnach wurden im letzten Monat fast 7% mehr Autos neu zugelassen als im Vorjahr. Im ersten Halbjahr belief sich das Plus sogar auf 9,4%, wozu alle wesentlichen Absatzmärkte in der EU beitrugen. Der Diesel-Abgasskandal hat offenbar nach wie vor kaum Auswirkungen auf die Neuzulassungszahlen. Sollte sich der positive Trend fortsetzen, dürften Platin und Palladium davon profitieren.

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Industriemetalle

China hat heute Morgen eine Reihe von Konjunkturdaten veröffentlicht, die den Metallpreisen zum Wochenausklang Unterstützung geben. So ist das chinesische BIP im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 6,7% gewachsen. Entgegen der Markterwartung hat sich das Wachstum nicht abgeschwächt. Vor allem die geldpolitischen Impulse – die Neukreditvergabe im Juni zog wieder deutlich an – und die Rally am Häusermarkt dürften die Wirtschaft angeschoben haben. Auch die um 6,2% gestiegene Industrieproduktion im Juni fiel besser aus als erwartet. Dagegen nahm die Dynamik der Investitionen in Sachanlegen weiter ab.

Trotz der zumeist guten Zahlen bleiben die Probleme der chinesischen Wirtschaft bestehen. Um das diesjährige Wachstumsziel von 6,5-7,0% zu erreichen, bedarf es unseren Volkswirten zufolge weiterer geldpolitischer Lockerungen im Jahresverlauf.

Gemäß Daten der International Nickel Study Group (INSG) war der globale Nickelmarkt in den ersten fünf Monaten des Jahres unterversorgt. Das Angebotsdefizit belief sich demnach auf 21,2 Tsd. Tonnen. Während die Nachfrage im Vorjahresvergleich um 4,1% stieg, ging die Produktion um 2,3% zurück. Vor allem China hat der INSG zufolge wegen der niedrigen Preise weniger Nickelraffinade hergestellt. Die Minenproduktion ging sogar um 5,3% zurück, was hauptsächlich den Philippinen geschuldet war. Die jüngsten politischen Eingriffe in den Bergbau dort sind in den INSG-Zahlen noch nicht berücksichtigt.


Agrarrohstoffe

Der Baumwollpreis befindet sich weiter im Höhenflug. Der Preis ist gestern den fünften Tag in Folge gestiegen. Heute setzt sich der Preisanstieg fort. Seit Beginn des Höhenfluges vor einer Woche hat sich Baumwolle um 14% verteuert. In den zwei Tagen nach der Veröffentlichung der letzten USDA-Schätzungen am Dienstag stieg der Preis um 8%, was dem stärksten 2-Tagesanstieg seit Juni 2012 entspricht. In der Spitze erreichte der Preis ein 2-Jahreshoch von 74,8 US-Cents je Pfund. Weit davon entfernt handelt der Preis auch aktuell nicht.

Auslöser für den Preissprung war ein vom USDA stärker als erwartet prognostizierter Rückgang der globalen Baumwollbestände im bevorstehenden Erntejahr 2016/17 (siehe auch TagesInfo Rohstoffe vom 13. Juli). Insbesondere in China soll es aufgrund einer niedrigeren Produktion bei gleichzeitig höherem Verbrauch zu einem kräftigen Lagerabbau kommen. Gleichzeitig hat das USDA einen starken Anstieg der Nachfrage nach US-Baumwolle unterstellt. Die US-Exporte sollen um 500 Tsd. auf 2,5 Mio. Tonnen steigen.

Ob es wirklich dazu kommt, bleibt nach dem massiven Preisanstieg der letzten Tage abzuwarten. Stattdessen könnten sich die Baumwollverarbeiter nach preiswerteren Anbietern wie Indien oder günstigeren Alternativen wie künstlichen Fasern umschauen. Wir erachten den jüngsten Preisanstieg als übertrieben und rechnen mit einer baldigen Korrektur. Preise von deutlich unter 70 US-Cents je Pfund dürften gleichwohl der Vergangenheit angehören.



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