Die Gold- und Silber-Party ist noch nicht vorbei
31.07.2016 | Manfred Gburek
Vor einer Woche habe ich mich an dieser Stelle über Anleger mokiert, die behaupten, mit zehnmal zehn Prozent an Kursgewinnen aus Aktien erfolgreicher sein zu können als mit einmal hundert Prozent. Denn der intellektuelle und zeitliche Aufwand sei im ersten Fall bis zu zehnmal so groß wie im zweiten Fall - außer man lässt beim Recherchieren "die Fünf gerade sein". Daran hat sich eine lebhafte Diskussion entzündet, die wie zu erwarten auf das Duell Chartisten gegen Fundamentalisten hinausgelaufen ist.
Eine interessante Stellungnahme von Leser W. (vielen Dank!) möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. W. vergleicht, finanzmathematisch aufbereitet, die Zehnmal-zehn- mit der Einmal-hundert-Methode und kommt zum Ergebnis, dass Erstere besser abschneidet. Wie das? Ganz einfach, weil die Finanzmathematik unbestechlich ist. Aber wer legt im Monatsrhythmus einen finanzmathematisch gleichmäßig steigenden Betrag an, also unter der Voraussetzung, dass jede von zehn Anlagen zu einem zehnprozentigen Volltreffer wird? Ich behaupte: niemand. Und wie steht es um das Wissen? Können sich Anleger je ihrer Sache sicher sein? Da sieht man, wie weit Theorie und Praxis auseinanderklaffen, wenn es um die Geldanlage und speziell um Aktien geht.
Ich komme unter anderem deshalb auf dieses Thema zurück, weil es für alle Anleger relevant ist, die Aktien von Gold- und Silberminen besitzen oder demnächst kaufen möchten. Deren Kurse befinden sich gerade in der Konsolidierung, wie Börsianer zu sagen pflegen. Das heißt, nach Anstiegen auf das Doppelte, Dreifache oder sogar Siebenfache haben sie eine Pause eingelegt. Hätte jemand mit Minenaktien nach der Zehnmal-zehn-Methode gehandelt, wäre der ganze Geldsegen an ihm vorbeigegangen.
Wie lange die Konsolidierung anhalten wird, ist nicht vorhersehbar. Jedenfalls können Sie es als gutes Zeihen interpretieren, dass die Kurse der Minenaktien nach ihrem rasanten Anstieg nicht zusammengefallen sind, sondern nur mäßig abwärts reagiert haben. Und dass Branchenprimus Barrick in der abgelaufenen Woche positive Zahlen veröffentlicht hat, ist ebensowenig zu verachten wie die Tatsache, dass der Gold- wie auch der Silberpreis nach zwischenzeitlichen Rückschlägen immer wieder aufwärts reagieren, wie zuletzt am Freitag.
Die Edelmetall-Party ist noch nicht vorbei, weil der zweite und entscheidende Preisauftrieb erst kommen wird, ja zwangsläufig kommen muss. Sein Auslöser wird die Schulden- bzw. Papiergeldkrise sein. Das ist für Sie bestimmt nicht neu, aber wahrscheinlich fragen Sie sich immer wieder: Wie ist es möglich, dass mittlerweile alle Welt eigentlich wissen müsste, wie ernst es um das aus dem Nichts geschaffene Papiergeld steht, aber Börsianer so tun, als sei dessen Krise noch Lichtjahre weit entfernt?
Nun, die Antwort kann nur lauten: Was die möglichen Effekte der Schuldenkrise betrifft, sind die meisten Börsianer Ignoranten. Sie verweisen gern darauf, dass es bislang noch nicht zum großen Knall gekommen ist, und gehen einfach weiter ihrem Tagesgeschäft nach. Bis heute haben sie recht behalten, doch schon morgen kann es anders sein.
Morgen, das bedeutet in diesem Fall konkret: nach dem Wochenende, also womöglich schon am Montag. Denn im Gefolge des Banken-Stresstests, dessen ernüchternde Ergebnisse am Freitagabend bekanntgegeben wurden, ist an den Finanzmärkten mit Unruhen zu rechnen. Nicht nur die heiß diskutierten italienischen Banken benötigen viel Geld, um nicht pleite zu gehen, sondern auch ihre Rivalen aus anderen Euroländern. Dann wird die Frage sein, ob das ganze Bankensystem in der Eurozone noch überlebensfähig ist.
Nehmen wir ein prominentes Beispiel: die Deutsche Bank. Ihr Aktienkurs hat seit Anfang 2015, also in nur gut eineinhalb Jahren, 70 Prozent an Wert verloren. Dahinter steckt mehr als nur die Laune einiger Börsianer, dahinter steckt jahrzehntelanges Missmanagement. Begonnen hatte es schon in den 90er Jahren, als ein einziger Hochstapler, der Baulöwe Jürgen Schneider, die Deutsche Bank mit völlig überzogenen Krediten düpierte.
Von den späteren Chefs sei nur Josef Ackermann zitiert, der 2007, also noch vor der großen Krise 2008/09, im ZDF diesen skurrilen Satz losließ: "Wir sind mittlerweile eher am Beginn des Endes als am Ende des Anfangs der Krise." Bevor die Deutsche Bank den Slogan "Leistung aus Leidenschaft“ prägte, hatte sie es mit einem anderen versucht, den man bestenfalls als Kundenverachtung interpretieren kann: "Vertrauen ist der Anfang von allem." Mehr Arroganz geht nicht. Mein Rat: Verfolgen Sie den Kurs der Deutsche Bank-Aktie, weil er Signale aussendet, die belegen können, wie schlecht es um das europäische und speziell um das deutsche Bankensystem bestellt ist.
Nun zu einem erfreulicheren Thema mit positivem Bezug zur Geldanlage: In letzter Zeit ist mir aufgefallen, dass inflationsindexierte Anleihen, kurz Linker genannt, ebenso konsolidieren wie die Aktien von Gold- und Silberminen. Ich habe sie bereits in verschiedenen Veröffentlichungen zum Kauf empfohlen und halte sie auch weiterhin aus drei Gründen für interessant: Weil sie im Fall einer allgemeinen Bankenkrise anders als Tages- und Festgeld auch bei Anlagen über 100.000 Euro - darunter gilt die gesetzliche Einlagensicherung - vor Bankpleiten geschützt sind, weil die Inflation im zweiten Halbjahr zulegen wird und weil Großanleger zunehmend in Linker investieren.
Um es kurz zu machen, schlage ich Ihnen drei Bundesanleihen-Linker mit Wertpapier-Kennnummern und unterschiedlichen Fälligkeiten vor: 103052, fällig im April 2020; 103054, fällig im April 2023; 103056, fällig im April 2026. Ihre Kurse schwanken aufgrund verschiedener Einflüsse mal mehr, mal weniger. Die Abrechnung nach dem Kauf enthält neben der Bankprovision und -gebühr auch noch die Stückzinsen, die dann im sogenannten Verrechnungstopf landen.
Linker bedeuten, ähnlich wie nicht inflationsindexierte Anleihen, Liquidität. Nur dass ihre Kurse im Gegensatz zu denen der üblichen Anleihen längst noch nicht ausgereizt sind. Für den Anlageerfolg mit Linkern entscheidend sind, mehr noch als die genannten technischen Details, verschiedene Einflussfaktoren.
Am wichtigsten ist die offizielle Inflationsrate, das heißt in Bezug auf Bundesanleihen-Linker: der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) der Eurozone (ohne Tabak). Er muss eine bestimmte Höhe erreichen, um wirksam zu werden. Mit steigender Inflationsrate erhöht sich neben den Linker-Zinsen auch der Betrag am Ende der Laufzeit. Damit ist das Wichtigste aus Anlegersicht gesagt. Erschöpfende Beiträge zu Linkern mit allerlei Beispielen finden Sie im Internet, wenn Sie bei google.de die passenden Schlagworte eingeben.
Nach EZB-Prognosen soll die Inflationsrate der Eurozone 2017 auf 1,3 Prozent steigen, 2018 auf 1,6 Prozent und später auf 1,8 Prozent. Ziel der EZB bleibt eine Inflationsrate von etwas unter 2 Prozent. Bereits solche Zahlenspiele zeigen, dass Sie bei Linkern gut aufgehoben sind. Allerdings sollten Sie weder 1,3 noch 1,6 noch 1,8 Prozent ernst nehmen und schon gar nicht den angepeilten Prozentsatz von etwas unter 2 Prozent. Denn es ist möglich, dass die Inflation ebenso wie Phönix aus der Asche emporschießt wie zuletzt die Preise von Gold und Silber und erst recht die Kurse der Minenaktien - schließlich spiegeln die Preise bzw. Kurse ja erheblich die Inflationserwartungen der Börsianer wider.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.
Eine interessante Stellungnahme von Leser W. (vielen Dank!) möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. W. vergleicht, finanzmathematisch aufbereitet, die Zehnmal-zehn- mit der Einmal-hundert-Methode und kommt zum Ergebnis, dass Erstere besser abschneidet. Wie das? Ganz einfach, weil die Finanzmathematik unbestechlich ist. Aber wer legt im Monatsrhythmus einen finanzmathematisch gleichmäßig steigenden Betrag an, also unter der Voraussetzung, dass jede von zehn Anlagen zu einem zehnprozentigen Volltreffer wird? Ich behaupte: niemand. Und wie steht es um das Wissen? Können sich Anleger je ihrer Sache sicher sein? Da sieht man, wie weit Theorie und Praxis auseinanderklaffen, wenn es um die Geldanlage und speziell um Aktien geht.
Ich komme unter anderem deshalb auf dieses Thema zurück, weil es für alle Anleger relevant ist, die Aktien von Gold- und Silberminen besitzen oder demnächst kaufen möchten. Deren Kurse befinden sich gerade in der Konsolidierung, wie Börsianer zu sagen pflegen. Das heißt, nach Anstiegen auf das Doppelte, Dreifache oder sogar Siebenfache haben sie eine Pause eingelegt. Hätte jemand mit Minenaktien nach der Zehnmal-zehn-Methode gehandelt, wäre der ganze Geldsegen an ihm vorbeigegangen.
Wie lange die Konsolidierung anhalten wird, ist nicht vorhersehbar. Jedenfalls können Sie es als gutes Zeihen interpretieren, dass die Kurse der Minenaktien nach ihrem rasanten Anstieg nicht zusammengefallen sind, sondern nur mäßig abwärts reagiert haben. Und dass Branchenprimus Barrick in der abgelaufenen Woche positive Zahlen veröffentlicht hat, ist ebensowenig zu verachten wie die Tatsache, dass der Gold- wie auch der Silberpreis nach zwischenzeitlichen Rückschlägen immer wieder aufwärts reagieren, wie zuletzt am Freitag.
Die Edelmetall-Party ist noch nicht vorbei, weil der zweite und entscheidende Preisauftrieb erst kommen wird, ja zwangsläufig kommen muss. Sein Auslöser wird die Schulden- bzw. Papiergeldkrise sein. Das ist für Sie bestimmt nicht neu, aber wahrscheinlich fragen Sie sich immer wieder: Wie ist es möglich, dass mittlerweile alle Welt eigentlich wissen müsste, wie ernst es um das aus dem Nichts geschaffene Papiergeld steht, aber Börsianer so tun, als sei dessen Krise noch Lichtjahre weit entfernt?
Nun, die Antwort kann nur lauten: Was die möglichen Effekte der Schuldenkrise betrifft, sind die meisten Börsianer Ignoranten. Sie verweisen gern darauf, dass es bislang noch nicht zum großen Knall gekommen ist, und gehen einfach weiter ihrem Tagesgeschäft nach. Bis heute haben sie recht behalten, doch schon morgen kann es anders sein.
Morgen, das bedeutet in diesem Fall konkret: nach dem Wochenende, also womöglich schon am Montag. Denn im Gefolge des Banken-Stresstests, dessen ernüchternde Ergebnisse am Freitagabend bekanntgegeben wurden, ist an den Finanzmärkten mit Unruhen zu rechnen. Nicht nur die heiß diskutierten italienischen Banken benötigen viel Geld, um nicht pleite zu gehen, sondern auch ihre Rivalen aus anderen Euroländern. Dann wird die Frage sein, ob das ganze Bankensystem in der Eurozone noch überlebensfähig ist.
Nehmen wir ein prominentes Beispiel: die Deutsche Bank. Ihr Aktienkurs hat seit Anfang 2015, also in nur gut eineinhalb Jahren, 70 Prozent an Wert verloren. Dahinter steckt mehr als nur die Laune einiger Börsianer, dahinter steckt jahrzehntelanges Missmanagement. Begonnen hatte es schon in den 90er Jahren, als ein einziger Hochstapler, der Baulöwe Jürgen Schneider, die Deutsche Bank mit völlig überzogenen Krediten düpierte.
Von den späteren Chefs sei nur Josef Ackermann zitiert, der 2007, also noch vor der großen Krise 2008/09, im ZDF diesen skurrilen Satz losließ: "Wir sind mittlerweile eher am Beginn des Endes als am Ende des Anfangs der Krise." Bevor die Deutsche Bank den Slogan "Leistung aus Leidenschaft“ prägte, hatte sie es mit einem anderen versucht, den man bestenfalls als Kundenverachtung interpretieren kann: "Vertrauen ist der Anfang von allem." Mehr Arroganz geht nicht. Mein Rat: Verfolgen Sie den Kurs der Deutsche Bank-Aktie, weil er Signale aussendet, die belegen können, wie schlecht es um das europäische und speziell um das deutsche Bankensystem bestellt ist.
Nun zu einem erfreulicheren Thema mit positivem Bezug zur Geldanlage: In letzter Zeit ist mir aufgefallen, dass inflationsindexierte Anleihen, kurz Linker genannt, ebenso konsolidieren wie die Aktien von Gold- und Silberminen. Ich habe sie bereits in verschiedenen Veröffentlichungen zum Kauf empfohlen und halte sie auch weiterhin aus drei Gründen für interessant: Weil sie im Fall einer allgemeinen Bankenkrise anders als Tages- und Festgeld auch bei Anlagen über 100.000 Euro - darunter gilt die gesetzliche Einlagensicherung - vor Bankpleiten geschützt sind, weil die Inflation im zweiten Halbjahr zulegen wird und weil Großanleger zunehmend in Linker investieren.
Um es kurz zu machen, schlage ich Ihnen drei Bundesanleihen-Linker mit Wertpapier-Kennnummern und unterschiedlichen Fälligkeiten vor: 103052, fällig im April 2020; 103054, fällig im April 2023; 103056, fällig im April 2026. Ihre Kurse schwanken aufgrund verschiedener Einflüsse mal mehr, mal weniger. Die Abrechnung nach dem Kauf enthält neben der Bankprovision und -gebühr auch noch die Stückzinsen, die dann im sogenannten Verrechnungstopf landen.
Linker bedeuten, ähnlich wie nicht inflationsindexierte Anleihen, Liquidität. Nur dass ihre Kurse im Gegensatz zu denen der üblichen Anleihen längst noch nicht ausgereizt sind. Für den Anlageerfolg mit Linkern entscheidend sind, mehr noch als die genannten technischen Details, verschiedene Einflussfaktoren.
Am wichtigsten ist die offizielle Inflationsrate, das heißt in Bezug auf Bundesanleihen-Linker: der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) der Eurozone (ohne Tabak). Er muss eine bestimmte Höhe erreichen, um wirksam zu werden. Mit steigender Inflationsrate erhöht sich neben den Linker-Zinsen auch der Betrag am Ende der Laufzeit. Damit ist das Wichtigste aus Anlegersicht gesagt. Erschöpfende Beiträge zu Linkern mit allerlei Beispielen finden Sie im Internet, wenn Sie bei google.de die passenden Schlagworte eingeben.
Nach EZB-Prognosen soll die Inflationsrate der Eurozone 2017 auf 1,3 Prozent steigen, 2018 auf 1,6 Prozent und später auf 1,8 Prozent. Ziel der EZB bleibt eine Inflationsrate von etwas unter 2 Prozent. Bereits solche Zahlenspiele zeigen, dass Sie bei Linkern gut aufgehoben sind. Allerdings sollten Sie weder 1,3 noch 1,6 noch 1,8 Prozent ernst nehmen und schon gar nicht den angepeilten Prozentsatz von etwas unter 2 Prozent. Denn es ist möglich, dass die Inflation ebenso wie Phönix aus der Asche emporschießt wie zuletzt die Preise von Gold und Silber und erst recht die Kurse der Minenaktien - schließlich spiegeln die Preise bzw. Kurse ja erheblich die Inflationserwartungen der Börsianer wider.
© Manfred Gburek
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Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.