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Iran sorgt für Preissprung bei Öl

24.08.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Laut Heraklit kann man nicht zweimal in denselben Fluss steigen. Für einige Ölmarktteilnehmer ist dies jedoch offenbar nicht offensichtlich. Denn warum sollte man ansonsten den Worten Irans Glauben schenken, der Kooperationsbereitschaft mit den anderen Ölproduzenten signalisiert hat. Der Iran produziert bereits nahe am Förderlimit und kann seine Produktion ohnehin nicht mehr nennenswert ausweiten.

Eine Rückkehr zur “alten OPEC“, die in der Lage war, die Ölpreise über längere Zeit zu kontrollieren, wird es in absehbarer Zukunft nicht geben! Denn die OPEC ist nicht mehr für die Grenzproduktion verantwortlich, was vor zwei Jahren den dramatischen Strategiewechsel nach sich zog. Einige Länder wie der Irak geben sogar offen zu, dass sie ihre Produktion ausweiten wollen. Auch werden Länder wie Nigeria und Libyen, die derzeit mit unfreiwilligen Produktionsunterbrechungen zu kämpfen haben, kaum ernsthaft über freiwillige Mengenbegrenzung auf dem aktuellen Niveau nachdenken.

Festzustellen bleibt, dass der Markt die Äußerungen Irans als Anlass genommen hat, den Brentölpreis binnen weniger Minuten um 1,5 USD bzw. 3% steigen über die wichtige psychologische Marke von 50 USD je Barrel zu hieven. Der Preisanstieg ist jedoch u.E. rein spekulativ getrieben. Damit steigt die Gefahr einer erneuten scharfen Preiskorrektur. Auslöser könnte der wöchentliche Lagerbericht des US-Energieministeriums heute Nachmittag sein.

Gestern Abend nach Handelschluss hatte das API einen Anstieg der US-Rohöllagerbestände um 4,5 Mio. Barrel berichtet. Der Konsens rechnet beim heutigen DOE-Bericht aber mit einem Rückgang um knapp 500 Tsd. Barrel und könnte dementsprechend auf dem falschen Fuß erwischt werden.

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Edelmetalle

Die Preise für Gold und Silber haben sich nach dem Rutsch zu Wochenbeginn stabilisiert. Gold handelt am Morgen knapp unter 1.340 USD je Feinunze und Silber bei 18,9 USD je Feinunze, letzteres nicht weit vom Anfang der Woche verzeichneten 7-Wochentief entfernt. Die Marktteilnehmer warten auf die Rede der Fed-Vorsitzenden Yellen bei der Fed-Konferenz am Freitag in Jackson Hole. Von der Rede erhofft man sich Hinweise auf die weitere Vorgehensweise der US-Notenbank.

Die Fed Fund Futures preisen derzeit eine Zinserhöhung bis zum Jahresende zu etwa 60% ein. Klare Hinweise sind von Yellen allerdings kaum zu erwarten. Sie dürfte wenn überhaupt die Datenabhängigkeit betonen und somit alle Türen offen lassen. Im Vorfeld der Yellen-Rede dürften sich die Marktteilnehmer dennoch zurückhalten. Dies spricht für wenig Bewegung bei den Gold- und Silberpreisen zumindest bis Freitagnachmittag.

Abgesehen von diesem kurzfristigen Einflussfaktor bleibt das Umfeld für Gold und Silber positiv. Die Geldpolitik der wichtigsten Zentralbanken ist und bleibt auf absehbare Zeit ultra-locker. Auch eine Zinserhöhung der Fed um 25 Basispunkte würde daran wenig ändern. Weltweit weisen Anleihen im Volumen von 12 Bio. US-Dollar mittlerweile eine negative Rendite auf, was es in dieser Form noch nie gegeben hat. Hinzu kommen zahlreiche politische und geopolitische Unsicherheiten. Etwaige Preisrücksetzer bei Gold und Silber sollten daher kurzlebig sein.


Industriemetalle

Gemäß Daten der International Copper Study Group (ICSG) wies der globale Kupfermarkt in den ersten fünf Monaten des Jahres ein saisonbereinigtes Angebotsdefizit von 181 Tsd. Tonnen auf. Zur gleichen Zeit im Vorjahr war der Markt noch ausgeglichen. Laut ICSG-Angaben blieb von Februar bis Mai in jedem Monat das Angebot hinter der Nachfrage zurück. Das berichtete Angebotsdefizit seit Jahresbeginn kommt durch eine deutlich gestiegene Nachfrage zustande (+5,5%).

Insbesondere China hat mehr Kupfer nachgefragt, was sich in hohen Importen widerspiegelte. Ohne China wäre die Nachfrage unverändert gewesen, obwohl auch Europa positiv hervorzuheben ist. Die globale Kupferproduktion ist zwar von Januar bis Mai im Vergleich zum Vorjahr um 3,5% gestiegen, konnte die Nachfrage damit aber nicht befriedigen. Der Produktionsanstieg stand dabei auf einer breiten Basis.

Ob sich das von der ICSG berichtete Angebotsdefizit im weiteren Jahresverlauf fortschreiben lässt, ist unseres Erachtens allerdings fraglich. Denn China hat zuletzt nicht nur deutlich mehr Kupfer produziert, sondern auch exportiert. Gemäß Daten der Zollbehörde sind im Juli die Kupferausfuhren im Vergleich zum Vorjahr um das 5-fache auf 75 Tsd. Tonnen gestiegen.

Auch im August dürfte China bislang viel Kupfer exportiert haben. Denn die Kupfervorräte in den LME-Lagerhäusern sind allein in den letzten beiden Tagen um rund 30 Tsd. Tonnen gestiegen. Die Einlieferungen erfolgten dabei fast ausschließlich in die Lagerhäuser im südkoreanischen Busan.


Agrarrohstoffe

In Kanada dürfte in diesem Jahr deutlich mehr Weizen geerntet werden als im letzten Jahr. Die kanadische Statistikbehörde prognostiziert einen Anstieg der Ernte im Vorjahresvergleich um 10,5% auf 30,5 Mio. Tonnen. Das wäre die zweithöchste Erntemenge in den letzten 25 Jahren. Der Großteil des Anstiegs entfällt auf Hartweizen (Durumweizen) und Winterweizen, deren Erntemengen um 1,4 Mio. bzw. 1,2 Mio. Tonnen steigen sollen.

Der in Kanada dominierende Sommerweizen, welcher zwei Drittel der gesamten Weizenernte stellt, soll nur einen geringfügigen Anstieg verzeichnen. Das US-Landwirtschaftsministerium USDA hatte seine Ernteschätzung für Kanada bereits vor zwei Wochen auf 30 Mio. Tonnen angehoben.

Neben Kanada steigt auch das Weizenangebot aus den USA und Russland deutlich. In den USA soll die Ernte laut USDA um 13% auf ein 8-Jahreshoch von 63 Mio. Tonnen steigen, in Russland wird sogar eine Rekordernte erwartet (siehe TagesInfo vom 22. August).

Und auch in der Ukraine zeigen die Ernteprognosen nach oben. Das Beratungsunternehmen UkrAgroConsult erhöhte seine Schätzung gestern um 1 Mio. auf 26 Mio. Tonnen. Das hohe Weizenangebot aus Nordamerika und der Schwarzmeerregion gleicht die Ernteausfälle in Westeuropa (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern) mehr als aus. Von daher überrascht es nicht, dass die Weizenpreise in den letzten Tagen wieder den Rückwärtsgang eingelegt haben. Weizen an der CBOT verbilligte sich seit Wochenbeginn um fast 5%, Weizen in Paris um gut 4%.



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