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Reale Ölhochs

04.08.2006  |  Adam Hamilton
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Aber ebenso wie heute waren diese hohen Ölpreise gut und wichtig, um die Erkundung neuer Ölressourcen anzuspornen und die Produktion zu erhöhen. Die erhöhte Produktion lässt die Preise wieder auf ein normales Niveau sinken. In den frühen 1980igern wurde die weltweite Ölproduktion stetig angehoben. Dies führte zu einer stetigen Abnahme des Ölpreises, da die Produktion höhere Zuwachsraten verzeichnete als der Bedarf. Dies ist ein gutes Beispiel, wie freie Märkte funktionieren sollten. Höhere Preise führen zu höheren Produktionskapazitäten, welche wiederum die Preise fallen lassen.

Ich denke, dieser Preisrückgang in den frühen 1980ern lehrt allen Investoren und Spekulanten ein sehr wichtiges und entscheidendes Prinzip. Die Exploration von neuen Ölressourcen ist für die Unternehmen eine große Herausforderung und mit hohem Kosten- und Zeitaufwand verbunden. Findet man nun ein wichtiges Ölfeld, muss noch mehr Kapital und Zeit eingebracht werden bis endgültig mit der Produktion begonnen werden kann. Die Zeit zwischen hohen Ölpreisen, welche den Unternehmen den Ansporn für eine steigende Produktion geben und die Auswirkungen der steigenden Produktion auf den Markt beträgt normalerweise einige Jahre.

Wir werden an einem bestimmten Punkt in der Zukunft, wenn unser Öl-Bullenmarkt endet, keinen Kollaps des Ölpreises sehen. Ein stetiger Rückgang des Ölpreises, wie im letzteren Chart dargestellt, ist möglich, aber die aktuelle Situation ist nicht mit den 1980ern zu vergleichen. Die aktuelle Öl-Hausse kann noch Jahre, ja sogar Jahrzehnte andauern. Sicher ist, dass heutzutage neue Ölfelder schwieriger zu finden sind und sich Asien noch immer in einer frühen Phase der Industrialisierung befindet, bei welcher der pro-Kopf-Ölverbrauch der Asiaten, im Gegensatz zum Westen, noch sehr gering ist.

Das wichtigste und interessanteste Ereignis in den 1980ern geschah Anfang 1986. Die Ölpreise kollabierten mit einem Rückgang von 67%, das heißt Öl fiel von 59 realen Dollar im November 1985 auf 19 reale Dollar im März 1986. Dies war ein schwerer Schlag für die Ölindustrie und resultierte in Massenkündigungen, Explorationsstopps, ja es wurde die gesamte Ölindustrie bis vor einigen Jahren vernachlässigt. Dieser Preiskollaps ist der Grund, warum wir heute weltweit keine entsprechenden Ölvorräte besitzen.

Wie kam es dazu? Mitte 1985 rechnete man mit zukünftigen Ölpreisen, die sich zwischen 40 und 60 realen Dollar bewegen sollten, was ein gesundes Preisniveau für die Ölindustrie darstellte. Aber es gab Probleme im OPEC-Kartell, denn viele Mitglieder überzogen ihre Lieferquoten und es kam zu Überproduktion von Öl. Momentan erhöhten die Unternehmen ihren Grenzertrag, jedoch übte das zusätzliche Angebot massiven Druck auf den Preis aus.

Saudi Arabien ist der 800 Pfund-Gorilla der Welt. Es wollte den Markt nicht überfluten, sondern nur an der OPEC-Produktion dran bleiben. Jedoch setzten die OPEC-Mitglieder ihre Überproduktion fort. Saudi Arabien reduzierte die Produktion von Öl über Jahre hinweg, was der Stabilisierung des Preises nützte, dem Land jedoch wehtat. Nach einigen Produktionsreduzierungen in den frühen 1980ern, als sich die die Saudi Arabischen Öl-Umsätze um 75% verringert hatten und der Marktanteil rapide sank, mussten sie handeln, damit sie am Markt weiterhin bestehen konnten.

Die Saudis warnten 1985 die Welt einige Male, dass sie die Nichteinhaltung der Quoten durch die OPEC-Nationen nicht weiter tolerieren würden. Da Saudi Arabien die weltweit geringsten Produktionskosten aufweist, konnten sie es sich erlauben, weit tiefere Preise in Kauf zu nehmen als all die anderen Produzenten. Die Saudis drohten ihre Öl-Hähne zu öffnen und den Markt zu überfluten, falls sich die OPEC-Mitglieder nicht an die Quoten halten würden. Die OPEC nahm die Warnungen nicht ernst und die Saudis öffneten ihre Öl-Schleusen. Innerhalb von Monaten kollabierte der Ölpreis.

Während die Saudis in ihrem eigenen Interesse handelten, wurde die Ölindustrie stark geschwächt. Mit realen Ölpreisen wie in den frühen 1970ern kam der Großteil an Erkundungen von neuen Öl-Quellen zum Stillstand. Die Marktanteile Saudi Arabiens stiegen, da bei diesen niedrigen Preisen nur wenige Konkurrenten konkurrenzfähig blieben. Dieser Trick der Saudis führte aber auch dazu, dass für nahezu 15 Jahre keine neuen Öl-Quellen erforscht wurden und auf den Markt kamen. Niedrige Preise bieten keinen Anreiz zur Produktion und Exploration, daher wurden keine neuen Öl-Versorgungsquellen gesucht bzw. in Produktion gebracht. Die gesamte Öl-Industrie rostete ein.

Wenn die heutigen Ölpreise auf die künstlich erzeugten tiefen Preise in den 1980ern und 1990ern zurückzuführen sind, die zu einem Abbruch der Kapitalzufuhr für die Exploration von Öl führte, dann ist Saudi Arabien dafür verantwortlich. Ich treffe diese Aussage, da die US-Medien fälschlicherweise den Israel/Libanon-Konflikt für die hohen Ölpreise verantwortlich machen. Israels Operationen in der letzten Woche sind irrelevant, der Ölpreis ist aufgrund komplexer historischer Gründe hoch und nicht wegen kleiner geopolitischer Krisen.
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In den 1990ern verharrte Öl auf tiefem Niveau, meist zwischen 40 und 20 realen Dollar. Die einzige aufregende Ausnahme war der erste Golf-Krieg. Im August 1990 drang der Irak in Kuwait ein. Die Iraker täuschten vor, dass der Kuwait Bohrungen unterhalb der Irakischen Grenze durchführte, um Ölquellen anzuzapfen. Zu dieser Zeit schossen die Ölpreise in die Höhe, da die Angst umherging, dass Saddam Hussein weiter Richtung Süden ziehen könnte, um die Ölfelder Saudi Arabiens, die reichsten Ölfelder der Welt, zu beschlagnahmen.

Von Juni bis Oktober 1990 stieg der Ölpreis um 157%, von 24 auf 61 reale Dollar. Dieses Beispiel zeigt uns nochmals wie eine geopolitisch hervorgerufene Ölpreis-Spitze aussieht. Der Großteil der Welt war über die Vorkommnisse in Kuwait nicht erregt, und die USA begann eine Koalition zu gründen, welche den Irak zurückweisen sollte. Die Vereinigten Staaten befreiten Kuwait Anfang 1991, als sich genügend amerikanische Streitkräfte in der Region befanden. Bereits im Jänner 1991 ist der Ölpreis inflationsbereinigt auf unter 30 Dollar zurückgekehrt.

Diese kurzfristige massive Kursspitze gibt uns wichtige Aufschlüsse, um den heutigen Ölpreis zu verstehen. 1990 explodierte der Ölpreis, weil eine muslimische Nation eine andere muslimische Nation angriff. Obwohl der Irak mit einem Raketenhagel auf israelische Städte versuchte, Israel in den Krieg zu verwickeln und damit einen breiten Krieg im mittleren Osten auszulösen, reagierten diese nicht auf die Angriffe. Die USA übte großen Druck auf Israel aus, sich von diesem Konflikt fernzuhalten. Trotz vieler medialer Andeutungen war Israel nicht der Grund für die Kursspitze 1990 und ebenso wenig verantwortlich für die heutigen hohen Ölpreise.

Geopolitisch verursachte Kursspitzen halten nicht lange, außer es bestehen fundamentale Gründe für diese Kursspitzen. Das Kurshoch des ersten Golf-Krieges kollabierte nach so kurzer Zeit, da die Ölproduktion Kuwaits nicht so stark wie befürchtet zerstört wurde. Wenn der Irak ernstzunehmende Schäden auf Saudi Arabischen Ölfeldern angerichtet hätte, wäre der Ölpreis wahrscheinlich nur langsam gefallen (abhängig von der Zeit, in der die Produktion wieder vollständig hergestellt gewesen wäre). Hohe Ölpreise, die durch geopolitische Krisen hervorgerufen werden, sind nur temporär, außer wenn durch diese Krisen wahre Versorgungsprobleme entstehen.

Da der Ölpreis sich seit Ende 2001 konstant im Steigen befindet, sollte es den Marktteilnehmern ersichtlich sein, dass es sich hier um keine spekulative Panik handelt. Der Grund für den Anstieg liegt darin, dass die weltweite Ölversorgung nicht mit dem weltweiten Verbrauch Schritt halten kann. Wachstum und anhaltend hohe Preise sind der einzige Weg, um diese nicht wünschenswerte Situation zu berichtigen. Ein anhaltend hoher Preis, der die Produktion ankurbelt, ist der einzige Einfluss, der die Preise letztendlich wieder fallen lässt.

Für die restliche Zeit in den 1990ern blieb der Ölpreis (real) unter der 30-Dollar-Marke. Der niedrige Preis lieferte keinen Anreiz um nach neuen Ölquellen zu suchen. In den Jahren 1997 und 1998 begann der Ölpreis schneller zu fallen. Dieser zyklische Bärenmarkt war brutal genug, um den Preis auf denselben Wert wie Anfang der 1970er fallen zu lassen (in inflationsbereinigten Werten). Im Dezember 1998 befand sich der Ölpreis auf heutigen 13 Dollar; wer sollte sich bei diesem Preis mit der Öl-Produktion beschäftigen? Der Benzinpreis in Amerika fiel unter einen Dollar, daher machten sich nur wenige oder gar niemand Sorgen über die zukünftige Ölversorgung.





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