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Märkte schütteln Türkei-Sorgen schnell ab

18.07.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Brentöl verteuerte sich nach dem Militärputsch in der Türkei am späten Freitag auf 48,3 USD je Barrel, WTI auf 46,3 USD je Barrel. Nach der Niederschlagung des Putsches am Wochenende geben die Preise ihre Gewinne wieder ab. Brent handelt am Morgen wieder unterhalb von 48 USD je Barrel, WTI unterhalb von 46 USD je Barrel.

Die Türkei ist für den Ölmarkt in zweierlei Hinsicht bedeutend. Zum einen ist die Türkei ein wichtiges Öltransitland. Über türkisches Territorium verlaufen Ölpipelines mit einer täglichen Durchleitungskapazität von mehr als 3 Mio. Barrel, welche Rohöl von den Ölfeldern im Kaspischen Meer bzw. dem Norden des Irak an den türkischen Mittelmeerhafen Ceyhan transportieren.

Hinzu kommen mit dem Bosporus und den Dardanellen wichtige Schifffahrtswege, durch welche täglich knapp 3 Mio. Barrel Rohöl und Ölprodukte aus Russland und dem Kaspischen Meer zum Mittelmeer transportiert werden. Der Bosporus war nach dem Putsch am Wochenende für mehrere Stunden geschlossen, ist mittlerweile aber wieder geöffnet. Eine Behinderung der Transportwege würde zu einer spürbaren Angebotsverknappung führen. Zum anderen ist die Türkei aber auch ein bedeutender Ölkonsument, dessen Nachfrage in den letzten Jahren dynamisch gewachsen ist.

Im letzten Jahr stieg die Ölnachfrage der Türkei laut BP Statistical Review um 12,5% auf 835 Tsd. Barrel pro Tag. Damit lag die Türkei beim Ölverbrauch gleichauf mit den Niederlanden. Da die Türkei so gut wie kein Öl selbst produziert, wird der überwiegende Teil importiert (laut EIA mehr als 90%). Ein etwaiger Nachfrageeinbruch aufgrund der unsicheren politischen Lage würde somit sichtbare Bremsspuren bei der globalen Ölnachfrage hinterlassen.

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Edelmetalle

Die Edelmetalle starten schwach in die neue Handelswoche. Gold rutscht unter 1.330 USD je Feinunze und handelt in Euro gerechnet bei rund 1.200 EUR je Feinunze. Auch Silber verbilligt sich und fällt unter die Marke von 20 USD je Feinunze. Nach zuletzt guten US-Konjunkturdaten ist die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung der US-Notenbank Fed in diesem Jahr laut Fed Fund Futures auf 44% gestiegen. Höhere Zinsen erhöhen die Opportunitätskosten von Gold.

Auch scheinen Aktien als alternative Anlageklasse wieder beliebter zu werden, was an den Rekordhochs der US-Märkte ersichtlich ist. Von daher nehmen die spekulativen Marktteilnehmer offenbar Gewinne mit. Bei Gold wurden die Netto-Long-Positionen gemäß CFTC-Daten in der Woche zum 12. Juli reduziert - sie wurden um 5% auf 259,1 Tsd. Kontrakte abgebaut. Dies war der erste Abbau der zuvor rekordhohen Netto-Long-Positionen seit Ende Mai. Sie dürften mittlerweile nochmals niedriger sein.

Bei Silber gab es dagegen einen weiteren Aufbau der Netto-Long-Positionen - der fünfte in Folge - auf ein neues Allzeithoch von 85,9 Tsd. Kontrakten. Von dieser Seite her besteht deutliches Korrekturpotenzial für die Preise. Platin und Palladium werden von Gold heute Morgen mit nach unten gezogen und notieren bei 1.085 USD bzw. 645 USD je Feinunze. Auch hier dürften Gewinnmitnahmen eine Rolle spielen. Denn bei Platin wurden die Netto-Long-Positionen jüngst auf ein 22-Monatshoch ausgeweitet.


Industriemetalle

Die Juni-Wirtschaftsdaten aus China waren gemischt. Während die Industrie¬produktion, die Einzelhandelsumsätze und das Geldmengenwachstum positiv überraschten, haben die Anlageinvestitionen enttäuscht. Vor allem die Privatinvestitionen, die über 60% davon ausmachen, haben mit lediglich 2,8% Wachstum ggü. Vorjahr die niedrigste Wachstumsrate seit Beginn der Datenreihe im Jahr 2012 gezeigt.

Die Schwäche im Immobiliensektor, wobei sowohl die Baubeginne als auch die Verkäufe zurückgegangen sind, steht dabei etwas im Widerspruch zu einem weiteren Anstieg der Immobilienpreise landesweit. Der Preisauftrieb am Immobilienmarkt deutet darauf hin, dass die Erwartungen kurzfristiger geldpolitischer Lockerungen womöglich zu hoch sind. Daher überrascht nicht, dass trotz positiver Vorzeichen an den Aktienmärkten heute Morgen der "Funken" nicht auf die Industriemetallmärkte überspringt. Denn diese waren zuletzt vor allem durch Spekulationen auf monetäre Maßnahmen in China unterstützt.

Fundamental scheinen die Metallmärkte bis auf Zink und Nickel derzeit gut versorgt zu sein. Seit Ende Juni steigen bei Kupfer nun auch die Lagerbestände an der SHFE, nachdem sie an der LME bereits seit April um fast 100 Tsd. Tonnen zugenommen haben. Metal Bulletin berichtet, dass sich BHP Billiton mit den Raffinerien aus Südkorea und Japan für das dritte Quartal auf höhere Schmelz- und Verarbeitungsgebühren (TC/RCs) geeinigt hat. Das deutet auf eine gute Versorgungslage am Kupferkonzentratmarkt hin.


Agrarrohstoffe

Die Märkte für Mais und Sojabohnen werden derzeit durch variierende Wettervorhersagen hin- und hergeworfen. Kurzfristige Schauer werden mit wechselnder Stimmung gegen Prognosen heißen Wetters in den kommenden Wochen abgewogen. Die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer sehen offensichtlich keine großen Gefahren. Sie setzen nach einem rasanten Abbau ihrer Netto-Long-Positionen bei Mais von einem 2-Jahreshoch vor vier Wochen inzwischen sogar erstmals seit drei Monaten mehrheitlich auf weiter fallende Preise. Dies dürfte den Preissturz seit der zweiten Junihälfte mit begünstigt haben.

Der Weizenmarkt steht unter dem Eindruck rekordhoch berichteter Erträge bei der derzeitigen US-Winterweizenernte. Dies trägt dazu bei, dass sich die rekordhohen globalen Lagerbestände 2016/17 weiter erhöhen sollen und die kurzfritig orientierten Marktteilnehmer im Rekordmaß auf fallende Notierungen setzen.

Die Notierungen in Paris halten sich besser. Die nasse Witterung im Frühsommer hat die Qualität der Pflanzen in den wichtigen Produktionsländern Frankreich und Deutschland empfindlich getroffen und sorgt auch für Abwärtsrevisionen bei den Erträgen. In Frankreich wird nur noch 49% der Pflanzen ein guter oder sehr guter Zustand attestiert, in der Vorwoche waren es noch 59% und zum Vorjahreszeitpunkt 76%. In Deutschland sollen nach der jüngsten Schätzung des Raiffeisenverbands DRV rund 25 Mio. Tonnen Winterweizen geerntet werden. Dies sind 4,3% weniger als im Vorjahr, entspricht allerdings dem fünfjährigen Mittel.



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