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Ölpreise weiter auf Talfahrt

02.09.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise gaben gestern den dritten Tag in Folge kräftig nach. Brent fiel um 3,4% und kostete in der Nacht zeitweise nur noch 45,3 USD je Barrel. Gegenüber dem Preisniveau zu Wochenbeginn bedeutet dies einen Rückgang um mehr als 4 USD je Barrel. Der WTI-Preis fiel im Tief bis auf 43 USD je Barrel. Von diesen Tiefständen haben sich die Preise seither nur unwesentlich erholt. Neue Nachrichten, welche die Preisschwäche gestern ausgelöst haben, gab es nicht.

Es ist vielmehr die offen zu Tage tretende Diskrepanz zwischen Worten und Taten seitens der Ölproduzenten, welche die Marktteilnehmer zunehmend skeptisch macht und zum Ausstieg aus ihren Long-Positionen veranlasst. So zeigt sich der saudi-arabische Außenminister zwar optimistisch, dass sich die Produzenten auf eine gemeinsame Position bei der Ölproduktion verständigen werden. Gleichzeitig hat sein Land die Ölproduktion im August aber auf ein Rekordniveau von 10,7 Mio. Barrel pro Tag erhöht.

Gleiches gilt für den Irak und die Vereinigten Arabischen Emirate. Russlands Präsident Putin drängt wiederum auf ein Abkommen mit Produktionsobergrenzen, will aber den Iran davon ausnehmen, obwohl dieser seine Produktion seit dem Frühjahr deutlich ausgeweitet hat und bereits nahe am Förderlimit produziert. Eher müssten Nigeria und Libyen Ausnahmen erhalten, da beide Länder derzeit nur eingeschränkt produzieren. Für die Glaubwürdigkeit der Ölproduzenten ist dies verheerend. Es ist daher kein Wunder, dass die Skepsis unter den Marktteilnehmern größer wird und sich diese verstärkt zurückziehen.


Edelmetalle

Gold fiel gestern zeitweise auf fast 1.300 USD je Feinunze, erhielt aber später durch einen schwächeren US-Dollar nach einem enttäuschenden ISM-Index Unterstützung und handelt zum Wochenausklang leicht erholt bei gut 1.310 USD. Im Falle robuster US-Arbeitsmarktdaten dürfte Gold heute Nachmittag wieder unter Druck geraten.

Gestern kam es zu weiteren ETF-Abflüssen von 4,7 Tonnen. Die ETFs verzeichneten im August nur noch geringe Zuflüsse (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern). Auch die Münznachfrage zeigte sich im letzten Monat verhalten. Gemäß Daten der US-Münzanstalt wurden im August mit 58,5 Tsd. Unzen zwar mehr Goldmünzen als im Vormonat abgesetzt, die Verkäufe lagen aber 42% unter dem Vorjahresniveau. Die Verkäufe von Silbermünzen sind im Vorjahresvergleich sogar um fast 75% auf 1,3 Mio. Unzen eingebrochen. Dies waren zudem die schwächsten Silbermünzabsätze in einem Monat seit Dezember 2013.

Platin und Palladium zeigen sich heute Morgen zwar weitgehend unverändert, standen aber die letzten Tage deutlich unter Druck. Letzte Nacht veröffentlichte die Ward’s Automotive Group Fahrzeugverkaufszahlen für die USA, die hinter den Erwartungen zurückblieben.

Trotz anhaltend hoher Rabatte der Händler ist die saisonbereinigte annualisierte Verkaufsrate im August wieder unter 17 Mio. Einheiten gefallen. Das zwischen 2009 und 2015 zu beobachtende starke Wachstum der Fahrzeugabsätze in den USA scheint zum Erliegen gekommen zu sein. Damit könnte auch die Nachfrage nach Palladium zukünftig etwas weniger dynamisch ausfallen.

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Industriemetalle

Die Metallpreise befinden sich seit gestern in einem Erholungsmodus. Erst erhielten sie Auftrieb durch den überraschend positiven PMI in China (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern), später unterstützte im Zuge enttäuschender US-Konjunkturdaten (der ISM-Index fiel erstmals seit Februar wieder unter 50) ein schwächerer US-Dollar die Preise. Kupfer verteuert sich daher zum Beispiel am Morgen auf 4.650 USD je Tonne und Nickel handelt zeitweise wieder über der Marke von 10.000 USD je Tonne.

In Japan haben Anfang der Woche die Verhandlungen über die nächsten Quartalsprämien bei Aluminium begonnen. Unternehmenskreisen zufolge verlangt Rio Tinto Alcan von den japanischen Konsumenten für das vierte Quartal einen Aufschlag auf den LME-Preis von 82 USD je Tonne. Dies entspricht einem Rückgang von bis zu 12% im Vergleich zur aktuellen physischen Quartalsprämie und wäre der niedrigste Wert seit über sieben Jahren.

Die japanischen Aluminiumkäufer sind aber offenbar nur bereit, einen Aufschlag im niedrigen 70 USD-Bereich zu bezahlen. Auf diesem Niveau liegen laut Platts derzeit in etwa die Prämien am Kassa-Markt in Japan. Die japanischen Aluminiumverarbeiter können aktuell auf hohe Lagerbestände zurückgreifen und sehen sich zudem einer verhaltenen Nachfrage aus dem Immobilien- und Bausektor gegenüber. Japan ist der größte asiatische Importeur von Aluminium. In Europa und den USA liegen die physischen Prämien laut Platts aktuell bei unter 70 USD bzw. bei rund 130 USD je Tonne bereits jeweils auf einem Mehrjahrestief.


Agrarrohstoffe

Die Preise für Weizen und Mais legen seit gestern zu, nachdem sie auf mehrjährige Tiefstände gefallen waren. Dabei dürfte es sich größtenteils um Eindeckungen von Short-Positionen vor dem langen Wochenende in den USA handeln. Preisunterstützende Nachrichten kommen aus Indien, welches in den kommenden Monaten zu einem größeren Weizenimporteur werden dürfte. Davon gehen zumindest Weizenhändler und Branchenvertreter in Indien aus, da die lokalen Weizenvorräte nach zwei enttäuschenden Ernten auf das niedrigste Niveau seit fast zehn Jahren abgeschmolzen sind.

Seit Jahresbeginn hat Indien bereits 600 Tsd. Tonnen Weizen importiert, was der größten Menge seit neun Jahren entspricht. Angesichts der angespannten Versorgungslage gehen Marktteilnehmer davon aus, dass die indische Regierung den Importzoll von 25% senken oder gar aufheben wird. Indien ist der weltweit zweitgrößte Weizenproduzent und -konsument, tritt in der Regel aber nicht als Käufer auf dem Weltmarkt auf.

Das letzte Mal war 2006 mit Importen von 7 Mio. Tonnen. Damals stieg der Weizenpreis innerhalb von wenigen Wochen von 400 auf 560 US-Cents je Scheffel. Aufgrund der reichlichen Versorgungslage – die globalen Weizenbestände liegen auf einem Rekordniveau und für die weltweite Ernte wird ebenfalls ein Rekordniveau prognostiziert - ist damit diesmal nicht zu rechnen. Allerdings könnten die indischen Weizenkäufe einen Boden bei den Preisen einziehen.



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