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Leichter Rückgang der Edelmetallnotierungen könnte vorerst anhalten

25.07.2016  |  Thorsten Proettel
Gold und Silber etwas billiger

Nach der fulminanten Entwicklung der Edelmetallpreise im ersten Halbjahr überwiegen im Juli mit Ausnahme von Palladium bislang die Minuszeichen (siehe Chart). Der Goldpreis entfernte sich in den letzten zwei Wochen sukzessive von seinem Jahreshoch bei 1.375 USD und notiert derzeit nur noch im Bereich von 1.320 USD. Auch der Ausflug des Silberpreises über die Marke von 21 USD am 4. Juli währte nur kurz. Zuletzt kostete eine Feinunze des "kleinen Bruders" 19,60 USD.


Märkte sind wieder risikobereit

Die Gründe für die Rückgänge lassen sich wie folgt zusammenfassen: Angesichts der weiterhin bestehenden Verteuerung der Edelmetalle halten sich viele Anleger in der westlichen Welt mit Neuengagements zurück. Verschiedene Banken nutzen die Gelegenheit sogar, überschüssige Münz- und Barrenvorräte an andere Institute zu verkaufen. Auch aus den beiden großen asiatischen Märkten Indien und China wird derzeit Kaufzurückhaltung gemeldet.

Hinzu kommt, dass die globalen Kapitalmärkte den Brexit-Schock offenbar rasch verdaut haben. Der deutsche Aktienindex DAX befindet sich aktuell fast wieder auf dem Vor-Brexit-Stand und britische sowie US-amerikanische Standardwerte sogar darüber (siehe zweiter Chart). Insofern ist es bemerkenswert, dass der Goldpreis nicht tiefer notiert, sondern immer noch etwa 4% über dem Stand vor dem Referendum am 23. Juni.

Die Vorkommnisse in der Türkei während der letzten Tage beeinflussten das gelbe Edelmetall jedenfalls nicht. Politische Krisen wirken sich im Gegensatz zu ökonomischen Krisen seltener und meist auch nicht nachhaltig auf die Notierungen aus.

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Zinserhöhungsphantasien kehren zurück

Zusätzlichen Druck für den Goldpreis könnte in den kommenden Wochen durch das altbekannte Thema US-Leitzinserhöhung entstehen. Nach dem schlechten US-Arbeitsmarktbericht vom Mai und dem Referendum in Großbritannien schien ein Ende der Zinserhöhungspause in weite Ferne gerückt zu sein. Dies zeigte sich unter anderem am Terminmarkt, wo Ende Juni von sehr niedrigen zukünftigen US-Tagesgeldsätzen ausgegangen wurde. Die Marke von 0,625% wurde erst von Futures mit einer Fälligkeit im Februar 2019 oder später erreicht (siehe dritter Chart).

Dieses Niveau repräsentiert ungefähr eine einmalige Zinserhöhung um 0,25% ausgehend vom aktuellen Niveau. Inzwischen können sich viele Marktteilnehmer auch eine frühere Zinserhöhung vorstellen. Hierzu trug nicht zuletzt der sehr viel bessere Arbeitsmarktbericht für Juni bei, der ein freundlicheres Bild der US-Konjunktur zeichnete. Sichtbar wird der Stimmungswandel wiederum anhand der Daten des US-amerikanischen Geldmarkt-Futureshandel.

Per 21.07.2016 erreichten Kontrakte mit Fälligkeit im Februar 2019 ein Zinsniveau von 0,84%. Damit sind ungefähr zwei Erhöhungsschritte eingepreist und der erste Zinsschritt stünde "schon" im November 2017 an.


Verschnaufpause dürfte vorerst anhalten

Wir glauben, dass die Marktteilnehmer trotz der geänderten Erwartungen das Zinsänderungsrisiko noch unterschätzen und rechnen vor dem Hintergrund der grundsätzlich guten konjunkturellen Lage in den USA bereits im 1. Halbjahr 2017 mit einem entsprechenden Entscheid der Fed. Sollte sich diese Ansicht durchsetzen, dann könnte der Gegenwind für die Edelmetalle etwas zunehmen. Gegen eine Zinserhöhung bereits im zweiten Halbjahr 2016 spricht übrigens nicht zuletzt der laufende Wahlkampf in den USA.

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Wenig Interesse an indischen Gold-Bonds

Ohne nennenswerten Einfluss bleiben die aktuellen Bemühungen der indischen Regierung, die Bürger vom Goldkauf abzuhalten. Unter dem "Sovereign Gold Bonds"-Programm besteht die Möglichkeit, Wertpapiere mit 2,75% Verzinsung und einer Laufzeit von bis zu acht Jahren zu erwerben, deren Rückzahlungskurs sich am Goldpreis bemisst (vgl. Commodities Weekly vom 11.09.2015).

Für die derzeit zu Ende gehende Zeichnungsfrist der vierten Tranche melden indische Banken nur moderates Interesse. Das Volumen der ersten drei Tranchen ab November 2015 summiert sich auf lediglich 4,8 Tonnen Gold (siehe Grafik). Dies entspricht nicht einmal 2% der indischen Goldnachfrage in diesem Zeitraum.


© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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