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Ölpreise nach Iran-Äußerung unter Druck

31.08.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sind gestern Nachmittag deutlich unter Druck geraten. Brent gab um 1 USD oder knapp 2% nach und ging bei 48,3 USD je Barrel nahe dem Tagestiefstand aus dem Handel. Heute früh gibt Brent weiter nach. WTI sackte in der Nacht zwischenzeitlich unter die Marke von 46 USD je Barrel. Auslöser für den Preisrutsch war die Nachricht, dass der Iran seine Ölproduktion bis zum Jahresende auf 4 Mio. Barrel pro Tag ausweiten will.

Seit drei Monaten liegt die iranische Produktion bei 3,6 Mio. Barrel pro Tag. Der Iran scheint somit nahe am Förderlimit zu produzieren, was sich auch mit der Einschätzung der Internationalen Energieagentur deckt. Diese beziffert die Produktionskapazität auf 3,65 Mio. Barrel pro Tag. Das Ansinnen des Iran ist daher ambitioniert und setzt Investitionen voraus. Die Aussage des Iran macht zudem eine Einigung auf Produktionsobergrenzen beim Treffen wichtiger Ölproduzenten in Algier Ende September weniger wahrscheinlich. Denn ohne eine Beteiligung des Iran wird sich Saudi-Arabien kaum bereiterklären, seine Produktion zu begrenzen.

Auch die Aussage des Irak, eine Produktionsdeckelung beim Treffen in Algier zu unterstützen, ist mit Vorsicht zu genießen. Denn der Irak produziert derzeit auf Rekordniveau. Die voraussichtlich heute anstehenden Produktionsumfragen von Reuters und Bloomberg dürften zeigen, dass die OPEC ihre Ölförderung im August nochmals auf ein Mehrjahreshoch ausgeweitet hat. Das Gerede um Produktionsobergrenzen wirkt daher zunehmend hohl.


Edelmetalle

Ein festerer US-Dollar hat gestern für spürbaren Verkaufsdruck bei den Edelmetallen gesorgt. Gold verlor auf Schlusskursbasis fast 1%, Silber gab um 1,5% nach und Platin und Palladium verbilligten sich um knapp 2% bzw. fast 3%. Gold markierte dabei zeitweise ein 2-Monatstief von unter 1.310 USD je Feinunze. Da der US-Dollar gegenüber dem Euro aufwertete, hielt sich Gold in Euro gerechnet etwas besser bei 1.175 EUR je Feinunze und damit noch über den Tiefständen von letzter Woche.

Heute Morgen kommt es zu einer moderaten Erholungsbewegung, im Zuge derer Gold rund 5 USD höher notiert. Silber erholt sich phasenweise wieder auf knapp 19 USD je Feinunze. Platin handelt mit 1.060 USD je Feinunze leicht über dem gestrigen 8-Wochentief und Palladium legt von seinem 6-Wochentief wieder auf 685 USD je Feinunze zu. Erstmals seit drei Monaten steht Gold wieder vor einem Monatsverlust. Belastet wurde Gold dabei wohl in erster Linie durch die deutlich gestiegenen Zinserwartungen in den USA.

Sollte der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag besser als erwartet ausfallen, dürfte dies die Erwartungen hinsichtlich einer baldigen Zinserhöhung der US-Notenbank Fed weiter befeuern und Gold entsprechend auch zu Beginn des neuen Monats unter Druck setzen. Denn die spekulativen Finanzanleger hielten bis zuletzt nahezu rekordhohe Netto-Long-Positionen, was Verkaufsdruck auslösen könnte. Zuletzt fehlte Gold auch die Unterstützung von den ETF-Anlegern: In der zweiten Monatshälfte sind den Gold-ETFs kaum noch Mittel zugeflossen. Daneben liegen die Absätze von Goldmünzen in den USA deutlich unter Vorjahr.


Industriemetalle

Kupfer ist gestern auf ein 2-Monatstief von 4.600 USD je Tonne gefallen und handelt heute nur leicht darüber. Der festere US-Dollar war ebenso ein Belastungsfaktor wie die sich eintrübende Stimmung der Marktteilnehmer. Auch Aluminium stand spürbar unter Druck.

Laut Norilsk Nickel, einem der weltweit größten Nickelproduzenten, wird der globale Nickelmarkt in diesem Jahr ein Angebotsdefizit von 60-70 Tsd. Tonnen aufweisen. Dieses könnte sogar noch höher ausfallen, sollten die Philippinen ein Exportverbot für unbehandelte Erze einführen. Im nächsten Jahr soll sich das Defizit laut Norilsk auf über 100 Tsd. Tonnen ausweiten, was knapp 6% der weltweiten Nachfrage ausmachen würde. Neben den Risiken auf der Angebotsseite sieht Norilsk Nickel eine wachsende Nickelnachfrage der chinesischen Edelstahlhersteller.

Die chinesische Nickelnachfrage insgesamt ist gemäß Daten des World Bureau of Metal Statistics im ersten Halbjahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 29% auf 459,3 Tsd. Tonnen gestiegen. Die Hälfte der Nachfrage wurde dabei durch Importe gedeckt. Dass der Nickelpreis gestern dennoch zeitweise auf ein 7½-Wochentief von 9.750 USD je Tonne gefallen ist, dürfte unter anderem an dem zuletzt wieder höheren Angebot aus Indonesien liegen. So hat das Land in den letzten Monaten deutlich mehr Ferronickel und Nickelroheisen exportiert. Dies kann möglicherweise die geringeren Nickelerzausfuhren der Philippinen im Zuge der umweltpolitischen Überprüfung der Minen im Land teilweise ausgleichen.


Agrarrohstoffe

Die EU Kommission hat gestern neue Ernteprognosen für 2016/17 bei wichtigen Getreiden und Ölsaaten veröffentlicht. Bei Weichweizen werden nun nur noch 133,3 Mio. Tonnen erwartet, eine Kürzung um fast 8% gegenüber der bisherigen Schätzung und 12% weniger als im Vorjahr. Die starken Regenfälle des Frühjahrs - insbesondere in Frankreich und Teilen Deutschlands - sind für die schlechtere Ernte verantwortlich. Entsprechend hat die EU-Kommission auch ihre Erwartung an die EU-Weizenexporte um 4 Mio. auf 25 Mio. Tonnen Weichweizen reduziert. Dies wäre so wenig wie seit vier Jahren nicht und deutlich weniger als die 32,7 Mio. Tonnen im Vorjahr.

Russland, das von einer Rekordernte und einem schwachen Rubel profitiert, dürfte die EU als führender Exporteur ablösen. Die Schätzung der Kommission für die gesamte Weizenernte inkl. Hartweizen liegt bei 142 Mio. Tonnen, die des USDA liegt bei 147,5 Mio. Tonnen. Selbst wenn das USDA eine nochmalige Anpassung nach unten vornähme, bliebe es aber - alles andere unverändert - bei einem weiteren Überschuss am globalen Weizenmarkt in der Saison 2016/17.

Bei Mais wurde die Ernteerwartung um 4,5% auf 62,5 Mio. Tonnen gesenkt. Dies ist aber immer noch ein Anstieg gegenüber den enttäuschenden 58 Mio. Tonnen des Vorjahres. Auch die Produktionsprognose für Raps nahm die EU-Kommission um über 5% zurück. Mit 19,4 Mio. Tonnen wäre dies die niedrigste Ernte seit vier Jahren. 2015/16 waren 21,6 Mio. Tonnen geerntet worden, im Jahr zuvor sogar 24,3 Mio. Tonnen.

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