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Edelmetallpreise nach schwachen US-Daten im Aufwind

01.08.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise starteten freundlich in den neuen Monat. Brentöl verteuerte sich am Morgen auf knapp 44 USD je Barrel. Am Freitag hatte Brent bei 41,8 USD ein 3½-Monatstief verzeichnet. Der Preisanstieg ist teilweise auch auf einen Kontraktwechsel zurückzuführen, wodurch der nächstfällige Terminkontrakt (ab heute September-Kontrakt) um knapp 1 USD nach oben sprang. Eine technische Gegenbewegung ist nach dem Einbruch um 15% im Vormonat nachvollziehbar.

Ob mehr daraus wird, bliebt abzuwarten. Der Nachrichtenfluss heute spricht allerdings dagegen. So hat die OPEC laut einer Umfrage von Reuters ihre Produktion im Juli um weitere 100 Tsd. Barrel pro Tag ausgeweitet. Mit 33,41 Mio. Barrel pro Tag liegt sie auf einem Mehrjahreshoch.

Verantwortlich für den Anstieg waren Nigeria und der Irak. Möglicherweise kommt demnächst auch aus Libyen zusätzliches Angebot an den Markt. Die staatliche Ölgesellschaft NOC plant nach der Wiederinbetriebnahme zweier wichtiger Ölhäfen mit einem Anstieg der Produktion um 150 Tsd. Barrel pro Tag innerhalb von zwei Wochen. Bis zum Jahresende soll die Produktion auf 900 Tsd. Barrel pro Tag steigen. Verglichen mit dem jetzigen Produktionsniveau entspricht dies einem Anstieg um 600 Tsd. Barrel pro Tag.

Preisbelastende Nachrichten kamen am Wochenende auch aus Saudi-Arabien. Der größte OPEC-Produzent hat seine offiziellen Verkaufspreise (OSPs) für asiatische Kunden im September um 1,3 USD je Barrel gegenüber der Benchmark Oman/Dubai gesenkt. Das entspricht der stärksten Preissenkung seit fast einem Jahr und deutet auf eine neue Runde im Preiskampf um Marktanteile hin.

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Edelmetalle

Schwache US-Konjunkturdaten haben den Edelmetallpreisen am Freitag Auftrieb verliehen. Gold stieg im Zuge dessen auf 1.350 USD je Feinunze, Silber verteuerte sich auf 20,5 USD je Feinunze. Platin erreichte mit fast 1.160 USD je Feinunze ein neues 14-Monatshoch und Palladium kostete mit 715 USD je Feinunze so viel wie zuletzt im Oktober 2015. Die US-Wirtschaft hat entgegen den Erwartungen im zweiten Quartal nicht angezogen, sondern ist genauso schwach wie im ersten Quartal gewachsen.

Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung der US-Notenbank Fed in diesem Jahr ist daraufhin laut Fed Fund Futures auf gut ein Drittel gefallen. Vor der FOMC-Sitzung Mitte letzter Woche lag sie noch bei 50%. Am Freitag haben die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs einen Zufluss von 5,7 Tonnen verzeichnet. Im Juli wurden die Bestände insgesamt um gut 55 Tonnen aufgebaut, nach fast 110 Tonnen im Juni. Seit Jahresbeginn belaufen sich die Zuflüsse auf 546 Tonnen.

Die spekulativen Finanzinvestoren ziehen sich dagegen bei Gold weiter zurück. Gemäß CFTC-Statistik haben sie ihre Netto-Long-Positionen in der Woche zum 26. Juli die dritte Woche in Folge auf 247,4 Tsd. Kontrakte reduziert. Absolut betrachtet liegen sie damit aber immer noch auf einem sehr hohen Niveau.

Weiter aufgebaut wurden dagegen die Netto-Long-Positionen bei Silber. Diese haben mit 95,9 Tsd. Kontrakten ein neues Rekordhoch erreicht. Auch bei Platin befinden sich die spekulativen Netto-Long-Positionen mit 36,9 Tsd. Kontrakten inzwischen auf einem 2-Jahreshoch. Damit besteht bei allen drei Edelmetallen von dieser Warte (weiteres) Korrekturpotenzial.


Industriemetalle

Die Metallpreise starten mit einem positiven Unterton in die neue Handelswoche. Während Zink, Blei, und Nickel deutlicher zulegen, ziehen Aluminium, Kupfer und Zinn moderat an. Offenbar überwiegt bei den Marktteilnehmern heute Morgen die Hoffnung auf Stimulierungsmaßnahmen in China. Denn der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (PMI) ist im Juli erstmals seit fünf Monaten wieder unter die Marke von 50 gerutscht, die Expansion anzeigt.

Ein Grund für den Rückgang könnten die schweren Überschwemmungen vor einigen Wochen gewesen sein. Generell deutet der Wert unter 50 darauf hin, dass die chinesische Wirtschaft mehr politische Unterstützungsmaßnahmen benötigt. Wir erwarten im weiteren Jahresverlauf sowohl monetäre als auch fiskalpolitische Stimulierungsmaßnahmen der Zentralbank und der Regierung. Deutlich besser als erwartet fiel der zeitgleich veröffentliche PMI von Caixin aus. Dieser stieg im Juli um zwei Punkte auf 50,6 und erreichte damit ein 17-Monatshoch.

In der Vergangenheit war es häufig so, dass der privat erhobene PMI mehr Beachtung fand, wenn es große Abweichungen zwischen den PMIs gab. Heute Nachmittag wird in den USA mit dem ISM-Index das Pendant zum chinesischen PMI veröffentlicht. Sollte dieser entgegen den Erwartungen steigen, dürfte dies den Metallpreisen weiteren Auftrieb geben. Allerdings ist ein Großteil des Preisanstiegs wohl spekulativ getrieben, so dass sich kurzfristig betrachtet Korrekturpotenzial aufgebaut hat.


Agrarrohstoffe

Der Baumwollpreis sprang in der ersten Juli-Hälfte um rund 10 US-Cents auf knapp 75 US-Cents je Pfund, das höchste Niveau seit gut zwei Jahren. Auslöser war zum einen eine optimistische US-Exportprognose des US-Landwirtschaftsministeriums USDA für 2016/17. Zudem hatte das USDA in seiner jüngsten Prognose sowohl das erwartete Angebotsdefizit für 2015/16 als auch das für 2016/17 höher als zuvor angesetzt.

Nun hat auch der Informationsdienst Cotlook seine Defizitschätzung für 2016/17 von bisher 966 Tsd. Tonnen auf 1,3 Mio. Tonnen angehoben. Hinzu kommen immer wieder Sorgen um die Witterung in wichtigen US-Anbaugebieten. Insbesondere in Texas ist es weiterhin zu trocken. Aber auch der Blick nach China gab in den letzten Wochen Auftrieb. Zwar wurden dort zuletzt weniger Quoten für zollreduzierte Importe zur Verfügung gestellt.

Doch die robuste Nachfrage nach Ware aus den staatlichen Lagerhäusern bei den Auktionen lässt auch für später eine hohe Nachfrage erwarten, wenn die Lagerbestände so weit wie von der Regierung gewünscht abgebaut sein werden. Der Preisanstieg ging mit einem massiven Aufbau spekulativer Netto-Long-Positionen auf das mit 69,5 Tsd. Kontrakten höchste Niveau seit September 2010 einher.

Ob die Preise kurzfristig das Niveau halten können, ist allerdings fraglich. Zum einen können günstigere Wettervorhersagen schnell für eine Korrektur sorgen. Zum anderen steigt der Preisabstand zu künstlichen Fasern, was die Wettbewerbsfähigkeit von Baumwolle belastet.



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