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Rekordhohe Gold-ETF-Nachfrage im ersten Halbjahr

27.07.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise stehen weiter unter Abgabedruck. Brent verzeichnete gestern bei gut 44 USD je Barrel ein neues 2½-Monatstief. WTI notierte unterhalb von 42,5 USD je Barrel auf dem niedrigsten Stand seit mehr als drei Monaten. Neue preisbelastende Nachrichten gab es gestern nicht. Der Preisrückgang ist somit in erster Linie stimmungsgetrieben. Es bedarf daher Nachrichten, welche diese negative Stimmung drehen.

Die API-Lagerdaten konnten gestern Abend nicht dafür sorgen. Denn diese zeigten für die vergangene Woche einen geringer als erwarteten Abbau der US-Rohölvorräte um 827 Tsd. Barrel und einen massiven Aufbau der Rohölbestände in Cushing um 1,4 Mio. Barrel. Es gab allerdings auch einen Silberstreif am Horizont. Das API meldete nämlich auch einen überraschenden Rückgang der US-Benzinlagerbestände um 423 Tsd. Barrel.

Das Überangebot bei Benzin war ein entscheidender Belastungsfaktor für die Ölpreise. Neben der Lagerveränderung bei Benzin gilt es auch auf die Entwicklung der US-Ölproduktion zu schauen. Die Produktionszahlen waren in den letzten Wochen stark durch Schwankungen bei der Ölproduktion in Alaska verzerrt. Dieser Einflussfaktor sollte an Bedeutung verlieren und die US-Ölproduktion ihren Abwärtstrend wieder aufnehmen.

Der zuletzt zu beobachtende Anstieg der Bohraktivität reicht bei weitem noch nicht aus, um zu einer Trendwende bei der Ölproduktion zu führen. Fallende Benzinvorräte und ein erneuter Rückgang der US-Ölproduktion würden zu einer Stabilisierung der Ölpreise beitragen.


Edelmetalle

Gold zeigt sich am Morgen weitgehend unverändert bei rund 1.320 USD je Feinunze. Sollte die Fed im Begleitkommentar heute Abend Signale für eine näherrrückende Zinserhöhung geben, dürfte Gold in Richtung 1.300 USD fallen. Daten der Hongkonger Statistikbehörde zufolge hat China im Juni aus Hongkong auf Netto-Basis 70,9 Tonnen Gold importiert. Dies war zwar deutlich weniger als im sehr hohen Vormonat, aber fast doppelt so viel wie im Vorjahr.

Die Netto-Importe lagen damit wieder auf dem Niveau von März und April. Im ersten Halbjahr hat China aus Hongkong netto 413,6 Tonnen Gold importiert, knapp 12% mehr als im Vorjahr. Die Goldnachfrage in China hat somit nach einem verhaltenen Jahresauftakt im zweiten Quartal wieder spürbar angezogen.

Thomson Reuters GFMS spricht dagegen von einer schwachen chinesischen Goldnachfrage. Diese sei neuesten Daten zufolge im zweiten Quartal um 25% und im ersten Halbjahr um 20% im Vergleich zum Vorjahr gefallen. Auf globaler Ebene ist die physische Goldnachfrage im zweiten Quartal demnach um 22% auf 715 Tonnen gesunken, was Thomson Reuters GFMS auf eine schwache Nachfrage in Asien zurückführt.

In dieser Betrachtung sind allerdings die Gold-ETFs nicht enthalten. Bezieht man diese mit ein, ist die Goldnachfrage um 7% auf 947 Tonnen gestiegen. Im ersten Halbjahr gab es laut Thomson Reuters GFMS rekordhohe Zuflüsse in die Gold-ETFs von 568 Tonnen. Zuletzt hat das Interesse der ETF-Anleger aber stark nachgelassen. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten gestern mit 4,4 Tonnen den zweiten Tag in Folge nennenswerte Abflüsse.

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Industriemetalle

Die Ankündigung weiterer umfangreicher Stimulierungsmaßnahmen in Japan gibt den Metallpreisen heute Morgen keine Unterstützung. Vielmehr werden sie wohl durch die schwachen chinesischen Aktienmärkte belastet - der CSI 300-Aktienindex verliert knapp 3%. Die Stahlpreise in China zeigen sich dagegen stabil bzw. legen sogar leicht zu. In Anbetracht der höheren Preise und einer besseren Nachfrage haben die chinesischen Stahlhersteller gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros im Juni ihre Stahlproduktion auf Tagesbasis betrachtet auf ein neues Rekordhoch ausgeweitet.

Im Juni insgesamt stieg die Stahlproduktion im Vergleich zum Vorjahr um 1,7% auf 69,5 Mio. Tonnen. Im ersten Halbjahr lag die Stahlproduktion mit 399,6 Mio. Tonnen lediglich 1,1% unter dem vergleichbaren Vorjahresniveau. Aussagen des stellvertretenden Industrieministers zufolge wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres nur 13 Mio. Tonnen der immensen Überkapazitäten in China stillgelegt.

Der Minister zeigte sich jedoch zuversichtlich, das Ziel von 45 Mio. Tonnen für 2016 noch zu erreichen. Hierfür würden weitere Schritte unternommen werden. Bis zum Jahr 2020 sollen 100-150 Mio. Tonnen Produktionskapazitäten in der Stahlindustrie stillgelegt werden. Die Produktionskapazitäten insgesamt belaufen sich laut Ministeriumsangaben auf 1,13 Mrd. Tonnen, was Überkapazitäten von mehr als 300 Mio. Tonnen entspricht. Da erscheint die Stilllegung von 13 Mio. Tonnen im ersten Halbjahr 2016 wie ein Tropfen auf den heißen Stein.


Agrarrohstoffe

Die Kakaopreise in New York und London weisen in der Regel einen starken Gleichlauf auf. Dieser Zusammenhang galt wegen der Brexit-bedingten Abwertung des Britischen Pfunds zeitweise nur noch eingeschränkt. Seit rund zwei Wochen allerdings weisen beide Preise nach unten. Der Kakaopreis in London ist auf ein 4½-Wochentief von 2.342 GBP je Tonne gefallen, der Kakaopreis in New York sogar auf ein 6-Monatstief von 2.851 USD je Tonne.

Die schlechte Zwischenernte in Westafrika scheint inzwischen verdaut. Diese dürfte laut einer Reuters-Umfrage dazu führen, dass das Marktdefizit 2015/16 mit 245 Tsd. Tonnen sogar höher ausfällt als die Internationale Kakaoorganisation derzeit mit 180 Tsd. Tonnen schätzt. Sehr viel positiver sehen die befragten Marktbeobachter die Perspektiven für 2016/17. Hier erwarten sie im Durchschnitt einen Angebotsüberschuss von 114,5 Tsd. Tonnen. Dabei wird ein Anstieg der ivorischen Produktion von jetzt 1,6 Mio. auf dann 1,8 Mio. Tonnen - und damit das Niveau von 2014/15 - sowie eine von 800 Tsd. auf 877,5 Tsd. Tonnen steigende Produktion in Ghana unterstellt.

Die Nachrichten aus Westafrika unterstützen diesen Optimismus derzeit aber nur bedingt. Denn zu wenig Sonne und gleichzeitig zu wenig Niederschläge lassen von Reuters befragte ivorische Landwirte einen schwachen Start der nächsten Haupternte erwarten. Zudem scheint die Produktionsschätzung für Ghana ziemlich optimistisch. So erwarten ghanaische Institutionen für dieses Erntejahr eine Produktion von deutlich unter 800 Tsd. Tonnen.



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