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Ölpreise wieder unter Druck

03.08.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Offensichtlich ist die Preiskorrektur am Ölmarkt noch nicht ausgestanden. Die Ölpreise sind gestern Abend nach einem kurzzeitigen Anstieg wieder unter Druck geraten. Brent fiel unter das Tief von letzten Freitag und erreichte bei 41,5 USD je Barrel ein 3½-Monatstief. WTI kostet nur noch 39,5 USD je Barrel, so wenig wie zuletzt Mitte April.

Ein wichtiger preisbelastender Faktor ist das derzeitige Überangebot bei Benzin. Dieses lässt sich nicht auf eine schwache Nachfrage zurückführen. In den USA - dem mit Abstand größten Benzinmarkt - wurde im Mai laut US-Energiebehörde EIA 2% mehr Benzin verbraucht als im Vorjahr. Dies war auf eine gestiegene Fahraktivität zurückzuführen. Laut US-Transportministerium lag die Zahl der gefahrenen Meilen im Mai ebenfalls 2% über dem Vorjahresniveau. Gleichzeitig war dies der 27. Monat in Folge, in welchem mehr Meilen gefahren wurden als im entsprechenden Vorjahresmonat.

In den letzten beiden Monaten dürfte sich daran kaum etwas geändert haben. Das Überangebot bei Benzin kommt somit eindeutig von der Angebotsseite. Die Raffinerien haben aufgrund der bis in den Juni hinein hohen Verarbeitungsmargen deutlich mehr Benzin produziert als benötigt.

Der inzwischen erfolgte Einbruch der Verarbeitungsmargen und der zuletzt starke Anstieg der Preise für Ethanolbeimischungsgutschriften (RINs) dürfte die Benzinproduktion einbremsen. Die weiterhin robuste Benzinachfrage sollte den Markt dann wieder ins Gleichgewicht bringen. Einen Anhaltspunkt hierfür könnten die US-Lagerdaten heute Nachmittag liefern, falls sie wie bereits gestern das API einen Rückgang der Benzinvorräte zeigen.


Edelmetalle

Platin und Palladium haben in ihrem Aufwärtstrend eine Pause eingelegt und handeln heute Morgen etwas schwächer bei 1.165 USD bzw. 710 USD je Feinunze. Gestern stieg Platin zwischenzeitlich auf fast 1.180 USD und damit auf den höchsten Stand seit Mai 2015. Palladium verteuerte sich zeitweise auf ein 10-Monatshoch von über 720 USD je Feinunze. Im Zuge der Preisrally der beiden hauptsächlich in der Automobilindustrie verwendeten Edelmetalle hat Platin zuletzt gegenüber Gold deutlich aufgeholt. Heute Morgen beträgt der Preisabschlag weniger als 200 USD je Feinunze. Ende Juni waren es noch fast 350 USD gewesen.

Ein Großteil der Preisrally bei Platin und Palladium dürfte spekulativ getrieben sein, wie am wochenlangen Aufbau der Netto-Long-Positionen bei beiden Edelmetallen ersichtlich ist. Bei Platin wurden diese in den letzten vier Berichtswochen fast verdreifacht, bei Palladium in den letzten fünf Wochen mehr als vervierfacht. Die Platin- und Palladium-ETFs verzeichnen dagegen weiterhin keine Zuflüsse. Im Gegenteil, Bloomberg meldet für gestern einen Abfluss aus den Palladium-ETFs von über 47 Tsd. Unzen.

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Und in den USA verliert die Autoindustrie offenbar an Schwung. Die saisonbereinigte annualisierte Fahrzeugverkaufsrate stieg im Juli im Vergleich zum Vorjahr nur um 1,4% auf 17,77 Mio. Einheiten. Die Autohersteller versuchen der sich abschwächenden Wachstums¬dynamik mit höheren Kaufanreizen entgegenzuwirken. Dennoch gibt es Befürchtungen, dass die Fahrzeugverkäufe in diesem Jahr unter dem Hoch vom letzten Jahr zurückbleiben.


Industriemetalle

Wohl belastet durch die fallenden Ölpreise und durch Gewinnmitnahmen geben die Metallpreise in der Breite nach. Kupfer handelt zum Beispiel wieder unter 4.900 USD je Tonne. Auch Zink fällt spürbar auf rund 2.250 USD je Tonne, nachdem es gestern bei fast 2.300 USD noch ein 14-Monatshoch markierte. Da auch Blei deutlich zurückkommt - es fällt auf 1.800 USD je Tonne -, hat sich die Preisdifferenz zwischen Zink und Blei auf rund 450 USD je Tonne ausgeweitet. Dies ist der höchste Preisaufschlag seit neun Jahren. Noch im Frühjahr war Zink billiger als Blei.

Die unterschiedliche fundamentale Lage an den beiden Märkten rechtfertigt die Ausweitung der Preisdifferenz, auch wenn das Ausmaß mittlerweile übertrieben erscheint. Während sich die Marktlage bei Zink merklich anspannt und in diesem Jahr mit einem hohen Angebotsdefizit zu rechnen ist, ist der Bleimarkt gut versorgt. Zudem bleibt Zink im Vergleich zu Blei auch bei den spekulativen Finanzanlegern bevorzugt.

So wurden in der letzten Woche die Netto-Long-Positionen bei Zink gemäß LME-Statistik weiter auf den höchsten Stand seit Mai 2015 ausgeweitet, während sie bei Blei die zweite Woche in Folge auf ein 4-Wochentief reduziert wurden. Damit hat sich unseres Erachtens kurzfristig Korrekturpotenzial aufgebaut - und zwar nicht nur bei Zink. Denn gemäß LME-Statistik wurden in der letzten Woche auch bei Kupfer, Aluminium und Nickel die spekulativen Netto-Long-Positionen weiter ausgeweitet.


Agrarrohstoffe

Für den Weizenpreis in Chicago geht es weiter bergab. Seit der Preisspitze im Juni hat er inzwischen über 20% nachgegeben und ist gestern erstmals seit 10 Jahren kurzzeitig unter die Marke von 400 US-Cents je Scheffel gefallen. Grund ist vor allem die entspannte Versorgungslage am globalen Weizenmarkt. Laut US-Landwirtschaftsministerium und Internationalem Getreiderat soll es in der Saison 2016/17 zum vierten Mal in Folge zu einem Angebotsüberschuss und damit einem weiteren Anstieg der Reserven von bereits rekordhohem Niveau aus kommen.

In der EU wird dieses Jahr dagegen weniger hochwertiger Weizen geerntet. Dies hat an der Börse in Paris zu einem Preisanstieg geführt, der inzwischen die Wettbewerbsfähigkeit vor allem gegenüber Weizen aus der Schwarzmeerregion belastet. Dies manifestiert sich z.B. in der Herkunft der Importe des größten Importlandes Ägypten.

Gestern kaufte die für den Rohstoffeinkauf zuständige Behörde GASC lediglich eine von Russland angebotene Ladung und ließ alle anderen Angebote unberücksichtigt. Es war der vierte Weizenkauf der Behörde seit Saisonbeginn Anfang Juli. Dabei hat das Land nach Bloomberg-Angaben insgesamt Verträge über 600 Tsd. Tonnen abgeschlossen, darunter allein über 360 Tsd. Tonnen mit Russland.

Genug Ware dürfte aus Russland auch auf absehbare Zeit allemal zur Verfügung stehen. Inzwischen wird damit gerechnet, dass das Land eine rekordhohe Ernte von bis zu 69 Mio. Tonnen Weizen einbringt. Diese Aussicht hat die Preise im Land gedrückt.



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