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Schöne neue Welt der Negativzinsen

28.07.2016  |  John Mauldin
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Die aktuelle Wachstumsphase ist die viertlängste seit 1954, aber auch die schwächste. Seit 1950 betrug das jährliche Wirtschaftswachstum in Zeiten des Aufschwungs im Durchschnitt 4,3%. Diesmal liegt das durchschnittliche Wachstum in den sieben Jahren nach der Großen Rezession nur bei 2,1%, d. h. die Wirtschaft ist seit dem Beginn der sogenannten "Erholung" insgesamt nur um 16% gewachsen (Ed sagt, er will den Ausdruck "Erholung" in Zukunft vermeiden).

Wenn es sich um einen durchschnittlichen Wiederaufschwung handeln würde, hätten wir bereits ein Wirtschaftswachstum von 34% verzeichnet. Es ist also kein Wunder, dass die Löhne kaum steigen und die Zahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze, die Haushaltseinkommen und zahlreiche andere Statistiken so dürftig aussehen. Ich gehe davon aus, dass die nächste Erholungsphase noch schwächer ausfällt als die derzeitige. Die Gründe dafür habe ich in einem anderen Artikel dargelegt, werde jedoch auch künftig noch einmal darüber schreiben. Der aktuelle Aufschwung ist der schwächste der letzten 60 Jahre - und zwar gerade deshalb, weil die Geldpolitik das Wachstum behindert.

Kombinieren wir die klägliche Erholung nun mit den Negativzinsen. Wenn die Assetpreise langfristig gesehen die Zinssätze und das Wirtschaftswachstum widerspiegeln und beides knapp über oder unter Null liegt, können wir dann wirklich erwarten, dass Aktien, Rohstoffe und andere Vermögenswerte an Wert gewinnen?

Das Ergebnis dessen ist, dass jede traditionelle Investitionsstrategie, von der Sie vielleicht überzeugt sind, wahrscheinlich schon bald nicht mehr funktionieren wird. Sie brauchen nur die europäischen Rentenfonds und Versicherungsgesellschaften zu fragen, die derzeit versuchen müssen, in einer Welt ohne Rendite und mit negativen Zinsen auf irgendeine Weise einen Gewinn herbeizuzaubern.

Wenn die Vorhersagen zur langfristigen Entwicklung der Rendite korrekt sind, dann ist vielleicht gar nichts mehr sicher. Der nächste Chart zeigt die jüngsten Prognosen von GMO für die nächsten sieben Jahre, geordnet nach Anlageklassen:

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Sehen Sie die gestrichelte Linie, die kein einziges Asset auch nur ansatzweise erreicht? Das sind die durchschnittlichen Kursgewinne von 6,5%, mit denen wir nach Angaben vieler angeblich kluger Investoren an den Aktienmärkten auf lange Sicht vernünftigerweise rechnen können. GMO hält das keineswegs für vernünftig, zumindest nicht für den Zeitraum der nächsten sieben Jahre.

Wenn GMO recht behält - und die Analysten von GMO liegen meistens richtig - und Sie irgendeine Form der strategischen oder teilweise strategischen Asset Allocation verfolgen, dann können Sie für die nächsten sieben Jahre mit einem Gewinn von etwa 0% rechnen. Wenn Sie Glück haben.

Haben Sie den fast unsichtbaren gelben Balken mit einem Ertrag von -0,2% bemerkt, unter dem "U.S. Cash" steht? Negative Realzinsen (inflationsbereinigt) auf Bargeld über mehrere Jahre hinweg? Darauf können Sie wetten. Willkommen in der schönen neuen Welt der Negativzinsen nach amerikanischer Art. Hätten Sie dazu gerne eine große Tüte Pommes?

Ungeachtet aller Fantasien der Federal Reserve sind negative Zinssätze "normalen" Kapitalerträgen keineswegs zuträglich, ganz egal in welcher Anlageklasse. GMO zufolge versprechen Schwellenmarktaktien und Holz noch die größten Gewinne. Diese Märkte sind gleichzeitig so eng, dass nicht alle Anleger gleichzeitig dort investiert sein können. Stellen Sie sich also schon einmal darauf ein, in der Klemme zu sitzen.


© John Mauldin
www.mauldineconomics.com


Dieser Artikel wurde am 16. Juli 2016 auf www.mauldineconomics.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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